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Tut ar PERRLA FE 1.-. —
Gasse.
| |
Deutliche Sagen.
Herausgegeben
von
den Brüdern Grimm.
Berlin,
in ber Nicolaiſchen Buchhandlung. 1816.
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E. wird dem Menſchen von heimathswegen ein guter Engel beigegeben, der ihn, wanı. a?" ins teben auszieht, unter ber vertraulichen. es ftale eines Minvandernden begleitet; wer, nicht ahnt, was ibm Gutes dadurch. widerfährt ‚; dee mag es fühlen, wenn er die Grenze des Watere lands überfchreitet, wo ihn jener verlaͤßt. Dieſe mohlthärige Begleitung ift das unerfchöpfliche Gut
der Märchen, Sagen und Gefchichte, welche ne⸗ beneinander ftehen und uns nacheinander die Vor⸗
zeie als einen frifchen und belebenden Geift abe
zu bringen fireben. Jedes bat feinen eigenem Kreis. Das Märchen ift poetifcher, ‚die. Sage biftorifcher; jenes ſtehet beinahe nur in ſich felben fe, in. feiner angeborenen Blüte und. Vollen⸗ dung; die Sage, von einer getingern Mannich⸗ faltigkeit der Farbe, hat noch das Beſondere, daß
fie an etwas Bekanntem und Bewußtem hafte, .an einem Ort oder einem durch die Geſchichte -gefüchers
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E. wird dem Menſchen von heimathswegen „I, ein guter Engel beigegeben, der ihn, wann, ep?"@ ins Leben auszieht, unter der vertraulichen. Be⸗ ftale eines Mitwandernden begleitet; wer, nichk ahnt, was ibm Gutes dadurch widerfähre ‚; den mag es fühlen, wenn er die Grenze des Watere lands überfchreitet, wo ihn jener verläße. . Diefe mohlthärige Begleitung ift das unerfchöpfliche Gut
der Märchen, Sagen und Gefchichte, welche ne⸗ beneinander ftehen und uns nacheinander die Vor⸗
zeit als einen frifchen und belebenden Geift abe
zu bringen ftreben. Jedes bar feinen eigenen Kreis. Das Märchen ift poetifcher, ‚die. Sage biftorifcher; jenes ſtehet beinahe nur in fich, felber fe, in. feiner angeborenen Blüte und. Vollen⸗ dung; die Sage, von einer getingern Mannichs faltigeie der. Farbe, hat noch das Beſondere, daß
fie an etwas Befanntem und Bewußtem hafte, an einem Ort ober einem durch die Geſchichte geſecher⸗
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/ten Namen. Aus diefer ihrer Gebundenheit folgt, daß ſie nicht, gleich dem Märchen, überall zu Haufe ſeyn koͤnne, fondern irgend eine Bedingung vor;
“ ausfege, ohne welche fie bald gar nicht da,. bald nur unvollkommener Horhanden ſehn wirde. Kaum ein Flecken wird fih in ganz Deurfchland finden,
wo es nicht ausführliche Märchen zu hören gäbe, .
‚.„ mähche ,.an- denen die Volksſagen blos dünn und
Pparſam gefär zu: ſeyn pflegen... Diefe. anfcheinens
- Be Dürftigkeie und Unbedeutendheit zugegeben, find Re dafür innerlich auch. weit eigenthümlicher ; fie gleichen .:den : Mundarten der Sprache, in denen Hin und wieder fonderbare Wörter und Bilder aus Nralten Zeiten bangen geblieben. find, während die Märchen ein ganzes Stuͤck alter Dichtung, fo zu fagen, in einem Zuge zu uns. uͤberſetzen. Merks wuͤrdig ffimmen. auch: die erzäßlenden Volkslieder eritfchieden mehr zu den Sagen, wie zu. den Märs Ken, die wiederum in. ihrem Inhalt die Anlage Der frübeften Poeſien reiner und Fräftiger bewahrt Gaben, als es. fogar. die übrig gebliebenen größe:
zen Lieder der Vorzeit konnten. Hieraus ergibt ſich ohne alle Schwierigfeit, wie es kommt, daß faſt nur allein die Märchen Theile der urdeutfchen - Heldenfage erhalten haben, ohne Dramen, (außer wo Diefe allgemein und in füch felbft bedeutend
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wurben, tie. der des alten Hilbebraud) ; während in den Liedern und Sagen unferes Volke fo viele einzelne, beinahe trockene Namen, Deter und Sitten aus der. Älteften Zeit .fefihaften. Die Märchen alfo find theils durch ihre Außere Ver⸗ breitung , theils ibe inneres Weſen ‚dazu bes. flimmt, den. weinen Gedanken einer Findlichen Weltbetrachtung zu faſſen, fie näheren unmittels bar, wie die Milch, mild und lieblich, oder der Honig, füß und färtigend, ohne irdifche Schwere; Dahingegen die Sagen ſchon zu einer ftärferen Speife dienen,. eine einfachere, aber deſto ents fchiedenere Farbe tragen, und mehr Ernft und Dachdenken fodern. Weber den Vorzug beider zu flreiten wäre ungeſchickt; auch foll durch dieſe Darlegung ihrer Verfchiedenheit weder ihr Ge: ‚meinfchaftliches überfeben, noch geleugner wers Den, daß fie in unendlichen Mifchungen und - Wendungen in einander greifen und fi mehr oder weniger ähnlich werden. - Der Gefchichte ftellen fich beide, das Märchen und die Gage, gegenüber ,„ infofern fie das finnlih natuͤrli⸗ che. und begreifliche ftets mie dem unbegreiflichen miſchen, welches jene, wie fie unferer Bildung angemeffen fcheint, nicht mehr in der Darſtellung felbft verträge, fondern es auf ihre eigene Weiſe
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in der Betrachtung des Ganzen neu bervorzuſu⸗
chen und zu ehren weiß. Die: Kinder "glauben an die Wirklichkeit "der Maͤrchen, aber auch das Volk hat noch. nicht. ganz aufgehoͤrt, an feine Sagen zu glauben, und fein. Verfland.. fondert niche viel darin; fie werden ibm aus den ange gebenen Unterlagen genug bewieſen, d. b. das
unleugbar nahe und fichtliche Daſeyn der letzte⸗ ren uͤberwiegt noch den Zweifel aͤber das damit
verknuͤpfte Wunder, Dieſe Eingenoſſenſchaft
der Sage iſt folglich gerade ihr rechtes Zeichen.
Daher auch von dem, was wirkliche Geſchichte heißt, (und einmal hinter einen gewiſſen Kreis der Gegenwart und des von jedem Geſchlecht
durchlebten tritt,) dem: Volk eigentlich nichts zw
gebracht werden kann, als. was ſich ihm auf
dem Wege der Gage ‚vermittelt; einer in Zeit
und Raum zu entruͤckten Begebenheit, der. die fes Erfordernig abgeht , bleibt es fremd oder
laͤßt fie bald wieder fallen. MBie unverbrüchlich
fehen wir es dagegen an feinen eingeerbten’ und bergebrachten Sagen haften, bie ihm in rechter Ferne nachrücken und fih an alle feine vertrau:
teſten Begriffe ſchließen. Niemals koͤnnen fie
ihm langweilig werden, weil ſie ihm kein eiteles Spiel, das mas einmal wieder fahren laͤßt, ſon⸗
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bern eine Nothwendigkeit fcheinen, die mit ing Haus gehört, ſich von felbft verſteht, und nicht anders, als mit einer gewiflen, zu allen rechtſchaft fegen. Dingen. näthigen Andacht, bei dem: rechten Anlaß, zue Sprache kommt. Jene ſtete Bewe⸗ gung und dabei immerfortige Sicherheit der Wolksſagen ſtellt ſich, wenn. wie es deutlich er wägen, als eine der troftreichften und erquickends ften Gaben Gottes dar. Um alles menfchlichen Sinnen ungewoͤhnliche, was die Natur eines Landſtrichs befigt, oder weſſen ihn die Gefchichte gemahnt, ſammelt fh ein Duft. von Sage. und Lied, wie ſich die Ferne des Himmels blau ans laͤßt und zarter, feinee Staub um Obſt und Blumen ſetzt. Aus dem Zufammenleben und
Zuſammenwohnen mit Felſen, Seen, Trümmern, w
Bäumen, Pflanzen entfpringt bald eine Arc von Berbindung, die fih auf die Eigenthuͤmlichkeit jedes dieſer Gegenftände gründer, und zu gemwifs fen :Stunden ihre Wunder zu. vernehmen: berechs tigt iſt. Wie mächtig das dadurch entftehende Band fey, zeige: an natüclichen Menfchen jenes herzzerreißende Heimweh. Ohne diefe fie beglei⸗ tende Poeſie muͤßten edele Voͤlker vertrauern und vergehen; Sprache, Sitte und Gewohnheit wurde ihnen eitel und unbedeckt duͤnken, ja bins
ser allem, was fie befäßen, eine gewiſſe Cinfries digung fehlen. Auf folche Weife veriftehen wie "das Wefen und die Tugend der deutſchen Volks⸗ fage, welche Augft und Warnung vor dem Boͤſen und Freude an dem Guten mit gleichen Händen austheil. Doch gebt fie an Örter und Stellen, die unfere Geſchichte laͤngſt nicht. mehr erreichen kann, vielmal aber fließen fie beide zufammen und mtereinarder; nur daß man zumeilen die an fich : untrennbar ‚gewordene Sage, wie in Stroͤ⸗ men das aufgenommene. grünere Waſſer eines ans deren Fluſſes, noch lange zu erfennen vermag.
sr: Das erſte, was wir bei Sammlung ber a Sagen nicht aus den Augen gelaffen haben, ift Treue und Wahrheit, Als ein Haupfſtuͤck aller Gefchichte hat man diefe noch ſtets berrach:
- tet; wir fodern fie aber eben fo gut auch für bie Poeſie und erkennen fie in dee wahren Poefie eben fo rein. Die tüge ift falfch und bis; was aus ihr berfomme, muß’ es auch ſeyn. Syn den Sagen und Liedern des Dolls haben wir noch feine gefunden: es läße ihren Inhalt, wie er
iſt und wie es ihn weiß; dawider, daß manches abfalle in der Länge der Zeit, wie einzelne Zwei⸗
ge und ÄAſte an fonft gefunden Bäumen vertrock⸗
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wen, bat ſich die Natur auch Bier durch ewige and von felbft wirkende Erneuerungen fücher ges file. Den Grund und Gang eines. Gedichts Aberbaupt kann feine Menſchenhand erdichten;. mit derfelben fruchtlofen Kraft wirde man Sprachen, und wären es Feine Wörtchen darin, erfinnen; ein Mecht oder eine Sitte alfobald neu aufbringen, oder eine unwirkliche That in die Geſchichte hin⸗ ſtellen wollen. Gedichtet kann daher nur werden, was der Dichter mie Wahrheit in’ feiner Seele empfunden: und ‚erlebt bat, und wozu ihm die Sprache halb bewußt, halb unbewußt, auch die Worte offenbaren wird; woran aber die einfam dichtenden Menfchen. leicht, ja faſt immer vers ſtoßen, nämlich an dem richtigen Maaß aller Dinge, das ift der Volksdichtung ſchon von ſelbſt eingegeben. Ueberfeine Speifen widerſtehen dem Volk, und fuͤr unpoetiſch muß es gelten, weit es, ſich feiner ſtillen Poeſie gluͤcklicherweiſe ger nicht bewußt wird; die ungenuͤgſamen Gebil⸗ deten haben dafür nicht blos die wirkliche Ge; fchichte , fondern auch das gleich“ unverfegliche Gut der Sage mit Unmahrheiten zu vermengen, zu überfüllen und überbieten getrachtet. Dennoch ift der Reiz der unbengfamen Wahrheit unend; lich flärker und Dauernder, „als alle Gefpinnfte,
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“Beil er nirgends Blößen gibt und die rechte Kuͤhn⸗ heit hat. In diefen Volksſagen ftecft. auch eine fo
7 Bige' Gewalt der Ueberrafchung ‚vor welcher die üßerfpanntefte Kraft der aus fich: blos. ſchoͤpfenden Einbildung zuletzt immer zu Schanden wird. und bei einer Vergleichung beider würde fih ein Un: terſchied dargeben, wie zwifchen einer geradezu
. erfonnenen Pflanze und einer neu aufgefundenen wirklichen, bisher von den Naturforſchern noch unbeobachteten, welche die: ſeltſamſten Ränder, Bluͤten und Staubfaͤden gleich aus ihrem Innern
ziu rechtfertigen weiß oder in ihnen ploͤtzlich etwas beſtaͤtiget, was ſchon in andern Gewaͤchſen wahr⸗ genommen worden iſt. Ähnliche Vergleichungen bieten die einzelnen Sagen untereinander, ſo wie mit ſolchen, die uns alte Schriftſteller aufbe⸗ wahrt haben, in Ueberfluß dar. Darum darf ibr Innerſtes bis ins kleinſte nicht verletzt und darum muͤſſen Sache und Thatumſtaͤnde luͤgenlos geſammelt werden. An die Worte war ſich, ſo viel thunlich, zu halten, nicht an ihnen zu kleben.
Dmehi- Das zweite, eigentlich ſchon im erſten mitbe⸗ griffene Hauptſtuͤck, worauf es bei einer Samm⸗ Gang. lung von Boltsſagen anzukommen ſcheint, beſte⸗
bet darin, daß man auch ihre Mannichfaltigkeit
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und Eigenthuͤmlichkeit fi r ch vecht gewaͤbren Kaffee Denn darauf eben beruhet ihre Tiefe und Breite, und.daraus allein wird ihre Natur zu erforfchen ſeyn. Im Epos, Volkslied und der ganzem Sprache zeige ſich das Gleiche: wieder; bald ;has
ben jene den ganzen Satz miteinandes gemein,
bald einzelne Zeilen, Redensarten,Ausdruͤcke;
bald Gebt, bald fehließt es anders und baßne N mie neue Mittel und Uebergängesi.Die Ahn⸗ lichfeit. mag noch ſo groß ſeyn, Peins wird dem andern : gleich; Hier -ift es voll und ausgewachſen, dort ſtehet es Armes: und dürftigenä Hein dieſe Armuth, weil. fie ſchuldfrei, hat im der: DYefoms derheit faſt jedesmal ihre Vergütung und wirt eine Armuthſeligkeit. Sehen: wie. die Sprachä näber-an, fo fiufe fie. fich ewig wad.ımendlich ‚Ih anermeßlichen Folgen amd Reihen ab, indem fie uns ausgegangene::neben fortblühenden Wurzeln; Zufammengefegte und vereinfachte Wörter und fol che, die ſich neu beftimmen oder irgend einem ven wandten Sinn gemäß weiter ausweichen, zeiget ja es kann 'diefe Beweglichkeit bis in den To und Fall der Silben und die einzelnen Laute von folge. werden. Welches unter. dem Verſchiedenen aun das Beflere-fey und mehr zur Sache gehöre, das iſt kaum zu fagen, wo nicht ganz unmöglich
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weil er nirgends Bloben gibt und Pd 6% heit hat. In dieſen Volksſagen ſt —
rege Gewalt der ueberraſchung, ⸗ aberſpannteſte Kraft der aus ſich BR 5 Einbildung duletzt immer zu — ⸗ per einet Vergleichung heider mürD
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weil er nirgends Bloͤßen gibt und die rechte Kuͤhn⸗ Beie har. In diefen Volksſagen ſteckt auch eine fo tige Gewalt der Ueberraſchung, vor welcher 'bie Aderfpanneefte Kraft der aus fich blos fchöpfenden Einbildung zulege immer zu Schanden wird und bei einer Vergleichung beider wuͤrde fih ein Uns verfchied dargeben, wie zwifchen einer geradezu erfonnenen Pflanze und einer neu aufgefundenen voirflichen, Bisher von den Naturforſchern noch unbeobachteten, welche die feltfamften Ränder, Blaͤten und Staubfäden gleich aus ihrem Innern u rechtfertigen weiß oder in ihnen plößlich etwas beftätigee, was ſchon in andern Gewächfen wahre genommen worden iſt. Ähnliche Vergleichungen Bieten die einzelnen Sagen untereinander, fo wie mit folhen, die uns alte Schriftſteller aufbes wahre haben, in Ueberfluß dar. Darum darf ihr Innerſtes bis ins kleinſte nicht verlegt und darum müffen Sache und Thatumflände lügenlos ariammelt werden. An die Worte war ſich, fo ziel ehunlich, zu haften, nicht am ihnen zu kleben.
Das zweite, eigentlich chem im erſten mirbes © geüfene Haurtiick, weranf es bei einer Gamma tung een Nelfefagen anzufenmmen fcheint, Eule: er tarin, ef um auch üfee Maunichfelrigferr
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und Eigenthuͤmlichkeit fich vecht gewaͤhren laſſe Denn darauf eben.beruber ihre Tiefe und Breite, und daraus allein wird ihre Matur zu erforfchen ſeyn. Im Epos, Volkslied und der ganzen Sprache zeigt ſich das Gleiche: wieder; bald ;has ben jene den ganzen Gab miteinandes gemein, Bald einzelne Zeilen, Redensarten, Ausdruͤcke; bald hebt, bald ſchließt es anders und bahnt fich nur neue Mittel und Uebergängems Die Ahn⸗ lichkeit mag noch ſo groß ſeyn, keins wird dem andern gleich; Hier iſt es voll und ausgewachfen;. dort fieher es aͤrmer und dürftigee:i Allein dieſe Armuth, weif. fie: .fchuldfrei, ‚Hat in der Wefons derheit faſt jedesmal ihre Verguͤtung und wirt eine. Armuchfeligkeie.. Sehen wie. die Sprachä näber an, fo fufe fie: ſich ewig-wa&.umendlich In smermeßlichen Folgen und Reihen ab, -inden fie uns ausgegangene::neben fortblühenden Wurzeln, Zufammengefegte und vereinfachte Wörter und fol he, die fih neu‘ beftimmen oder irgend einem vers wandten Sinn gemäß weiter ausweichen, zeige ja es Bann 'diefe Beweglichkeit bis in den Ton und Fall der Silben und die einzelnen Laute vo folge. werden, Welches unter..bem Verſchiedenen aun das Beſſere ſey und mehr zur Sache gehöre, das iſt kaum zu fagen, wo niche ‚ganz unmöglich
und ſuͤndlich, sfofern: wie niche vergeflen wollen, daß der Grund, woraus fie alle zufammen ent fprungen, die göttliche Quelle an Maas unerhoͤrt, an Ausftraßlung unendlich felber war, Und; weil das Sonnenlicht über Groß. und - Klein fcheint, und- jedem hilfe, fo weit es ſeyn .folf; beftehen Stätte und Schwäde, Keime, Knos fpen , Trümmer- und Verfall neben: und durcheins auder. Darum thut es nichts, daß man. in uns ſerm Buch. Ähnlichkeiten. und Wiederholungen . finden wird; denn die Anficht ; daß das verfchies dene Unvollſtaͤndige aus einem: Vollſtaͤndigen fich aufgeloͤſt, ift ‘uns -böchft verwerflich vorgekom⸗ men, weil jenes. Vollkommene nichts irdiſches feyn koͤnnte, ſondern Gott felber, in den alles zurücks fließt, ſeyn muͤßte. Härten wir alſo diefer Afms.
lichen Sagen nicht gefchont, fe wäre auch ihre
Beſonderheit und ihr Leben nicht zu retten ges weſen. Moch viel weniger haben wir arme Sa⸗ gen reich machen mögen, weder aus einer Zufam: meufügung - mehrerer Pleinen, wobei zur Noth der Stoff geblieben, Zufchnitt und Faͤrbung aber verloren gegangen wäre, noch ‚gar durch uner⸗ laubte, fremde Zutbaren, die mit nichts zu ber ſchoͤnigen find und Denen der unerforfchliche Ges danfe des Ganzen, aus. dem jene. Gruchſtuͤcke
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übrig waren, notbtwendig fremd -feyn mußte. Ein Lefebuch fol unfere Sammlung gar nicht wers den, in dem Sinn, daß .man alles, was fie ents Hält, Hinter einander duszufefen haͤtte. Jedwede Gage ſtehet vielmehr gefchloffen:für fih da, und Gar mit der vorausgehenden und nachfolgenden eigentlich nichts zu hun; wer fich darunter aus: ſucht, wird ſich ſchon begnägen und vergnügen, Uebrigens braucht, fo fehr wir uns ˖bemuͤhten, alles lebendig verfchiedene zu. behuͤten, kaum ers innert zu werden, baß die bloße. Ergänzung ei⸗ nee. md ;derfelben Gage aus mehrern Erzähluns gen, das heißt, Bie. "Befeitigung ‚aller nichts. bes Deutenden Abweichungen, einem giemlich untruͤgli⸗ chen eritifchen Gefühl, das fich ‚von np einfins Det, überlafien worden if. | | Auch bei Anordnung ber einzelnen Sagen bas „IV
Sen wir am liebſten der Spur der Natur folgen Saum wollen, die nirgends fleife und. offenfiegende "" Grenzen abſteckt. In der Poefie gibt es mur einige allgemeine Abtheilungen, alle anbern find Anrecht und zwängen, allein Selb jene großen haben noch ihre Beruͤhrung und. greifen in eins ander über, Der Unterfchied.. zwifchen Geſchichte, Sage und Märchen gehöre nun ‚offenbar zu den
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ich Vaibuchtenaini locketſten ſtehen; inzwiſchen rund vielmehr nur die unvertilg⸗ fie: Wegektitgiet: ſtetigen Beziehung auf den Minſthenꝰ indiſeine Handlungen,’ wotin -aber in nes: ihn! Meuheit liegt. Es” bewleſe Aiglih daß Meiiauth Alle‘: andere Überdanern wreben;, weil Die: aberäläubifche Neigung unferes Gomüchsiinege Gutes und Boͤſes von Heren und Jaaberern eewartet, als von Zwergen und Nies Yarz weshalb mwerkwuͤrdigerweiſe gerade jene Sa⸗ gen ſich beinahe. allein noch aus dem Volk Eine eig unter? die Gebildeten machen. Dieſe Bei⸗ fpirle zeigen hinlaͤnglich, wie runthunlich es ge⸗ weſen wäre, . nach dergleichen Ruͤckſichten einzelne Sagen chronologiſch zu orbuen-, zudem faſt in "Wer vie verſchiedenſten Elemente-leßendig in eins
under verwuchfen find , welche demmächft er - ine fortfchreitendei Umerſuchung, bie nicht ein⸗ want: bei dee Scheidung einzelner" Sagen. leben Bleiben” darf.;. fondern ſelbſt aus diefen wiederum Gleineres heransſuchen muß, Anibag, wahre Licht - Sehen. koͤnute. Letzterer Grund entſcheidet endlich auch gang gegen eine Anordnung nach dem. In⸗ Salt, indem: man z: Br alle Zwergſagen oder: bie won verſunkenen Gegenden u. ſ. Wi; unter eigene Abſchnitte -faßre.: - Dffenbaramwärden: blos die we⸗
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nigſten einen einzigen dieſer Gegenſtaͤnde befaſſen, da vielmehr.:in: jeder mannichfaltige Verwandte fchaften ;und..Beräßrungen mit andern anfchlas gen: Daher uns bei meitem diejenige Anreis Hung der Sagen am natärlichfien- und. vorteile hafteften .gefchienen hat, welche, überall mie nös thiger ‚Freiheit und ohne viel herumzufuchen, uns vermerkt auf einige folcher geheim und ſeltſam waltenden Webergänge führt. Dieſes iſt auch der nothwendig noch uͤberall luͤckenhaften Beſchaffen⸗ heit der Sammlung angemeſſen. Haͤufig wird man alſo in der folgenden eine deutliche oder leiſe Anſpielung auf die vorhergehende Sage fins den ; äußerlich ähnliche ſtehen oft beifammen, oft hören fie auf, um bei verfchiedenem Anlaß anderswo im Buch von neuem anzubeben. Un⸗ bedenklich. Härten . alfo noch viele andere Ord⸗ nungen derfelben Erzählungen, bie wir bier mits theilen, in fofern man weitere Beziehungen : bes rückfichtigen wollte, verfuche werden koͤnnen, alle aber würden doch nur geringe Beiſpiele der uns erfchöpflichen Teiebe geben, nach denen fich Sage aus Sage und Zug aus Zug in bem Wachsthum der Natur sefalee, |
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ern. Einen Anhang von Anmerkungen, wie wir zu "matun ben beiden Baͤnden ber. Kinder⸗ und Hausmaͤr⸗ chen geliefert, haben wir dieſes mal voͤllig weg⸗ gelaſſen, weil uns der Raum zu fſehr beſchraͤnkt haͤtte und erſt durch die aͤußere Beendigung unſerer Sammlung dine Menge von Beziehungen bequem und erleichtert werden wird. ine volk fländige Abhandlung ber deutſchen Sagenpoefie, ſo viel Fe in unſern Kräften ſteht, bleibt alfo ei -ner eigenen Schrift vorbehalten, worin wir um: fafiende: Meberfichten des Ganzen .nicht blos im jenen ‚dreien Eineheilungen nach Dre, Zeit und. Inhalt, ſondern noch in anderen verfuchen wollen. -
ovien Dieſe Sammlung hatten mie. nun fchon vor Sun etwa zehn Fahren angelegt, (man ſehe Zeitung " für Einfiedfer oder Teöfteinfamkeit. Heidelberg 1808. Nr. 19 u. 20.) feitdem unabläffig geforge,
um für fie fowohl fchriftliche Quellen in manchen allmälig felten werdenden Büchern des 16. und 17. J. H. fleißig zu nußen und auszuzieben, als auch
vor allen Dingen mündliche, lebendige Erzäpluns
gen zu erlangen. Unter den.gefchriebenen Quel⸗
len waren uns die Arbeiten des Johannes Prätorius weit die bedeutendften. Er ſchrieb
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in der zweiten Haͤlfte des 17. Jahrhunderts und verband mit geſchmackloſer aber ſcharfſichtiger Ge⸗ lehrſamkeit Sinn fuͤr Sage und Aberglauben, der ihn antrieb, beide unmittelbar aus dem buͤrgerli⸗ chen teben felbft zu fchöpfen umd ohne weichen, was er gewiß nicht ahnte, feine zahlreichen Schriften der Nachwelt unwerth und unfruchtbar fcheinen wuͤrden. Ihm danke fie zumal die Kennmiß und Beziehung mannichfaher Sagen, welche ven auf der Saale entlang und an den Ufern der Elbe, bis wo fich jene in dieſe ausmünder, im Magdeburgifchen und in der Altmark- bei dem Volke gehn. |
Den Prätorius Gaben fpätere,, oft oßne ibn zu nennen, ausgefchrieben, felten durch . eigene mändliche Zuſammlung fich ein gleiches Werdienft zu erwerben gewußt. In den langen Zeitraum zwifchen ihm und der Dtmarifchen Sammlung (1800): fälle fein. einzig Buch von Belang. für deusfhe Sagen, abgefehn: von. bloßen Einzeln: heiten. Indeſſen hatten fur; davor Mufäus und Frau Naubert in ihren Werarbeitungen einiger ächten: Grundfegen aus Schriften, fo mie theil⸗ weife aus mündlicher Leberlieferung, die Neigung darauf Bingezogen, menigftens hingewieſen. In Abſicht auf Treue und Friſche verdiene. Ormar’s
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Sammlung der Harzſagen fo viel Lob, daß dies
ſes den Tadel der hin und wieder aufgeſetzten unnoͤthigen Braͤme und.. Stilverzierung zudeckt. Viele find Uber. auch ſelbſt den Worten nach
untadelhaft and man:darf ihnen tranen.; Seitdem
hat ſich die Sache zwar immer mehegeregt und iſt auch. zumeilen wirklich geförderte, : im Ganzen jedoch nichts Bedeutendes geſammelt worden, aus ßer ganz neuerlich (7g815..ein Dutzend Schweiz. zerſagen von Wyß. Ihr Herausgeber hat ſie ge⸗
Schicke und gewandt :in- größere Gedichte verſpon⸗
en; wir erkennen neben dem Talent, was er darin bewiefen, doch eine Trübung trefflicher ein⸗ facher Poefie, die keines Behelfs bedarf und wel⸗ che wir unferm Sinn. gemäß aus der Ginfleidung wieder in bie. nadende Wahrheit einzulöfen ges srachter haben, darin auch durch die zugefuͤgt ger wefenen Anmerkungen befonders: erleichtert waren. Diefes, ..fo wie daß. wir aus der Osmarifchen Sammlung etwa eben. fo..viel, ober einige meßr aufgenommen, war. für. unfern Zweck und den uns feinethalben vorfchwebenden Grad von Volls ſtaͤndigkeit unentbehrlich ;- cheils hatten wir manche noch aus anderen Quellen zu vergleichen, zu bes richtigen und in: den einfachen Seil zuruͤckzufuͤh⸗ ven, Es find außerdem noch zwei andere neue
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Santinlangen deucſchar Volkoſagen sarguführenz von Buͤſching ( 18 1 29 und; Gottſchalt᷑ (1814.), deren. bie erſte Feb; auch auf auswärtige. Sagen; fodann einheimiſche Märchen , ::egembeg und Lie⸗ der, felbft Vermuthungen über Sagen, Wie Span genbergs., mit!erſtreckt,!: alfo ein ſehn ausgedehn⸗ tes, unbeſtimmtes Feld hat. Beide zuſammen verdanken mündlichen Quelle nicheuber zwoͤlfbib⸗ ber ungefannte deutſche: Sagenz.welche wir ins deſſen aufgenommen':baben. wuͤrden, wenn nicht jede: dieſer Sammlungen felbft: noch sim Gang waͤre und eigene Fartfegungen verſprochen hätte, Wir Haben ihnen alſo nichts davon. .angerühtt, übrigens, wo wir dieſelben ſchriftlichen Sagen daͤngſt ſchon aus . Bangelhen: oder, verſchiedenen Quellen ausgefchrieben: hatten, Anfre Auszuͤge Barum nicht bintanlegen: wollen; deum:;.nach, auf: richtiger Ueberlegangisfanden wir ‚ı.2aß. wir um⸗ fichtigee und reiflicher gefammelt hatten. Beide
geben: auch: vermiſcht mit den detlichen iSagen die geſchichtlichen, deren wir mehrese, Hunderte für : ..-
den: nächften Theil aufbehalten, Wir benfen feine feeimbe:. Arbeit zu. irren oder .zu.:flören;, fondern zoinifchen. ihnen:-gläcktichen: Fortgang, der _gotts ſchalkiſchen insbeſondere mehr Critik: zur Ausſchef⸗ dung des Voerbluͤmten und der Falſchmuͤnze. Die
= zzıv —
Dobenetkifche Aıhäntiung enbätch: dom bem Volks⸗ glauben des Mittelalters ( 815.) ) hreitet ſich theils über ganz; Europa; theils ſchraͤnkt fie ſich wieder auf das ſogengunt Aberglaͤubiſche und ſonſt in anderer Abſicht zu ihrem Schaden ein; man kann fügen: fie: iſt eine mehr: ſinnvolle als reife, durch⸗ gearbeitete Auſicht der Volkopoeſte und eigentlich Sammlung blos nebenbei, weshalb wir auch eis nige Auszaͤge aus Praͤtorius, wo wir zuſammen⸗ trafen, wicht ausgelaſſen haben; fie. wird inzwi⸗ chen: dem Studium dieſer Dichtungen zur: Erres gung und :Smpfehlung: gereichen,. Ausdruͤcklich ift bier noch Ju bemerken; daß. wie. vorfäglich Die vielfachen’ Sagen von. Rabezahl, die ſich füglich zu einer befonderen :Saramlung eignen, fo wie mehrere Aheinfagen auf die erhaltene Nach: richt: VBoigd wolle: Jolche zu Frankfurt in biefern So erden Velen ehhettegen,
5* * Bir rbften. -unfer Wuih. ben Siebhabern
—X deutſcher Moeſte, Geſchichte und Sprache, und hoffen,“es werde ihnen allen, ſchon als Tautere deuiſche Koft ;’willtommen. ſeyn; im feſten Glau⸗ ben , daß nichts mehr aufrthaue und Yüdgere Freude-bet ih: haben als das Vaterlandiſche. Sa, ‚eine Hentanıngelgs::fichianläflende: Entdet⸗
. tung und Bemuͤhung in unferer einbeimifchen Wiſſenſchaft kann leicht am Ende mehr Frucht . bringen, als die blendendfte Bekanntwerdung und Anbauung des Fremden, weil alles. Eingebrachte jugleich auch doch etwas Unficheres an fich. träge, fi) gern verfteige und nicht fo warm zu umfaflen fe Es ſchien uns nunmehr Zeit. hervorzutreten und unfere Sammfung zu dem Grad von Vollſtaͤn⸗ digfeie ande: Mannichfaltigfeit gebiehen zu ſeyn, der ihre: unvermeidlichen Maͤngel hinreichend ent⸗ | ſchuldigen konne und in unfern tefern das ers trauen erwecke, daß und im miefern wir ihre ‚Beihilfe: zur Vervollkommnung des. Werfes draus Gen und niche mißbrauchen werden. Aller Ans fang ift fchiver, mir fühlen, daß uns eine große Menge yon deutſchen Sagen gänzlich fehlt, :und . daß ein Theil der bier gegebenen genauer und | beffer noch aus dem Mund des Volks zu gemins nen ift; manches in Meifebefchreibungen des vos rigen Jahrhunderts zerſtesute mag gleichfalls mans geln. Die Erfahrung beweift, daß auf Briefe und Schreiben um zu fammelnde Beiträge wenig oder nichts erfolge, bevor durch ein Mufter von Sammlung felbft deutlich geworden feyn kann, auf welche verachtete und fcheinlofe Dinge es “ hierbei ankommt. Aber das Geſchaͤft des Sams
melng, -fobald..eg.-einen.-ernftlich thun will, ven lohnt fich. bald der Mühe und das Finden reicht noch am. uäcften.:an. jene unfchuldige. Luft der Kindheit, warn fie in. Moos und Gebüfch ein bruͤtendes Voͤglein auf feinem Meft. überrafcht ; es iſt auch bier: bei den Sagen. ein leifes Aufs heben: der Blätter. und beburfames Wegbiegen ber Zweige, um das Wolf nicht zu ſtoͤren und um verſtoblen in bie ſeltſam, aber beſcheiden in fich gefehmiegte, nad). Laub, Wiefengras und frifchr gefallenem Regen riechende Natur. blicken zu koͤn⸗ sen. Für jede .Mistheilung in diefem Sinn were ‚den wir bankbar. feyn und danken biermit öffent lich unferm Bruder Ferdinand Grimm und uns feen Freunden Auguft von Harthaufen- und Ca: rove, daß fie uns ſchon fleißig unsesftüßt baben. de am 14 in 1816,
3 n 5 a 1 4
Die drei Beralente {m Kuttenberg . Seite 1 Der Berg⸗Geiſt. 8 3 Der Berg⸗Moͤnch im HJar 5 Frau Hollen⸗ Teih... —6 Frau Holla zieht umher. 8 Frau Holen Bd... oe 2 2 —259 Frau Hola und der treue Eedatt : 2: 20.209 Frau Holla und der Bauer . . . . 1090 Die Springuurgel . . 0. . Stäulein von Bone .» > el Der Velbert on Die Shloß: Zunft - 2 202.16 Die Schlangen Sungftau .» : . ... 17T Das ſchwere find - 2 219 Der Weinkeller bei Sanıın . ee. 20 Das Huͤnen⸗Spieeeeee 23 Das Rieſen⸗Spielzeuuungngg24 Rieſe Einher 623 Rieſen⸗Saͤulennnn. 2686 Der Koͤterberggg... at. 27 Geroldded . . . 6 28
Kaiſer Karl zu Nürnberg. .. .28
Friedrich Rothbart auf dem Kyfhaͤuſe 2429 Der Birnbaum auf dem Walferfld . . .. 30 Der verzauberte König zu are . . 31 . Kaifer Carl V. udn . . ee 3 Der Unterberrg4332 Kaifer Karl im Unterbeerßg33 Der Scherfenberger und der Zn . . «34 Das file Volk u ehe 38 Des kleinen Volls Hochzeit⸗Feſt 39
= ZXVIl e. .
32. Steinverwandelte ur - + 33. Zwerg⸗Bere... 34 Zwerge leiten rt . .: 200. 35. Der Graf von Ha". Den. 36. Zwerge nsscricben Oo re 37. Die Bidtlen . -» 0.0. 38. Beſchwoͤrung der Bergmännlein een 39. Die Bergmaͤnnlein beim Ka . - « 10. Das Keller: Minmlin » 2: ee 41. Die Ahnfrau von Ranzuuu se. Herrmann von Rofenberg " . -..! . 43. Die ofenberger Zwerge. .- » eo" a3. Das Erdmaͤnnlein und ber Eokferiung .: 45. Der einkehrende Zwerg 46. Zeitelmooo8sßs.. lee 47. Das Moosweibden - . . 48. Der wilde Jaͤger jagt bie Moeelente 49. Der Waſſermann . 6 30. Die wilden Frauen im unterberge —W 51. Tanz mit dem Waſſermann » . .
Der Waflermann und der Bur . .
. Der Waffermann. aud.der Zleifherbant . Der Schwuimmer
Bruder Nickel ' 3° 9 N, | o o0
. Niren⸗Brunnen...
Magbeburger Nirtrten.. 20. Der Düngeds: See . . . . . Mummel:sEe .-; . - —W Die Elbjungfer und das Saalweidlein
Waſſer-Recht. ..
. Das ertrunkene Kind . . . . Shliß:Dehrhen - . - '. . . Die Waffer :Nire und der Mahltnabpe
Vor den Niren hilft Doſten und Doraut Des Nixes Bene >» 2 2. Die Magd bei dem Nir . . ° 0 Die Frau von Alvensleben
\
- X -
DIE Gran von Hahn und ber Nie. Gelte 87 Des Streichmaaß, der Ming und Weder... 06 Da Sobob.. . . Ir BEE NE Der Bauer wit feinem Soborb oo. .9% Der Kobold.in der Mühle . le.
Haben 2 20. 0.9 Hinzelwanng. er. 108 Klopfer.212286 Stiefel. 1238 Elerten.. Dr —19 Naht: Beil zu Aendenic le 129 Der | ee 1240
Der Wechſelbal 132 Die Wechſelbalge im Walt ©». 134 De lm 2 ee Spiritus faniliare 0 0 20017 Des Vegelueſtt1440 Der Brutpfennig - .: . DEE RES 71 3 Wechſeltind wit Ruthen geßrigen Dr 777 Schaum auf Kinder 0 ee 1 Die Roggen Muhme. —446 Die zwei unterirdiſchen Weiber . uat Koͤnig Gruxewald1148 Blamelieal...150 Die ie 2 0 Jehann von Yan . Pe Er 262188 Das Haͤndlein von Bretta . .1134 Das Dorf m Met re Die verfhütteten Gilbergruben - © . . 156 Der Gundgräbuer 2 0 ee ar in gefpenftigee Reuter - 0 000 219 Der falſche ei..221060 Zwoͤlf ungerechte Richte.32161 Die heiligen Qulen 2. ke Der quilende Brunnen 70 0 1 SungersQule 0 te Den er
rn AEX 3 vr
206." Der Helfenfteln” . .2* Beite ve re az. ‚Die. Wiege aus. dem Binnen Dre 7. 7 8. Hefe ee 1 209. Meinficn .. © nee 17 310. Der ſtillſtehende Ferne ee ven 198 a1. Prendfe .. .. . ...
z12. Der Qchſenbergg
119. Die Moor: Jungfern PER ‘
dig. Andreas:Necht . . .
215. Der Lebhaher zum Eſſen eingelaben 000. 17 216. Die Chriſtnacht . oo. D . 74 a7. Das Hemdabwerfen » 2 200.7 176 318. Krpal: Shaun . 0 re IM 319. Zauber Kräuter loben . a... 182 330. Der Solztneht in Yommern : “184 221. Iunfer hr 2 ee 10. Diemlfefn . en. 17 223. Taube. zeigt einen Schatz ee. . . 187 124. Taube bält den Feind db 0. 7188 225. Der Glodenguß zu Bredlan ... 2.189 136. Der Glockenguß zu Attendom : + . 190 127. Die Milen ... cr. 0!
128. Johanu Hühner . oo.
229. Eppela Belle... 000.
250. Der Blumenften >: 0 ee 20 331. Geeburger.Ee . 0 00. . 201 132. Der Burgſee und Burgmal 2 3.0. 208 338. Der beit. Niclas und der Dieb. . .. 205 7134. Niefenftelne . Pr .2009 135. Spuren im Steie206 336. Der. Rieſen⸗Finger ’ . 207 137. Rieſen, aus dem Unterberae. Po 208 138. Der Jetten-Buͤhel zu Heldelberg 209 139. Rieſe Sum 2. 2. 241410 149. Die tropfende Rippe u ee. am 147. Jungfrau: Eprung) .. +. ec. ak 393. Der Gtierindad . « eo. 38
"me Icext wm
Tas. Die Männer im -Sottenberg . 1 ‚Seite 2ia 344. Verkuͤndigung des Verderbens er |; 245. : Das Maͤnnlein auf dem Ren Pe FE , 217 146. Gottſche. * 217 147. Die Zwerge auf dem Baum ' er 7} 148. "Die Swerge auf dem’ 2 .2t 249. Die Fuͤße der Zwergge228 150. Die wilden. Seife „. >. 5 u . 22214 151. Die Hellingszwerge- on 152. Abzug des Zwergvolks über bie vriae a 227 153. Der Zug der Zwerge uͤber den Berg . 225 154. Die Zwerge: bei Dardeshein 230
155. Schmidt Riedet . , * . ., 231 3156, Grinken⸗ :Schmidt . 0 0 0 238 357. Die Hirtenjungen . ., ee 33
2583. Die Nußlerne ', “0. en :232 159. Der ſoeſter Eh . . ,. . .'..235 160. Das quellende Eilbr . , . . 236 161. Goldſand auf dem Unterberg Er 238 262. Goldkohlen... ne 59 163. Der Brunnen zu Steinan .. 240 164. Die fünf Kreuze. 2341 165. Der Schwerttanz zu Weiſſenſtein ee 00. .24K 166. Der Steintiſch zu Bingendeim -.- . . ...248 167. Der lange Mann.in der Mordgafle uf . 283 168. Krieg. und. Frieden . . er 77 169. Rodenſteins 2.1 1.7 117 . 344 270. Der Tannhaͤnſe. er ni, 246 171. Der wilde. Jäger. Hadelberg: - een 248 172. Der milde Jäger.und der Cancer 273. Der NHofelderg . . . . oe: 174. Des. Rechenbergers Sueht . . . .. „851 175. Geiſter⸗Kirche. >, 176. Geier: Mahl . . m 177. Der Dahdeder .. .. I .
3738. Die Spinnerin m Ce . . 260 179% Buttermildtbum 2.2 .. ‚ao
281. a82. 183. 134. 185. 180. 387.
rm KK
geo. Der heilige Wanfried . 2.00... tea
Der Hülfenberg --- = ©. 3624 Das Teufelsloch zu Goelar oe. 44268 Die Teufelsmuͤſe . 265 Der Herrgottstritt. un 266 Die Sahfenhäufer Brüde zu. Frautfurt 20.2.0607 Der Wolf und der Tonnenzapf 2 269 Der Teufel von ah reiten. .27P
‚Die. Teufelömauer leere en. 270 . Des Teufel Tan 2.70 0.21 . Die Tenfelskanzäägggg. 4272
Das Teufelsohriflen -> > 72 .2372
. Det Teufelsfelſen. et re 278
Keuflemauer > onen .278 Tenfelöditteet ee. .278 . Teufelsmuͤhee.. .27a Teufelstirche. . 62274 . Teufelsſtein.bei melchenbach . 274 Teufelsſtein bei ld en 27 - Eüntelftein u. Odmbrid . :.: 0. .975
. Der Kögenfien 0 tee 276
Die Felſenbruͤcce.. 276
Das Teufelsbad bei Daffel - “0. 0..97
Der Thurm. zu Schartfeld
» Der Dam gu Coͤn le im * 280
Des Teufels Hut.. 82382
Des Teufels Brand Os ar Die Teufels: Hufen . .. * .. 24 Der Teufel fuͤhrt die Braut fort ee. 1:77 Das Glide... 0. mean 286 Der Teufel ale Särfprecer ee te 209
. Kraum vom Schag auf der Bräde -.. . .. .290
‚Der Keſſel mit dem san ee 29091 Der Wärwolf -. . . . ER 293 Der Waͤrwolf⸗-Steiui 295 Die Waͤrwoͤlfe ziehen auo2686
. Dee Drache faͤhrt 8 0 ee 297
!-
— XXXIlI
Winkelried und der Lindwurm Der Lindwurm am Brunnen
Das Drachenloch Schlangenkoͤnigin Die Jungfrau im Oſelberg Der Krotenſtuhl Die Wieleniungfrau Das Nielen im Wafler Die arme Eeele
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. Die verfluchte Jungfer
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Das Fräulein vom Staufenberg
Der Jungferftein
Das fteinerne Brautbett
Sum Steben verwünfcht
Die Bauern zu Kolbed Der. heilige Sonntag Fran Huͤtt .
Der Kindelsberg
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Me Semmel: Schuhe
Der Frauenſand
Der Erdfall bei Hochſtaͤdt Die Brot⸗Schuhe Das taube Korn
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Brot zu Stein geworden Der Binger Maͤuſethurme.
Das Bubenried Kindelbrüd
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Die Kinder zu Hameln
. Der NRattenfänger
Der Schlangenfänger
Das Maͤuſelein Der ausgehende Rauch
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Die Katze aus dem Weidenbaum Wetter und Hagel machen
-Der Hexen: Lanz
Die Beinrsben und Naſen
Ger hängen
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Seite 209 | 300 ..301x 302 303 304 305 307 307 308 308 308 309 310 312 313 314 . 315 317 . . 318 319 .320 321 326. 328 ⸗ 329 330 330 333 334 835 336 337 338 339 340 341
— xxxv —
Das Noth⸗Hemd Feſt emaht .
Der ſichere · Schuß
Doppelte Geſtalt. Geſpenſt als Eheweib Tod des Erſtgebornen
Der Knabe zu Colmar
Tod des Domherrn zu Merfeburg . Die Lilie im Kloſter zu Corvei . Rebundus im Dom zu Luͤbec
Glocke läutet von felbft
Todes: Gefpenft
. Gran Berta oder die weiße gran Die wilde Berta kommt Der Taͤrſt, das Pofterli und die Strägsele . Der Nahıtjdger und die Müttelweiber . Der Mann mit dem Schlathut
Der ‚graue Hodelmann Chimmele in Pommern
Der Kriſcher
1. Der berumgiebende Jäger’.
Die äberfaiffenden Mönse
Der Irrwiſch Der feurige Wagen Der Räderberg -
Die Lichter auf Hellebarden”
Das Wafen :.
Weberndes Flammen⸗Saloß Der Feuerbetz..
Der feurige Mann .
Die verwunſchten Landmeſſer . Der verrüdte. Graͤnzſtein . Der Gränzfteeit
1. Der Gränzlauf .» . Die Alpſchlacht -
Der Etein bei Wenthufen
Die altenberger Kirche
Seite 3r 343
_ u —
291. Der ainis im lauenburger De oe Seite 380 292. Der Schwanberg 381 293. Der Robbediſſer Brunnen .. 31 294. Bamberger Wage. .. 3882 295. Kaiſer Friedrich zu Kaiferslautern .. 3382 206, Der Hirt auf dem Kiffhaͤuſe334 297. Die drei Teſe... 6 333 298. Das Bergmaͤnnchen .. 386 299. Die Zirbelnuͤſie.. 3 300. Das Paradies der Thier 3388 301. Der Gemsjaͤger. 007.889 302. Die Zwergloͤcher .. 300 303. Der Zwerg-und bie Wunderblume ee 0°. 39%
309 Der Wir an br le 2 2 ee 8392° 305. Schwarzach - . ee. :393 306. Die drei Jungfern aus dem See 0. . 394 307. Der sodbte Brauutigem . 0.2.5398 308. Der ewige Ser 2 ee. 997 - 309 Hans Jagenteufee 33 310. Des Hackelnberg Tram439 311. Die Tutsöfell . . 400 312. Die ſchwarzen Reuter und das Handpferb 2. 401 313. Der getreu Cdbart - 2 6 ee 42 314. Das Fraͤulein vom Wilberg - 403 315. Der Schäfer und der Alte aus dem Vers . .405 316. Jungfrau SE - 2. e 40 317. Die Heiden: Sungfrau zu Sl .. :-» 409
. Der Roßtrapp und der Eretpffull' + - . gut
Der Mäpdefrrung - . . .. 417 Der Jungfernſprung 413
. Der Harrasfprung - . . . 4420
Der Rieſe Hidde « . N . . 420
. Das ilefelder Nadeloͤhr. . 421i
Die Rieſen zu Lichtenberg. . 422
. Das Hühnenbu . - Zr . 423
Es rauſcht im Hähnen: Stab : 4424 Todte aus den Gräbern wehren dem Feind . 424 * *x * 2
= XV — " '
323. Hans Heilings Felſen. 6 5 Geltegas 329. Die Jungfrau mit dem Bart » . 226 930. Die weiße Jungfrau zu Schwanau . 427
331. Schwarzkopf und Geeburg am. Dummel-See 427 332. Der Krämer und die Maus: . . .a0 333. Die drei Shaggräber . . . 4831 334. Einladung vor Gottes derict at 335. Gaͤſte vom. Galgen 435 336. Teufels Bruͤcke. 4426 337. Die zwölf Johanneße “Eee at 338. Teufels Graben - Fa ET? 339. ‚Der Kreuzliberg oo. . . “439 3340. Die Pferde aus bem Bodenloh .. 440 341. Zuſammenkunft der Todten . . Dr 11 4 842. Das weillanende Vöglein .. ..443
345. Der ewige Jud auf dem Matterhom . 200483 344. Der Kefel mit Buttte.444 345. TrauereWeide . . . 2445
346. Das Chriftus: BNd zu Wittenberg . 717 347. Das Muttergottes: Bild ‚am Felſen . 46: 348. Das Gnadeubild aus dem Lerchenſtock zu Waldraft 447 - 349. Ochſen zeigen Die heilige Stätte . » “499
350. Notburge . . . “450 351. Mauertalt mit Bein aelbſot “0044 352. Der Iudenfein - . De 17
353. Das von den Juden getöbtete Mabdlein .. 46 854. Die vier Hufeiſe.24557 355. Der Altar zu Seefell4358 "356. Der Sterbenshen © 20000249 957 Suͤndliche ie » = . . » “460 358. Der ſchweidnitzer Ratbemann , « » » 460 959. Regenbogen über Verurtbeilten . 2000-462 360. Gott weint mit dem Unfhuligen « + 462 . Gottes He en 4 362. Die drei Um » 04
Ir Die drei Bergleute im Kuttenberg.
Mündlich in Heſſen.
In Boͤhmen liegt der Kuttenberg, darin arbeiteten drei Bergleute lange Jahre und verdienten damit fuͤr Frau und Kind das Brot ehrlich. Wann ſie Morgens in den Berg gingen, ſo nahmen ſie dreierlei mit: er⸗ ſtens ihr Gebaͤtbuch, zweitens ihr Licht, aber nur auf einen Tag mit Öhl verſehen, drittens ihr Bischen Brot, das reichte auch nur auf einen Tag. Ehe fie die Ars beit anhuben, thaten fie ihr Gekät zu Gott, daß er fie in dem Berge bewahren moͤgte und darnach fingen
ſie getroft und fleißig an zu arbeiten.- Es trug fich .
zu, als fie einen Tag gearbeitet hatten und es bald - Abend war, daß det Berg vornen einfiel und der Ein⸗ gang verfchüttet wurde. Da meinten fie begraben zu ſeyn und fprachen: “ach Gott! wir armen Bergleute, wir muͤſſen nun Hungers fterben! wir haben nur einen Tag Brot zu eſſen und einen Tag Öbl auf dem Licht!» Nun befahlen Tie ſich Gott und dachten bald zu fter- ben, boch wollten .fie nicht müßig feyn, fo lange fie noch Kräfte hätten, arbeiteten fort und fort und baͤte⸗ ten. Alſo gefchah es, daß ihr Kicht fieben Fahr brennte und ihr Meines Bischen Brot, von dem fie tagtäglich . - . , A o0 0
—_ 2: —
aßen, ward auch nicht all, ſondern blieb eben ſo groß und ſie meinten, die ſieben Jahre waͤren nur ein Tag. Doch da fie ſich nicht ihr Haar ſchneiden und den Bart abnehmen konnten, waren dieſe ellen⸗lang gewachſen. Die Weiber hielten unterdeſſen ihre Maͤnner fuͤr todt, meinten ſie wuͤrden ſie nimmermehr wiederſehen und dachten daran, andere zu heirathen.
Nun geſchah es, daß einer von den dreien unter der Erde, fo recht aus Herzensgrund, wuͤnſchte: “ach! koͤnnt ich noch einmal das Tageslicht fchen, ſo molkt ich gerne fterben!” Der Zweite fprach: “ach! Fünnt ich noch einmal daheim mit meiner Srau zu Tiſche ſitzen und eſſen, fo wollt ich gerne flerben!” - Da ſprach auch der Dritte: “ach! Fünnt ich mır noch ein Jahr friedlich und vergnügt mit meiner. Frau Ichen, fo wollt? ich ‘gerne fterbin!” Wie fie das gefprochen hatten, fo Frachte Der Berg gewaltig und übermächtig und fprang von einander; da ging. der erfle Hin zu dem... Ritz ‚und fchaute hinauf und fah ben blauen Himmel, und wie er fich am Tageslicht gefreut, fanf cr au⸗ genblicklich todt nieder, Der Berg aber that fih ims . “mer mehr von einander ‚ alfo daß der Riß groͤßer ward, da arbeiteten die beiden andern fort, hackten ſich Treppen, krochen hinauf und kamen endlich heraus. Sie gingen nun fort in ihr Dorf und in ihre Haͤuſer und: ſuchten ihre Weiber, aber die wollten ſie nicht mehr Tonnen. Sie fprachen: © habt ihr denn keine Männer gehabt?” “Ja, antworteten jene, aber die find ſchon firben Jahre todt und liegen im Kuttenberg
t
: begraben!” Der Zweite fprach.zu ‚feiner Frau: “ich bin dein Mann,” aber fie wollt’ es nicht glauben, weil er den cllenlangen Bart hatte und ganz unfennts lich war. Da fagte ır: “hol mir dag Bartmeſſer, das . oben in dem Wandſchrank liegen wird und ein Etüds chen Scife dazu.” Nun nahm cr firh den Bart ab, kaͤmmte und mufch fih, und als er fertig war, fah fie ,. daß es ihr Mann war. Gie freute fich herzlich, Holte Effen und Trinken fo gut fie es hatte, deckte den Tiſch und fie fegten fich zufammen Hin und aßen ver= gnuͤgt mit ‚einander, Wie aber der Mann fatt war und cben den legten. Biſſen Brot gegeflen hatte, dR ficl er um und war todt. Der dritte Bergmann wohn- ‘te ein ganzes Jahr in Stille und Frieden mit feiner Frau zufammen, als es herum war , zu derfelben Stuns de aber, wo er aus dem Berg gefonmen war, fiel er und feine Frau mit ihm tedt hin. Alſo Hatte Gott ihre Wünfche ihrer Froͤmmigkeit wegen erfüllt.
« | 2» , Der Berg» Geift. Prator Weltbefchreibung I. 110. 127. 128. Bräuners Euriofit. 203. 206.
G. Agricola de animalib. subterr, Mündlihe Erzählung.
Der Berg: Geift, Meifter Hämmerling, ges meiniglich Berg: Moͤnch genannt, zeigt ſich zuweilen Ar
BL 4 — 8 /
in der: Tiefe, gewoͤhnlich als ein Rieſe in einer ſchwar⸗
zen Moͤnchs⸗Kutte. In einem Bergwerk der Grau⸗
buͤndner Alpen erſchien er oft und war beſonders am Freitage geſchaͤfftig, das ausgegrabene Erz aus einem Eimer in den andern zu ſchuͤtten; der Eigenthuͤmer des
Bergwerks durfte ſich dag nicht verdrießen laſſen, wur⸗
| de aber auch niemals von ihm beleidigt. Dagegen als einmal ein Arbeiter," zornig über dies vergebliche Hand⸗
thieren, den Geift fchalt und verfluchte, fafte ihn dies
fer mit fo großer Gewalt, daß er zwar nicht farb,
aber das Antlig ſich ihm umkehrte. Im Annaberg , in der Höhle, welche der Rofenkranz heißt, hat er zwoͤlf
"Bergleute, während der Arbeit, angehaucht, wovon fie
todt liegen geblieben find, und die Grube ift, obgleich filberreich, nicht: ferner angebaut worden. Hier hat er ſich in Geftalt eines Roffes mit Iangem Hals gezeigt, _ furchtbar blickende Augen auf der Etirne. Zu Schnee: berg ift er aber als ein fchwarzer Mönch in der St. Ge: orgen = Grube erfchienen und hat einen Bergfnappen ergriffen, von der Erbe aufgehoben und oben in die Grube, die vorzeiten gar filberreich war, fo bart nie= dergeſetzt, daß ihm feine Glieder verlegt waren. Am Harz hat er einmal einen böfen Steiger ‚ der Die Berg: leute quälte, beſtraft. Denn als Diefer zu Tage fuhr ftellte er fih, ihm unfichtbar, über die Grube und alg er empor Fam, drückte ihm der Geift mit den Knien den
Kopf zufammen, | .
J
3. Der Berg: Mönch im Harz.
Muͤndlich, am Harz.
Zwei Bergleute arbeiteten Immer gemeinfehaftlich,
Einmal als fie anfuhren und vor Ort kamen, ſahen fie an ſihrem Geleucht., daß fie- nicht genug Öhl zu einer Schicht auf den. Lampen hatten. “Was fangen wir da an?” fprachen fie mit einander, “geht uns das Öhl aus, fo daß wir im Dunkeln follen zu Tag fah⸗ ren, find wir gewiß unglüdlich, da der Schacht ſchon gefährlich ift. Fahren wir aber jetzt gleich aus, um von Haus Ohl zu holen, fo ftraft uns der Steiger und dag mit Luft, denn er iſt uns nicht gut” Wie ſie
alfo beforgt fanden, fahen fie ganz fern in der Strede
ein Licht, das ihnen entgegen Fam. Anfangs freuten
fie fihn, als es aber näher Pam, erfchrafen fie. gewals - tig, denn ein ungeheurer, riefen=großer, Mann ging,
ganz- gebuͤckt ‚ in der Strecke herauf. Er hatte cine
große Kappe auf dem Kopf und war auch ſonſt wie
ein Mönch angetban, in der. Sand _aber trug er ein “ mächtiges Gruben-Licht. Als er bis zu den beiden,
die in Angſt da ftill flanden, gefchritten war, richtete
er fih auf und fprach: »Fuͤrchtet euch nicht, ich will euch Fein Leids anthun, vielmehr Gutes”, nahm ihr Geleucht und ſchuͤttete Ohl von feiner Lampe darauf. Dann aber griff er ihr Gezaͤh und arbeitete ihnen in
einer r ‚Stunde mehr, 2 als fie felbft in der ganzen Wor
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che bei allem Fleiß berausgearbeitet hätten. Nun fprach er: **fagte keinem Menfchen je, Daß ihr nich gefehen habt” und ſchlug zuleht mit der Fauft links an die Seitenwand; fie that ſich Aus einander und die Berg⸗ leute erblickten eine Imge Strede, ganz von Golp- und Silber ſchinmiernd. Und weil der unerwartete Glanz ihre Augen’ blendete, fo wenteten fie fich ab, als fie aber wieder. hinfchauten, war alles verſchwun⸗ den. Hätten fie ihre Bilhacke (Hacke mit einem Beil)
oder fonft irgend nur cinen Theil ihres Gezaͤhs hinein= “ geworfen, wäre die Strecke offen geblieben und, ihnen viel Neichtfum und Ehre zugefommen; aber fo war es vorbei, wie fie die Augen davon. abgewendet.
Doch blieb ‚ihnen auf ihrem Geleucht das Ohl des Berge Geiftes, das nicht qbnahm und darum noch im⸗ mer ein großer Bortheil war. Aber nach Jahren, als fie einmal am Sonnabend mit idren guten Freunden im Wirthshaus zechten und ſich luſtig machten, ers zählten fie die ganze Gefchichte, und Mondtags Mors gen, als fie anfuhren, war. Fein Öhl mehr auf. der. Lampe und fie mußten nun jedesmal wieder, ‚ wie die andern, frifch aufſchuͤtten.
| 4. Frau Hollen Teich.
Schaub Deſchr. des Meißners. Caſſel 1799. 8. p. 12-14. Muͤnchhauſen Abh. über den Meißner in Hinficht auf myth. Alterthum. Heſſ. Denkwuͤrdigk. Il. 161 — 202.
Auf dem Heſſiſchen Gebirg Meißner weiſen man⸗ cherlei Dinge ſchon mit ihren bloßen Namen dns Al⸗
terthum aus, wie bie Teufelsloͤcher, der Schlachtrafen , und fonderlih der Frau Hollenteich. Dieſer an der Ecke einer Moorwieſe gelegen bat gegenwärtig nur 40 - 50 Fuß Durchmeſſer; die ganze Wiefe ift mit ci= nem halb untergegangenem Eteindamm cingefaßt und nicht felten find .auf ihr Pferde verfunfen.
Bon diefer Holle erzählt das Volk vielerlei, gus tes und boͤſes. Meiber, die zu ihr in den Brunnen fleigen, macht fie gefund und fruchtbar; die neugebors nen Kinder ſtammen aus ihrem Brunnen und fie trägt fie daraus hervor. Blumen, Obſt, Kuchen, das fie unten im Teiche hat und was in ihrem unvergleichlis chen Garten waͤchſt, theilt fie denen aus, die ihr be- gegnen und zu gefallen willen. Sie ift fehr ordentlich und hält auf guten Haushalt; wann e8 bei den Mens ſchen ſchneit, klopft ſie ihre Betten aus, davon die Flocken m der Luft fliegen. Saule Spinnerinnen ftraft fie, indem fie ifnen ten Rocken befudelt, das. Garn wirrt, ober ben Flache anzuͤndet; Jungfrauen hinges gen, die fleißig abfpinnen, ſchenkt fie Epindeln und ſpinnt ſelber für fie über Nacht, dag die Spuhlen/ des Morgens voll find. Sanlenzerinnen zieht, fie die Bett⸗ decken ab und.Tegt fie nackend aufs Steinpflafter ; Flei⸗ ßige , die ſchon fruͤhmorgens Waſſer zur Küche tragen in reingeſcheuerten Eimern, finden Silbergroſchen darin. Gern zieht ſie Kinder in ihren Teich, die guten macht ' fie zu’ Glüdsfindern 5 die böfen zu Wechfelbälgen. Fäprlich gcht fie im Land um und verleiht den Ackern Fruchtbarkeit, aber auch erſchreckt ſie die Leute ; Wenn.
fie durch den Wald fährt, an der Spike des wütenden Heers. Bald zeigt fie fich als eine ſchoͤne weiße Frau in oder auf der Mitte des Teichs , bald ift fie unfichte bar und man hört blos aus der ziefe e ein Glockenge⸗ laͤut und finſteres Rauſchen.
. 5 “ Frau Holle zieße umber.
9 raͤt or. Veihnachtsfratzen prop. 54.
In der Weihnacht faͤngt Frau Holla an herumzu⸗ ziehen, da legen die Maͤgde ihren Spinnrocken aufs ‚neue an, winden viel Werk oder Flachs darum und. laffen ihn über Nacht ftchen. Sieht das nun Frau Holla, fo freut fie fich und fagt: | ſo manches Haar,
ſo manches gutes Jahr.
Dieſen Umgang haͤlt ſie bis zum großen Neujahr, d. h. den Heiligen. drei Koͤnigstag, wo fie wieder um⸗ Fehren muß nach ihrem Horfelberg; trifft fie dann unterwegens Flachs auf dem Rocken, zͤrnt ſie und ſpricht: u
fo mandes Haar,
ſo manches boͤſes Jahr. Daher reißen Feier⸗ ⸗Abends vorher alle Mägde forgfäl: fig vom ihren Rocken ab, was ſie nicht abgeſponnen haben, damit nichts dran bleibe und ihnen übel aus⸗
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ſchlage. Noch beſſer iſts aber, wenn es ihnen gelingt; alles angelegte Werk vorher im Abſpinnen herunter zu bringen. _
6. Frau Holen, Bad,
Zeiller f Senbſchreiben II. 533. ©. 695. Präcor. Weltbeſchr. 1. 476.
Am Meißner in Heffen liegt ein großer Pfuhl oder " See, mehrentheils trüb von Wafler, den man Frau Hollen, Bad niennt. Nach alter Leute Erzählung wird Srau Holle zuweilen badend um die Mittageftunde dars in gefehen und verfchwindet nachher. Berg und Moos re in der ganzen Umgegend find voll van Geiſtern und Reiſende oder Jäger oft von ihnen verführt „oder be⸗ ſchaͤdiget worden.
7. Frau Holla und der treue Eckart.
PYraͤtor. Weihnachtsfratzen propos. 55 Zalkenſt ein thuͤring. Chronik I. 167.
In Thüringen liegt ein Dorf Namens Schwarze, da zog Weihnachten Frau Holle vorüber und vorn im Haufen ging der treue Edart und warnte Die begeg- neten Leute aus dem Wege zu weichen, daß ihnen kein Leid: widerfahre. Ein Paar Bauerknaben hatten : ‚gerade Bier in der Schenke geholt, das fie nach Haus
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tragen wollten, als der Zug. erfehien, dem fie zuſahen. Die Gefpenfter nahmen aber die ganze breite Straße ein, da wichen die Dorfjungen mit, ihren Kannen abs feits in eine Ede; bald nahten fich unterfchicdene Weiz ber aus der Rotte, nahmen die Kannen und tranfen. Die Knaben ſchwiegen aus Furcht ftille, wußten doch nicht, wie fie ihnen zu Haus thun follten, wenn fie mit Ieeren Krügen kommen würden. Endlich trat der treue Eckart herbei und fagte: “das rieth euch Gott, daß ihr Fein Wörtchen gefprochen habt, fonft wären . euch euere Hälfe umgedreht worden; gehet nun flugs heim und ſagt keinem Menſchen etwas von der Ge⸗ ſchichte, ſo werden eure Kannen immer voll Bier ſeyn und wird ihnen nie gebrechen.“ Dieſes thaten die Kna⸗ ben und es war ſo, die Kannen wurden niemals leer, und drei Tage nahmen ſie das Wort in acht. Endlich aber konnten ſies nicht laͤnger bergen, ſondern erzaͤhl⸗ ten aus Vorwitz ihren Eltern den Verlauf der Sache, da war es aus und die Kruͤglein verſiegten. Andere ſagen, es ſey dies nicht eben zu Weihnacht geſchehen, | ſondern auf eine andre Zeit.
8. Frau Holla und der Bauer.
Praͤtor. Weihnachtfr. prop. 56.
‚grau Holla zog einmal aus, begegnete ihr ein Bauer mit der Art. Da redete fie ihn mit den Wor⸗
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ten an, daß er ihr den Wagen verkeilen oder verſchla⸗ gen ſollte. Der Tagloͤhner that, wie ſie ihm hieß und als die Arbeit verrichtet war, ſprach fie: raff die Spaͤ⸗ “ne auf und nimm fie zum Trinkgeld mit; drauf fuhr fie ihres Weges. Dem Manne kamen die Späne ver⸗ geblich und unnuͤtz vor, darum ließ er fie meiftentheile, liegen, blos ein Stuͤck oder drei nahm er für bie Lan⸗ geweile mit. Wie cr nach Haufe kam und in den Sack griff, waren die Späne eitel Gold, alsbald Echrte er ‚um, noch die andern zu holen, die er liegen gelaffen ; ſo fehr er fuchte, fo war es boch zu fpät und nichts mehr vorhanden.
9. Die Speingtourzel. Mündlich auf dem Rhrirberg von einem Schäfer.
vgl. Altdeutſche Wälder II. 9.
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Borzeiten huͤtete cin Schäfersmann friedlich auf dem Köterberg, da ſtand, als er fich einmal umwen⸗ dete, ein prächtiges Könige = Fräulein vor ihm und . fprach: “nimm die Spring = Wurzel und folge mir nach.” Die Spring= Wurzel erhält man dadurch ,. daß man eis nem Gränfpecht (Eifter oder Wiedehopf) fein Neſt mit cinem Holz zukeilt; der Vogel, wie er dag bemerkt, | fliegt alsbald fort und weiß die wunderbare Wurzel zu finden, die ein Menſch noch immer vergeblich geſucht
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hat. Er bringt ſie im Schnabel und will ſein Neſt damit wieder oͤffnen ‚ denn haͤlt er fie vor den Holz⸗ Teil, fo fpringt er heraus, wie vom ſtaͤrkſten Schlag getrieben. Hat man fich verſteckt und macht nun, wie er heran kommt, einen großen Lärm, fo läßt er fie, erſchreckt fallen (man Fann aber. alih nur ein weißes oder rothes Tuch unter das Neft: breiten, fo wirft er fie darauf, fobald er fie gebraucht bat.) Eine folche Springwurzel befaß der Hirt, Tief nun feine Thiere her: umtreiben und folgte dem’ Fräulein. Sie führte ihn bei einer Höhle in den Berg hinein, kamen fie zu einer Thuͤre oder einem verfchloffenen Gang, fo mußte er feis ne. Wurzel vorhalten und alsbald fprang fie Frachend - auf. Sie gingen immer fort, bis fie etwa in die Mit: te des Bergs gelangten, da faßen noch zwei Jungfrau⸗ en und fpannen emfig; der Boͤſe war auch da, aber: ohne Macht und unten an den Tifch, vor dem Die beie den faßen, feſtgebunden. Ningsum wor in Körken Gold und Teuchtende Edelſteine aufgehbäuft und bie Koͤnigstochter ſprach zu dem. Echäfer, der da ftand und die Schaͤtze anlufterte: “nimm dir, fo viel du willft.” Ohne Zaudern griff er hinein und füllte feine Tafchen, fo viel ſie halten: Fonnten und wie er, alſo
reich beläden, wieder. hinaus wollte, fprach ‚fie: “aber
vergiß das Beſte nicht!” Er meinte nicht anders, als _ Zas wären die Schäte und glaubte ſich gar wohl ver: ſorgt zu haben, aber es war das Spring Wort *).
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°) Der erzaͤhlende Sqchaͤfer brauchte ganz gleichbedeutend
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Wie er nun hindustrat, ohne die Wurzel, die er auf
den Tiſch gelegt, ſchlug das Thor mit Schalten Hinter
ihm zu, "hart an die Ferſe, doch ohne weitern Scha⸗ den, wiewohl er leicht ſein Leben haͤtte einbuͤßen koͤn⸗ nen. Die großen Reichthuͤmer brachte er glücklich nach Haus, aber ten Eingang Eonnte er nicht wieder finden.
10. Fraͤulein von Bonneburg.
Muͤndlich, aus Heſſen.
Auf eine Zeit lebten auf der Boyneburg drei Fraͤu⸗
lein zuſammen. Der juͤngſten traͤumte in einer Nacht, es ſey in Gottes Rath beſchloſſen, daß eine von ihnen im Wetter ſollte erſchlagen werden. Morgens ſagte fie ihren Schweſtern den Traum und als es Mittag war, ſtiegen ſchon Wolken auf, die immer groͤßer und ſchwaͤr⸗ zer wurden, alſo daß Abends ein ſchweres Gewitter am Himmel hinzog und ihn bald ganz zudeckte und der Donner inımer näher herbei Fam. Als nun das Feuer von allen ‚Seiten herabfiel, fagte die altefte: “ich will Gottes Willen gehorchen, denn mir ift der Tod bes fimmt”, ließ fich einen Stuhl binaustragen, faß draus ben einen Lag un eine Nacht und erwartete, tab der
die Spring-Wurzel und das Spring: Wort wie im Gefuͤhl von der alten Verwandſchaft beider Ausdruͤcke.
*
— 14 —
Blitz fie tröfe. Are es traf fie Feiner; da flieg am
zweiten Tage Die zweite herab und fprach: “ich will Bortes Willen gehorchen, denn mir ift der Tod be= ſtimmt“; und faß den zweiten Tag und die zweite - Nacht, die Blitze verfehrten fie auch nicht, aber das Wetter wollte nicht fortzichen. Da fprach die dritte am dritten Tage: "nun feh ich Gottes Willen: daß ich fierben foll”, da ließ fie den Pfarrer holen, der ihr dag Abendmahl reichen mußte, dann machte fie auch ' ihr Teſtament und fliftete, daß an ihrem Todestage die.ganze Gemeinde gefpeift und Defchenft werden folls te. Nachdem das gefchehen war, ging fie getroft hin- unter und feßte fich nieder und nach wenigen Augen blicken fuhr auch rin Blig auf fie herab und toͤdtete fe. —
Hernach als das Schloß nicht mehr bewohnt war, it ſie oft als ein guter Geiſt geſehen worden. Ein arnier ‚Schäfer, der all fin Hab und Gut ‚verloren hatte und dem am andern Tage fein letztes follte aus⸗ gepfändet werden, weidete an der Boyneburg, da fah er im Sonnenfchein an der Schloßrhüre eine fehnee= weiße Jungfrau ſitzen. Sie hatte ein. weißes Tuch ausgebreitet, darauf lagen Knotten, die follten in ver Sonne aufflinfen. . Der Schäfer verwunderte fih, an dem einfamen Ort eine Jungfrau zu finden, trat zu . ihr bin und fprach: “ei wag fchöne Knotten!” nahm ein paar in die Hand, befah fie und legte fie wieder hin. Sie fah ihn freundlich. und doch traurig an, ant⸗ wortete aber nichts, da ward dem Schäfer angft, daß
er fort ging, ohne ſich umzuſehen und die Heerde nach Haus trieb. Es waren ihm aber ein paar Knotten, als er darin geftanden, neben in die Schuhe gefallen, die drüchten ihn auf dem Heimweg, da feßte er ſich, zog den Schuh ab und wollte fie herauswerfen, wie er hincingriff, ſo fielen ihm fünf oder ſechs Gold⸗ fürner in die Hand. Der Schäfer eilte zur Boyneburg zuruͤck, aber die weiße Sungfrau war fammt den Knot⸗ ten verſchwunden; doch konnte er ſich mit dem Golde ſchuldenfrei machen und ſeinen Haushalt wieder ein⸗ richten.
Viele Schaͤtze ſollen in der Burg noch verborgen liegen. Ein Mann war gluͤcklich und ſah in der Mau⸗ er ein Schubfach; als er. es aufzog, war es ganz voll Gold. Eine Wittwe hatte nur eine Kuh und Ziege und : weil an der Boyneburg ſchoͤne Heiterneſſeln wachen, wollte ſie davon zum Futter abſchneiden, wie ſie aber eben nach einem Strauch packte, glitt ſie aus und fiel tief hinab. Sie ſchrie und rief nach Hilfe, es war aber niemand mehr in der einſamen Gegend, bis Abends ihre Kinder, denen Angſt geworden war, her⸗ bei kamen und ihre Stimme hoͤrten. Sie zogen ſie an Stricken herauf und nun erzaͤhlte ſie ihnen, tief da unten ſey ſie vor ein Gitter gefallen, dahinter ha⸗ be ſie einen Tiſch geſehen, der mit Reichthuͤmern und Silberzeug ganz beladen geweſen.
rue Ile > Der Piel: Berg.
Dratorius Gluͤcks⸗ Topf ©. 506.
| | BE Bei Arinaberg in Meiffen, liegt vor ber Stadt ein Höher Berg, der PielsVBerg genannt, darauf foll- vor Zeiten eine ſchoͤne Jungfrau verbannt und verwänfcht feyn, die fich noch öfters um Mittag, weshalb ſich dann niemand dort darf fehen laffen, in Füftlicher Ge⸗ ftalt, mit prächtigen, geben hinter fich geſchlagenen Haaren zeigt.
| 12 Pa . Die Schloß: Sungfrau.
7) lkenſtein thoͤring. Ehronif I. 172.
Yuf dem Schloßberg unweit Ordruf in Thüringen fol fih manchmal eine Sungfrau ſehen laffen, welche ein großes Gebund Schlüffel anhängen hat. Cie kommt Dann allezeit um zwölf Uhr Mittags vom Berg herab und geht nach dem unten im Thal befindlichen Hierlings⸗ oder Hörlings> Brunn und badet fih in demfelben, "worauf fie wiederum den Berg binauffteigt. Einige wollen fie genau "gefchen und bstrachtet haben.
13.
. 13, Die Schlangen s Jungfrau. J Praͤt or. Weltbeſchr. I. 661- 663.
Seyfriſed in medulla. p. 477. 478. Kornemann mons Veneris c, 34. p. 189- i92.
Um das Jahr 1520 war einer zu Baſel im Schwei⸗ zerlande mit Namen Leonhard, ſonſt gemeinlich Lieni⸗ mann genannt, eines Schneiders Sohn, ein alberner und einfältiger Menſch, und dem dazu das Neben,
weil er flammerte, übel abging. . Diefer war in: dag
- Schlaufz Gewölbe oder den Gang, welcher zu Augft
Über Bafel unter der. Erde her.fich erſtreckt, ein= und darın viel weiter, als jemals einem Menfchen möglich gewefen, fortgegangen und hinein gefommen und hat
von wunderbarlichen Handeln und Gefchichten zu reden
wiffen. Denn er erzählt und es gibt noch Leute, die es aus feinem Munde gehört haben, er habe ein ger voeihtes Wachslicht genommen und angezündet und fey mit diefem in die Höhle eingegangen. Da hätte er erſtlich durch eine eiferne Pforte und darnach aus eis
nem Gewoͤlbe in das andere, endlich auch durch etliche
gar ſchoͤne und luſtige gruͤne Gaͤrten gehen muͤſſen. In der Mitte aber ſtuͤnde ein herrlich und wohlgebautes Schloß oder Fuͤrſtenhaus, darin waͤre eine gar ſchoͤne Jungfrau mit menſchlichem Leibe bis zum Nabel, die truͤge auf ihrem Haupt eine Krone von Gold und ihre Haare haͤtte ſie zu Felde geſchlagen; unten vom Nabel
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an waͤre ſie aber eine graͤuliche Schlange. Von derſel⸗ ben Jungfrau waͤre er bei der Hand zu einem eiſernen Kaſten gefuͤhrt worden, auf welchem zwei ſchwarze bel⸗ lende Hunde gelegen, alſo daß ſich niemand dem Kaſten naͤhern duͤrfen, ſie aber haͤtte ihm die Hunde geſtillt und im Zaum gehalten, und er ohne alle Hinderung hinzugehen koͤnnen. Darnach hätte fie einen Bund Schlüffel, den fie am Hals getragen, abgenommen, den Kaften aufgefchloffen,, filberne und andere Münzen heraus geholt. Davon ihm dann die Sungfrau nicht wenig aus fonderlicher Mildigkeit geſchenkt, welche er mif fih aus der Schluft gebracht, wie er denn auch felbige vorgezeigt und fehen laffen. Auch habe die Jung⸗ frau zu ihm gefprochen,, fie fey von Föniglichem Stam⸗ me und Gefchlecht geboren, aber alfo in ein Ungeheuer verwuͤnſcht und verflucht, und koͤnne durch- nichts erloͤſt werden, als wenn fie von einen Süngling , deſſen Keuſchheit rein und unverletzt waͤre, dreimal gekuͤßt werde; dann wuͤrde ſie ihre vorige Geſtalt wieder erlan⸗ gen. Ihrem Erloͤſer wolle fie dafür den ganzen Schatz, der an dem Orte verborgen gehalten würde, geben und überantworten. Er erzählte weiter, daß er Die Jungs frau bereits zweimal gefüßt, da fie denn alle beide Mal, vor großer Freude der unverhofften Erlöfung, mit ſo gräulichen Gebärden ſich erzeigt, daß er ſich gefuͤrch⸗ fet und nicht anders gemeint, fie würde ihn lebendig zerreißen; daher er zum drittenmal fie zu Füffen nicht gewagt, fondern weggegangen wäre. Hernach hat es ſich begeben, Daß ihn etliche in cin Schand = Haus mits
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= 19 —
‚genommen, wo er mit einem leichtfinnigen Weibe ge⸗ fündigt. Alfo vom Lafter befledt, hat er nie wieder den Eingang. zu der Schlaufs Höhle finden koͤnnen; welches er zum oͤftern mit Weinen beklagt. W
| I4 Das ſchwere Kind,
Bräuners Curioſit. 274.
Im Jahr 1686. am achten Juni erblickten zwei Edelleute auf dem Wege nach Chur in der Schweiz an einem Buſch ein kleines Kind liegen, das in Limen ein⸗ gewickelt war. Der eine hatte Mitleiden, hieß ſeinen Diener abſteigen und das Kind aufheben, damit man es ins naͤchſte Dorf mitnehmen und Sorge fuͤr es tragen - Zönnte, Als dieſer abgeſtiegen war, das Kind angefaßt hatte und aufheben wollte, war er es nicht vermoͤgend. Die zwei- Ebelleute. verwunderten fich hierüber und bes. fahlen dem andern Diener, auch abzufigen und zu hel— fen. Aber beide mit gefammter Sand waren nicht fo mächtig, es nur von ber Stelle zu rüden. Nachdem fie es lange verfucht, bin und her gehoben und - gezogen, hat dag Kind anfangen zu fprechen und gefagt: “„laßet mich liegen, denn ihr koͤnnt mich doch nicht von der Erde wegbringen. Das aber will ich euch fagen, daß dies ein Föftliches und fruchtbares Jahr feyn wird, aber “ wenig Menfchen werden es erleben,” - Sobald es diefe Worte qusgercdet hatte, verſchwand es. Die beiden
830.
u Zu J — 20 —
Edelleute legten nebſt ihren Dienern ihre Ausſage bey dem Rath zu Chur nieder.
15. Der alte Weinfellee bei Salurn.
Nachr. von Geiſtern. Frankf. 1737. ©. 66-73.,
Auf dem Rathhaufe des tyroler Fleckens Salurn, an der Etfch, werden zwei alte Flaſchen vorgezeigt ‚und davon erzählt: Im Jahr 1688. ging Chriftoph Patzeber von St. Michael nach Salurn in Verrichtungen und wie er bei den Trümmern der alten falurner Burg vorübere Fam, wandelte ihn Luft an, das Gemäuer näher zu bes trachten. Er ſah fih im obern Theil um und fand ungefähr cine unterirdifche Treppe, welche aber ganz hell fchien, fo daß er hinabftieg, und in einen anfchnlis
chen Keller gelangte, zu deffen beiden Seiten er große Säffer liegen fah. Der Sonnenftrahl. fiel durch die Rit: zen, er Fonnte deutlich achtzehn Gefäße zählen, deren jedes ihm daͤuchte funfzig Irten zu halten; an denen die. vorn fanden, fehlte weder Hahn noch Krahn und alg der Bürger vormwißig umdrehte, ſah er mit Verwundes rung einen Wein, Töftlich wie Del, fliegen. Er Fofte te das Getraͤnk und fand es von ſolchem herrlichen
Geoſchmack, als er Zeitlebens nicht über die Zunge ges
bracht Hatte. Gern hätte er für Meib und Kind davon : mitgenommen, wenn ihm ein Gefchire zu Handen ge wefen wäre; die gemeine Sage fiel ihm ein .von diefem.
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Schloß; das fchon manchen Menfchen unfchulbigerweije reich gemacht haben follte, und er fann hin und;ber, ob er nicht durch diefen Zund glücklich werden, möchte. Er fchlug daher den Weg nach der Stadt ein, volls brachte fein Gefchäft und Faufte fich zwei große irdene Flaſchen nebft Trichter und verfügte fich noch vor Sons nenuntergang in Das alte Schloß, wo er alles gerade fo wieberfand, als das erftemal. Ungefäumt füllte er feine beiden Zlafchen mit Wein, welche etwa zwanzig Maag faſſen Eonnten, hierauf wollte er den Keller vers laſſen. Aber im Umdrehen ſah er ploͤtzlich an der Trep⸗ pe, alſo daß ſie ihm den Gang ſperrten, drei alte Maͤnner an einem kleinen Tiſche ſitzen, vor ihnen lag - eine ſchwarze mit Kreide beſchriebene Tafel. Der Buͤr⸗ ger erſchrak heftig, hätte gern allen Wein im Stich gelaffen,. hub an inbrünftig zu beten und die Kellerherrn um PVerzeifung zu bitten. Da ſprach einer aus den dreien, welcher einen langen Bart, eine Ledermüße auf. drm Haupt und einen ſchwarzen Rod anhatte: komm fo oft du wilt, fo follft du allzeit erhalten, was dir ‚und den deinen vonnoͤthen ift. Hierauf, verfchwand das ganze Geficht. Patzeber Fonnte frei und ungehin- dert fortgehen und gelangte glüdlich heim zu feinem
Weibe, dem er alles erzählte, was ihm begegnet war. J
Anfangs verabſcheute die Frau dieſen Wein, als ſie aber ſah, wie ohne Schaden ſich ihr Hauswirth daran labte, verſuchte ſie ihn auch und gab allen ihren Hausgenoſſen deſſen zu trinken. Als nun der Vorrath all wurde,
nahm er getroft die zwei irdenen Kruͤge, ging wieder
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in den Keller. und füllte von neuem und bag geſchah etlichemal: ein ganzes Jahr durch; dieſer Truͤnk, der. - einer Faiferlichen Tafel wohl geftanden hätte, Toftete ihn feinen Heller. Einmal aber befuchten ihn drei Nachba⸗ ren, denen er von feinem Gnadentrunf zubrachte, und die ihn fo trefflich fanden y daß fie Verdacht fchöpften und argwohnten, er fey auf unrechtem Wege Dazu ger kommen. ' Weil fie ihın ohnedeß feind waren, gingen - fie aufs Rathhaus und verflagten ihn, der Bürger ers ſchien und verhehlte nicht, wie cr zu dem Wein ges langt war, obgleich er innerlich dachte, daß er nun den letzten geholt haben wuͤrde. Der Rath ließ von dem Wein vor Gericht bringen und befand einſtimmig Fr Daß dergleichen im Lande nirgends anzutreffen wäre. Alfo mußten fie zwar den Mann nach abgelegtem Eid heim entlaffen, gaben ihm aber auf, mit feinen las ſchen nochmals den ‚vorigen Weg zu unternehmen. Er “machte ſich auch dahin, aber weder Treppe noch Kel⸗ Ner war dort zu fpüren und er empfing unfichtba= re Schläge, die ihn betäubt und halbtodt zu Boden ſtreckten. Als er fo lange Zeit lag, bedäuchte ihn den vorigen Keller, aber fern in einer Tiefe, zu erblicken, Die drei Männer faßen wieder da und Freideten ftill und ſchweigend bei einer hellen Lampe auf dem Tifch,. als hätten fie eine wichtige Rechnung zu fchliegen; zus Yeßt wifchten fie alle Ziffern aus und zogen ein Creuz über. die ganze ZTafel,. welche fie hernach bei Eeite: ftellten. Einer ftand auf, öffnete drei Schlöffer an. einer eifernen Thür und man hörte Geld Elingen. Auf
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einer anderen Treppe Fam: dann diefer alte Mann herz. aus zu dem auf der Erde liegenden Bürger, zählte
ihm 30 Thaler in den Hut, ließ aber nicht Den geringes . ften Laut von fich hören. Hiermit verfchwand das Be: fit und die falurner Uhr aus der Ferne fchlug eilf. Der Bürger raffte fih auf und Froch aus den Maus ern, auf. der Höhe fah er einen ganzen Leichenzug mit - Kichtern vorbeiwallen und deutete das. auf feinen eige⸗ nen Zod, Inzwiſchen Fam er nach und nach auf die Landſtraße und wartete auf Leute, die ihm nach Haus fchleppten. Darauf berichtete er den Rath den ganzen Verlauf und die go alten Thaler hewieſen deutlich, daß fie ihm von Peiner oberirdifchen Hand waren gez geben worden. Man fantte des folgenden Tags acht beherzte Männer aus zu der Stelle, die gleiehwohl nicht die mindefte "Spuren entdeckten, außer.in einer Ede der Trümmer die beiden irdenen Slafchen liegen fans ‚den und zum Wahrzeichen mitbrachten. Der Pageber ftarb zehen Tage darauf und mußte die Weinzeche mit feinem Leben zahlen; das gemachte große Creuz hatte die Zahl der zehn Tage vielleicht vorbedeutet.
16. " Hünen : Spiel.
Mündlih, aus dem Corvei'ſchen.
Bei Hörter liegen der Brunsberg und Wiltberg, auf welchen die Sachfen im Kampf mit Carl dem Oro:
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ßen ſollen ihre Burgen gehabt haben. Nach der Sage des Volks wohnten dort ehedem Huͤnen, die ſo groß waren, daß ſie ſich Morgens aus ihren Fenſtern gruͤßend die Haͤnde heruͤber und hinuͤber reichten. Sie warfen ſich auch, als Ballſpiel, Kugeln zu und ließen ſie hin und her fliegen. Einmal fiel eine ſolche Kugel mitten ins Thal herab und ſchlug ein gewaltiges Loch in den Erdboden, das man noch heute ſieht. |
17. Das Rieſen-Spielzeug. Muͤndlich von einem Foͤrſter.
Im Elſaß auf der Burg Nideck, die an einem ho⸗ . Ben Berg bei einem Waſſerfall liegt, waren die Ritter vorzeiten große Riefen. Einmal ging das Niefen = Fräus lein herab ins Thal, wollte fehen, wie es da unten wäre und kam bis faft nach Haslach auf’ cin vor dem Wald gelegenes Aderfeld, Das gerade von den Bauern beftellt ward. Es blicb vor Verwunderung ftehen und fihaute den Pflug, die Pferde und Leute an, das ihr alles etwas neues war. "Ei, fprach fie, und ging herzu, das nchm ich mir mit.” Da kniete fie nieder zur Erde, fpreitete ihre Schürze aus, ſtrich mit der Hand über das Feld, fing alles zufammen und. thats hinein. Nun Tief fie ganz vergnügt nach Haus, den Selen hinauffpringend , wo der Berg fo jäh ift,
— 25 — SB ein Menſch muͤhſam klettern muß, da that fie. e ei⸗ nen Schritt und war drbben.
Der Ritter faß gerad am Tiſch, als fie eintrat, “gi, mein Kind, fprach cr, was bringft du da, die Freude ſchaut dir ja als den Augen heraus.” Sie machte gefchwind ihre Schürze auf und ließ ihn bins einblicken. Was haft du fo Zappeliches darin?” «Ei Vater, gar zu artiges Spielding! fo was Ichönes hab
ich mein Lebtag nach nicht gehabt.” Darauf nahm fie .
eins nach dem andern heraus und ftellte e8 auf ben. Tiſch: den Pflug, die Bauern mit ihren Pferden; lief herum, fehaute es an, lachte und fchlug vor Freude in die Hände, wie fich das kleine Wefen darauf hin und ber bewegte. Der Pater aber, fprach: “Kind, das ıft fein Spielzeug ‚ da haft du was fchöneg angeſtiftet! Geh nur gleich und trags wieder hinab ins Thal.” Das Sräulein weinte, «8 half aber nichts, "Mir ift der Bauer Fein Spielzeug, fagt der Ritter ernfthoftig, ich leids nicht, dag du mir murrſt, kram alles fachte wieder ein und trage an den nämlichen Platz, wo dws genommen haft. Baut der Bauer nicht fein Ak⸗ kerfeld, fo haben wir Riefen auf unferm Felſen⸗Neſt nichts zu leben”?
18. Rieſe Einheer.
Aventin Bair. Chronik. Frankf. 1570. ©. 285 b.
Zu Zeiten Carls des Großen lebt cin Nie? und
Rede, hieß Einheer, war cin Schwab, bürtig aus
Thurgau, jegund Schweiß, der wuthe (wadete) über alle Waffer, dorft (braucht) über Feine Brücke gehen, zoge fein Pferd bei dem Schwanz bernach, ſagt all: zeit: “nun Gefell, du mußt auch hernach!“ Diefer reifet auch in diefen Kaifer: Karls: Kriegen wider die’ Minden (Wenten) und Yaunen (Hunnen); er mähet die Leut, gleich wie das Gras mit einer Senfen, alle nieder, hängt ſie an den Spieß, trugs über die Ach⸗ feln wie Hafen und Fuͤchs, und da.er wieder heim Fam und ihn feine gute Gefellen und Nachbarn fragten, was er ausgerichtet hätte? wie es ihm im.Kriege ge⸗ gangen wäre? fagt er aus Unmuth und Zorn: “was foll ich viel von dieſen Fröfchlein fagen! ich trug ihr fieben oder acht am Spieß über die Achfel, weiß nicht‘, was fie quaden, ift der Mühe nicht werth, daß der Kaifer fo viel Volks wider folche Kröten und Würm: lein zufammenbracht, ich wollte viel leichter zu wegen gebracht haben!” — Diefen Rieſen nennt man Eins heer, daß (weil) er ſich in Kriegen fchier einem Heer vergleicht: und alfo viel ausrichtet. Es flohen ihm die Feinde, Winden und. Haunen, meinten, es wär der leidige Teufel. | 0
19. | Hiefen : Säulen, Winfelmann’s heſſiſche Ehronif. &. 32. Melissan tes in Orograph. bei Maldyen s Berg. Bei Miltenberg oder Kleinen Haubach auf einem hohen Gebürg im Walde find neun gewaltige, große,
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ſteinerne Saͤulen zu ſehen und daran die Handgriffe,
‚wie fie von den Rieſen im Arbeiten herumgedreht wor⸗ den, damit eine Brüde über den Main zu bauen; folz ches haben die alten Leute je nach und nach ihren Kin: dern erzählt, auch daß in dieſer Gegend vor Zeiien viele Rieſen fih aufgehalten.
20. Der Köterberg.
Muͤndlich von einem darauf hätenden Schäfer.
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‚Der Köterberg, (am der Gränze des Paderborn⸗ ſchen, Lippefchen und Eorveifchen) war fonft der Gdtzen— berg genannt, weil die Goͤtter der Heiden da angebätet wurden. Er ift innen voll Gold und Schäße, die ei- nen armen Mann wohl reich machen Eünnten, wenn er dazu gelangte. Auf der nördlichen Seite find Höhlen, da fand einmal ein Schäfer. den Eingang und die Thuͤ⸗ re zu den Schäßen, aber wie er eingehen wollte, in demjelben Augenblid kam ein ganz blutiger, entſetzli⸗ cher Mann uͤbers Feld daher gelaufen und erſchreckte und verſcheuchte ihn. Suͤdlich auf einem waldbewach⸗ ſenen Huͤgel am Fuße des Berges ſtand die Harzburg, wovon die Mauern noch zu ſehen und noch vor kurzem Schluͤſſel gefunden ſind. Darin wohnten Huͤnen und gegenuͤber, auf dem zwei Stunde fernen Zierenberg, ſtand eine andere Huͤnenburg. Da warfen die Rieſen ſich oft Haͤmmer heruͤber und hinuͤber.
m
m 28 — 21.
| Geroldseck.
‚ Bhiland. v. Sittemald Geſichte. Sttaßb. 1665. S. 32. 33.
Geroldseck , ein altes Schloß im Wasgau ‚ von dem
man vor Sahren ber viel Abentheuer erzählen hören: daß nämlich die uralten deutjchen Helden, die Künige
Arioviſt, Herman, Witechind, der huͤrnen Siegfried und viele andere in Demfelben Schloffe zu gewiſſer Zeit des Jahrs gefehen würden; welche, wann die Deutfchen - in den hoͤchſten Nöthen und am Untergang ſeyn wuͤr⸗
- den, wieder da heraus und mit etlichen alten deutſchen Voͤlkern denſelben zu Hilf erſcheinen ſollten.
| 22. | Kaiſer Karl zu Nuͤrnberg.
Melissantes Orogr. Francof. 1715. p. 533. vgl. Struve hiſt. polit. Archiv I. p. 14.
Die Sage geht, daß Karl der Große fich zu Nuͤrn⸗ berg auf der Burg in den tiefen Brunnen verflucht ha⸗ be und daſelbſt aufhalte. Sein Bart ift- durch den Steintifch gewachfen, vor welchem er figt.
| 23. | Friedrich Rorhbart auf dem Kyfhaͤuſer.
Agricola Spruͤchwort 710. Melissantes Orogr. v. Kyffhausen. Tenzel'monarl. Untere. 1689. ©. 719. 720. Hrätorius Alectryomantia p. 69. Deſſen Weltbeſchr. K 306. 307.
Von diefem Kaifer gehen viele Sagen im Schwanz ge. Er foll noch nicht todt feyn, jondern bis zum jüngften Tage leben, auch Fein rechter Kaifer nach ihm mehr aufgefommen. Bis dahin ſitzt er verholen in dem Berg Kofhaufen und wann er bervorfommt, wird er feinen Schild hängen an einen dürren Baum, davon wird der Baum grünen und eine beßre Zeit werben. Zuweilen redet cr mit den Xeuten, die in den Berg fommen, zuweilen läßt er fich auswärts fehen. Ger wöhnlich fißt. er auf der Bank an dem runden fteinere ‚nen Tisch, Halt den Kopf in der Hand und schläft, mit dem Haupt nidt er ſtetig ur und, zwinkert mit den. Yugen, Der Bart ift ihm groß gewachfen, ‚nach einigen Durch den fteinernen Tifch, nach andern um den Tifch . herum, bergeftalt daß er dreimal um die Rundung reis chen muß, bis zu feinem Aufwachen, jetzt aber geht er erſt zweimal darum.
Ein Bauer, der 1669 aus dem Dorf Reblingen Korn nach Nordhauſen fahren wollte, wurde von einem kleinen Maͤnnchen in den Berg gefuͤhrt, mußte ſein Korn ausſchuͤtten und ſich dafuͤr die Saͤcke mit Gold
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fen.
fuͤllen. Dieſer ſah nun | den Kaiſer ſi itzen, aber ganz
unbeweglich.
Auch einen Schäfer führte ein Zwerg hinein, da -
‚Rand der Kaifer auf und fragte: fliegen die Raben noch
um den Berg? Und auf die Bejahung des Schaͤfers rief er: mun muß ich noch hundert Jahre laͤnger Klar
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24. Ä - Dee Birnbaum auf dem Walſerfeld.
Brixener Volksbuch vom Untersberg ©. 38. 39.
Bei Salzburg auf dem fogenannten Walferfeld foll_ dermaleinft eine ſchreckliche Schlacht geſchehen, wo alles hinzulaufen und ein fo furchtbares Blusbad feyn. wird, daß den Streiterden das Blut vom Zußboden in die Schuh rinnt. Da werden die böfen von den guten Men⸗
ſchen erfchlagen werden. Auf dieſem Walferfeld ſteht
ein ausgedorrtet Birnbaum zum Angedenfen dieſer I ton Schlacht; fehon dreimal wurde er ungehauen, aber- feine Wurzel ſchlug immer aus, daß er wiederum anfing zu grünen und ein vollkommner Baum ward, - Viele
Jahre bleibt er noch dürr ſtehen, warn er aber zu gruͤ⸗
nen anhebt, wird die gräuliche Schlacht bald eintreten und wann er Früchte trägt, wird fie anheben: Dann wird der Baierfürft feinen Wappenfchild daran aufhäns. gen und niemand. wiſſen, was es zu bedeuten bat.
25. Der verzauberte König zu Schilbheiß.
Volksbuch vom Nitter Eginhard. ©. 42 ff.
Das alte Schloß Schildheiß, in einer wöten Wald: und VBerggegend von Deutfchböhmen forte. aufs neue ‘gebaut und wiederhergeftellt werden. Als die Werkmei⸗ fler und Bauleute die Trümmer und Grundfeften un- terfuchten, fanden fie Gänge, Keller und Gewölbe un: ter der Erden in großer Menge, mehr als fie gedacht, in einem Gewölbe faß ein gewaltiger Koͤnig im Seffel, glänzend und fehimmernd von Edelgeftein und ihm zur Rechten ftund unbemweglich eine holdſelige Jungfrau, die hielt dem König das Haupt, gleich als ruhete es drin⸗ ‚nen. Als fie nun vorwißig und beutegierig näher tra= ten, wandelte fich die Jungfrau in eine Schlange, die Zeuer- fpie ‚ fo daß alle weichen mußten. Gie berichte: ten aber ihren Herrn von der DBegebenheit, welcher alsbald vor das bezeichnete Gewoͤlbe ging und die Jung⸗ frau bitterlich ſeufzen hoͤrte. Nachher trat er mit. ſei⸗ nem Hund in die Hoͤhle, in der ſich Feuer und Rauch erzeigte, ſo daß der Ritter etwas zuruͤckwich und ſeinen Hund der vorausgelaufen war, fuͤr verloren hielt. Das Feuer verloſch und wie er ſich von neuem näherte, ſah er daß die Jungfrau’ feinen Hund- unbe: fchädigt im Arme hielt und eine Schrift an der Wand, . die ihm Verderhen drohte. Sein Muth trieb ihn aber nachher dennoch an, das MÜbentheuer zu wagen und er
wurde von din ölammen verjehlungen,
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ur 26, Kaiſer Carl V. Auszug. Rinde, aus Dein.
Zwiſchen Gudensberg und Beſſe in Heffen liegt der Odenberg, in welchem Kaifer Carl der Fünfte mit feinem ganzen Heer verfunfen iſt. Che ein Krieg aus⸗ bricht, thut fich der Berg auf, Kaifer Carl kommt her⸗ vor, flößt in fein Huͤft⸗Horn und zieht nun mit ſei⸗ nem ganzen Heer aus in einen andern Berg.
27. Der Unterberg.
Sagen der Vorzeit oder ausführliche Beſchreibung von dem beruͤhm⸗ ten ſalzburgiſchen Untersberg oder Wunderberg, wie ſolche Las zarus Gitſchner vor feinem Tode geoffenbart. Briren 1782, Volksbuch Franz Sartori Naturwunder des oͤſtreich. Kaiſerthums. Wien 1807. 1. Nro. 7.
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| Der Unterberg oder Wunderberg liegt eine Beine . deutfche Meile von der Stadt Salzburg an dem grunds loſen Moos, wo vor Zeiten die Hauptftadt Helfenburg fol geftanden haben. Er ift im Innern ganz ausge⸗ hoͤhlt, mit Paläften, Kirchen, Klöftern, Gärten, Gold⸗ "und Silber = Quellen verfehen. Kleine Männlein bes. wahren die Schäe und wanderten fonft oft um Mits ternacht in die Stadt Salzburg, in der Domlirche das
ſelbſt Gottesdienft zu Halten. | u | j \ 28.
, 28. Kaiſer Karl im Unterberg.
Brirener Bolfsbuch von 1782. ©. 28. 29.
In dem Wunderberg figt außer andern fürftlichen und vornehmen Herin auch Kaifer Karl, mit goldner Krone auf dem Haupt und ſeinen Scepter in der Hand. Auf dem großen Welſerfeld wurde er verzuͤckt und hat noch ganz ſeine Geſtalt behalten, wie er ſie auf der zeitlichen Welt gehabt. Sein Bart iſt grau und lang gewachſen und bedeckt ihm das goldne Bruſtſtuͤck ſei⸗ ner Kleidung ganz und gar. An Feſt⸗ und Ehrenta⸗ gen wird Der Bart auf zwei Theile getheilt, einer liegt auf der rechten Eeite, der andere auf der linken, mit einem Foftbaren Perlenband ummunden. Der Kais fer hat ein ſcharfes und tieflinniges Ungeficht und er- zeigt fich- freundlich und gemeinfchaftlich gegen alle Untergebenen, die da mit ihm auf einer ſchoͤnen Wie⸗ fe hin und ber gehen Warum er fich da aufhält und was feines, Xhuns ift, weiß niemand und ficht bei den Geheimniffen Gottes. |
Franz Sartori erzählt, daß Kaifer Karl der Fünfs te,. nach andern: aber Zriedrich an einem Tiſch fißt, um.den fein Bart ſchon mehr denn zweimal herumges wachen iſt. So wie der Bart zum brittenmal bie letzte Ecke deſſelben erreicht haben wird, tritt dieſer Welt detzte Zeit ein. Der Antichriſt erſcheint, auf den Feldern von Wals kommt es zur Schlacht, die Engelpo⸗ ſaunen ertönen und der juͤngſte Tag iſt angebrochen.
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20. 5 Der Scherfenberger und ber Zwerg.
Aus Ditofar von Dorned. Eap. 573 — 80,.&. 539 a. — 544.0.
Mainhard, Graf von Tirol, ber auf Befehl des Kaifers Rudolf von Habsburg Steier und Kaͤrnthen era obert hatte und zum Herzoge von Kaͤrnthen ernannt war, lebte mit dem Grafen Ulrich von Heunburg in Fehde. Zu diefem fchlug fich auch Wilhelm von Schers fenberg ‚ treulos und undankbar gegen Mainhard. Herz nach in dem-Kampfe ward er vermißt und Conrad non | Aufenftein, der für Mainbard geſtritten hatte, ſuchte ihn auf. Sie fanden aber den Echerfenberger im Sande lies gen von einem Speer durchftochen; und hatte er da fie= ben Wunden, doch nur cine Pein. Der lufenſteiner fragte ihn, ob er Der Here Wilhelm wäre, “Fa, und feyd Ihrs, Der Aufenfteiner ‚fo ſtehet hernieder zu-mir.r Da fprach der Scherfenberger mit Eranfem Munder “enehint diefes Zingerlein; derweil e8 in eurer Gewalt iſt, zerrinnet Euch Reichthum und weltliche Ehre nimmers
mehr;“ damit reichte er es ihm von der Hand. Ins
dem kam auch Heinrich der Told geritten und--Hörte, daß es der Scherfenberger war, der da lag. .*&o iſt e8 der, fprach er, welcher feine Treue an meinem Herrn gebrochen, das rächt nun Gott an ihm in biefer. Stund.” Ein Knecht mußte den todtwunden auf ein. Pferd legen, aber er ftarb darauf. Da machte ber Told, daß man ihn wieder herab legte, wo er ‚vorher
gelegen war. Darnach ward der Scherfenberger beflagt von Männern und Weibern; mit dem Ring aber, den’ er dem Aufenfteiner gegeben, war es auf folgende Meife zugegangen.
Eines Tages ſah der Scherfenberger von feiner Burg auf dem Feld eine feltfame Augenweide. Auf vier langen vergüldeten Stangen trugen vier Zwerge ei⸗ nen Himmel von Tlarem und edlem Tuche. “Darunter ritt ein Zwerg, eine goldne Krone auf dem Häuptlein, und in allen Gebärden als ein König. Sattel ung Zaum des Pferdes war mit Gold befchlagen, Edelſteine Tagen darin und fo war auch alles Gewand befchaffen. Der Scherfenberger ftand und ſah es an, endlich ritt er hin und nahm feinen Hut ab. Der Iwerg gab ihm guten Morgen und fprah: “„Wilhelm, Gott gruͤß Eup!” Woher kennt Ihr nich?” antwortete ber Scherfenberger. „Laß dir nicht leid ſeyn, fprach der: Zwerg, daß du mir bekannt bift und ich deinen Nas men nenne; ich fuche deine Mannheit und deine Treue, von der mir fo viel gefagt.ift. Ein gewaltiger König ift mein Genoffe um ein großes Land, darum führen: wir Krieg und er will mirs mit Lift angewinnen, Ue⸗ ber ſechs Wochen ift ein Kampf zwifchen uns 'gefpros chen, mein Feind aber ift mir zu groß, da Haben alle meine Freunde mir gerathen ; Dich zu gewinnen. Willft Du Dich bes Kampfes unterwinden, fo will ich Dich alfo - far machen, daß, ob er einen Riefen brächte, dirs Doch gelingen fol, Wiffe, gufer. Held, ich bewahre dich mit einem Gürtel, der dir zwanzig Männer Staͤr⸗
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fe gibt,” Der Scherfenberger antwortete: "weil du,
mir fo wohl trauft und auf meine Mannheit dich ver⸗
läßt, fo will ich zu deinem. Dienfte feyn, wie es auch. -
mit mir gehen wird, es ſoll alles gewagt werden.”
. Der Zwerg fprach: “fürchte dich nicht, Herr Wilhelm, ale wäre ich ungeheuer, nein, mir wohnt chriftlichere Glaube an die Dreifaltigkeit bei und daß Gott von einer Sungfrau menfchlich ‚geboren wurde.” Darüber‘ ward der Scherfenberger froh und verfprach, wo nicht Tod oder Krankheit ihn abhalte, daß cr zu rechter . Stunde fommen wollte. So kommt mit Roß, Ruͤ⸗ ftung. und einem Knaben an diefe Stätte bier, fagt aber niemanden etwas davon, auch Euerm Weibe nicht ..
fonft ift das Ding verloren.” Da befehwur der Scher:”
. fenberger alles. “Sich hin, fprach nun das Gezwerg ,. dies Fingerlein ſoll unferer Rede Zeuge 18 du ſollſt es mit Freuden beſitzen, denn lebteſt du fauſend Jah⸗ re, ſo lang du es haft, zerrinnet dir dein Gut. nim⸗ mermehr. Darum ſey hohen Muthes und halt deine Treue an mir.” Damit ging es über die Heide und: der Siherfenberger ſah ibm nach, bis es in den Verg verſchwand. :
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Als er nach Haus Fam, war das Effen bereit un! 2
- jedermann fragte, wo er gewefen wäre, er aber fagtd: nichts, doch Fonnt er von Stund an nicht mehr fu: fröplich: gebaren wie fonft: Er. lich fein Roß beforgen ;
ſein Panzerhemd beſſern, fchichte nach dem Beichtiger ji that heimlich lautere Beichte und nahm darnach mi:
Andacht des Herren Leib. Die Frau ſuchte von dem”,
Deichtiger die Wahrheit an den Eachen zu erfahren, aber der wies fie crnftlich ab. Da beſchickte fie vier ihrer beften ‚Freunde, die führten den Priefter in eine Kammer, feßten ihm das Meſſer an den Hals ‚und drobten ihm auf den Tod, bis er ſagte was er gehoͤrt hatte. - Als die Frau es nun erfabren , ließ fie die naͤch⸗ ſten Freunde des Scherfenberger fommen, die mußten ihn heimlich nehmen und um. feinen Vorfaß fragen. Als er aber nichts entdecken wollte, fagten fie ihm. vor den Mund, daß fie alles wüßten ‚und ale cr «6 an ihren Reden fah,. da bekannte er allererft die Wahrz beit. Nun begannen fie feinen Vorſatz zu. fehwächen und baten ihn Höchlich, daß er von der Fahrt ablaſſe. Er aber wollt feine Treue nicht brechen und fprach, wo er das thue, nehme er fürder an allem Gut ab. ‚Sein Weib aber tröftete ihn und ließ nicht nach, bie fie ihn mit großer Bitte uͤberredete, „da zu bleiben ; och war er unfroh. 3 Darauf über ein halbes Jahr ritt er eines Tages ‚zu feiner Feſte Landstrog hinter den feinigen zu .allers . letzt. Da Fam der Zwerg neben zu ihm und fprach: wer Eure Mannheit rühmt, der hat gelögen! wie habt Ihr mich Bintergangen und verratben! Ihr habt - an mir verdient Gottes und guter Weiber Haß. Auch : follt Ihr wiffen, daß Ihr in Zukunft fieglos feyd und wäre das gute Ringlein nicht, daß ich Euch leider gegeben habe, hr müßtet mit Weib und Kind in Ars uth leben?” Da griff der Zwerg ihm an die Hand
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und wollts ihm abzucken, aber der Scherfenberger zog bie Hand zurück und ſteckte fie in die Bruſt; dann yitt er von ibm über. das Feld fort. Die vor ihm waren, die hatten alle nichts gefehen.
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3%. Das file Volk zu Pleſſe. Joh— Letz n er pleſſiſches Stammbuch.
Wunderbare Begebenheiten eines iſcen Studenten uf: dem alten Schloffe Pleffe. 1744. ©. i5 ff.
Auf dem Heffifchen Bergſchloß Pleffe find im gehe fen mancherlei Quellen, Brunnen, Schluchten und Höhlen, wo der Sage nach Zwerge wohnen und haus fen follen, die man das ftille Volk nennt. Eie find fchweigfam ‚und gutthätig, dienen den Menfchen gern, die ihnen gefallen. Gefchicht ihnen ein Leid an, fo laffen fie ihren Zorn doch nicht am Menfchen aus), fondern rächen fih am Vieh, das fie plagen. Eigente Lich Hat Dies unterirdifche Gefchlecht Feine Gemeinfchaft mit den Menfchen und treibt inwendig fein Wefen, da hat es Stuben und Gemächer voll Gold und Edelge⸗ ſtein. Steht ihm ja etwas oben auf dem Erbboden ‚zu verrichten, fo wird Das Gefchäft nicht am Tage, ſondern bei der Nacht vorgenommen. Diefes Bergvolk ift von Zleifch und Bein, wie andere Menfchen, zeugt Kinder und ftirbt; allein es hat die Gabe, fich unſicht⸗ bar zu mashen und durch Fels und Mauer eben fo Wicht zu gehen, als wir Durch Die Luft, Zumeilen er»
— 39 — ſcheinen ſie den Menſchen, fuͤhren ſie mit in die Kluft und beſchenken ſie, wenn ſie ihnen gefallen, mit koſt⸗ baren Sachen. Der Haupteingang iſt beim tiefen Brun⸗ nen; das nahgelegene Wirthshaus heißt: zum Rau⸗ ſchenwaſſer.
31. Des kleinen Volks Hochzeit⸗Feſt.
Muͤndlich, aus Sachſen.
Das Meine Vol auf der Eilenburg in Sachſen wollte einmal Hochzeit halten und z0g daher in der Nacht durch das Schlüffelloch und vie FenftersRigen in den Saal ımd- fie fprangen Hinab auf den glatten
Sußboden, wie Erben auf. die Tenne gefchlittet wer⸗
Den. Davon ‚erwachte der alte Graf, der im hohen Himmel: Bette in dem Saal fihlief und verwunderte fich über die vielen Tleinen Gefellen. Da trat einer von ihnen, geſchmuͤckt wie ein Herold, zu ihm heran und lud ihn in ziemenden Worten gar höflich cin, an ihrem Feſt Theil zu nehmen. “Doch um eins bitten "wir, feßte er hinzu, ihr allein follt zugegen feyn, Feine son euerm Hofe Gefinde darf fich unterſtehen, das Feft mit anzufchauen, auch nicht mit einem einzigen Blick.v Der alte Graf antwortete freundlich: * weil ihr mich im, Schlaf geftörtz- ſo will ich auch mit euch feyn.”
Nun ward ihm ein Fleines Weiblein zugeführt, Fleine
Lampentraͤger fteflten fich auf und eine Heimchen⸗Muſik
bob an, Der Graf hatte Mühe, das Weiblein beim
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Tanz nicht zu verlieren, das ihm ſo leicht daher ſprang „und endlich fo im Wirbel umdrehte, daß er kaum zu Athem kommen konnte. Mitten in dem Iufligen Tanz aber ftand auf einmal alles fill, ‚die Muſik Horte auf und der ganze Haufe eilte nach den Thürfpalten, Mauss Löchern und wo fonft ein Schlupf: Winkel war. Das Brautpaar aber, die Herglde und Tänzer ſchauten aufs wärts nach einer Öffnung, die fich oben in der Dede des Saals befand und entdeckten dort dag Weficht der _ alten Gräfin, welche vorwigig nach der luſtigen Wirths ſchaft herabfchaute. Darauf neigten fie fi) vor dem Grafen und derfelbe, der ihn eingeladen, trat wieber hervor und dankte ihm für die erzeigte Gaftfreundfchaft. eWeil aber, fagte cr dann, unfere Freude und unfer Hochzeit alfo ift geftört worden, daß noch ein anderes menjchliches Auge darauf geblicdt, fo fol fortan euer Sefchlecht nie mehr als fieben Eulenburgs zählen.” "Darauf drängten fie nach einander fchnell hinaus, bald war es ſtill und der alte Graf wieder allein im finftern Saal, Die Berwünfchung ift bis auf gegenwärtige Zeit eingetroffen und immer einer von den fechs lebenden Rittern von Eilenburg geftorben, ehe der fiebente ges
boren war.
32 . Steinverwandelte Zwerge, Spieß Borrede zum Hans Heiling. |
. In Böhmen nicht weit von Einbogen liegt in einem . rauhen aber fchönen Thal, durch welches fich Die Egger
bis. beinahe ans Karlsbad in mancherlei Krümmungen durchwindet, die berühmte Zwergenhoͤhle. Die Bewohs ner der benachbarten Dörfer und Städte erzählen davon folgendes. Diefe Felfen wurden in alten Zeiten von kleinen Berg = 3wergen bewohnt, die im Etillen da ihr Wefen trieben. Cie thaten nicmanden etwas zu Leid, vielmehr halfen fie ihren Nachbarn in Noth und Trübfal. Lange Zeit wurden fie von einem gewaltigen Geifters Banner beherrjcht, einmal aber, als fie eben eine Hochs zeit feiern wollten und darum zu ihrer Kirche ausgezo⸗ gen waren, gerieth er in heftigen Zorn und verwandelte ‚ fie in Stein oder vielmehr, da fie unvertilgbare Geifter waren, bannte er fie hinein. Die Reihe diefer Zelfen . heißt noch jegt: Di e verwuͤnſchte Zwergen-Hoch—⸗ zeit und man ſieht fie in verſchiedenen Geſtalten auf den Bergfpigen fichen. In der Mitte eines der Felſen zeigt man Das Bild cines Zwerge, welcher, ‚als die
ubrigen dem Bann entfliehen wollten, zu lange i im Ge⸗
mach verteilte, und, indem er aus dem Fenfter nach . Hilfe umherblickte, in Stein verwandelt wurde. Auch zeigt man auf dem Rathhauſe zu Elnbogen noch jetzt die verbannten ruchloſen und goldgeizigen Burggrafen in einem Klumpen klingenden Metall. Der Sage nach ſoll niemand, der mit einer Todſuͤnde be⸗ fleckt iſt, dieſen Klumpen in die Hoͤhe heben koͤnnen.
33+ Zwerg⸗Berge. Agric ola Spruͤchw. Bl. 171 b.
Zu Achen iſt nicht weit von der Stadt ein Berg, deffen Bewohner zu ihren Hochzeiten von den Städtern Keſſel, eherne Töpfe, Schüffel und Bratfpieß entlehnen, hernachmals richtig wiederbringen. Ühnliche Zwergber- ge ftehen in der Gegend von Jena und in der Graf-
ſchaft Hohenftein.
34. | Zwerge ‚leihen Bron
Joh. Wolfgang Rentſch Beſchreibung merkwuͤrdiger Sache und Antiquit. des Fuͤrſtenthums Baireuth.
Der Pfarrer Hedler zu Selbitz und Marlsreuth er⸗ zaͤhlte im Jahr 1684. folgendes. Zwiſchen den zweien genannten Orten liegt im Wald eine Offnung, die ins⸗ gemein das Zwergenloch genannt wird, weil ehedeſſen und vor mehr als hundert Jahren daſelbſt Zwerge un⸗ ter der Erde gewohnet, die von gewiſſen Einwohnern in Naila, die nothduͤrftige Nahrung zugetragen erhalten Haben. , | | .
Albert Steffel fiebenzig Fahr alt und im Jahr 1680. geftorben, und Hans Kohmann drei und fechzig Jahr alt und 1679. geftorben, zwei ehrliche, glaubhafte Männer haben etlichemal ausgeſagt, Kohmanns Großvater babe einft auf feinem bei diefem Loch gelegenen Acer geak⸗
| — 43 — kert und ſein Weib ihm friſchgebackenes Brot zum Fruͤh⸗ ſtuͤck aufs Feld gebracht und in ein Tuͤchlein gebunden am Rain hingelegt. Bald ſey ein Zwerg-Weiblein ges gangen kommen und habe den Ackermann um ſein Brot angeſprochen: “ihre Brot ſey eben auch im Backofen, aber ihre hungrige Kinder koͤnnten nicht darauf warten und ſie wolle es ihnen Mittags von dem ihrigen wie⸗ der erſtatten.“ Der Großvater habe eingewilligt, auf den Mittag ſey ſie wieder gekommen, habe ein ſehr “weißes Tüchlein gebreitet und darauf einen noch wars men Laib gelegt, neben vieler Danffagung und Bitte, er möge ohne Scheu des Brots eſſen und das Tuch wolle fie fchon wieder abholen. Das fey auch gefches hen, dann habe fie zu ihm gefagt, es würden jcetzt fo viel Hammerwerke errichtet, daß fie, dadurch beunrus Diet, wohl weichen und den geliebten Sitz verlaffen müßte. Auch vertriebe fie das Schwören und große Fluchen der Leute, wie auch die Entheiligung des Sonns tags, indem die Bauern vor der Kirche: ihr Zeld zu Defchauen gingen, welches ganz’ fünblich wäre.
Vor kurzem haben fich an einem Sonntag mehrere Bauernknechte nit angezundeten Spänen in das Loch begeben, inwendig einen fchon verfallenen fehr niedrigen Gang gefunden; endlich einen weiten, fleißig in den Felſen gearbeiteten Plag, viereckig, höher als Manns Hoch, auf jeder Seite viel kleine Thürlein. Darüber ift ihnen ein Graufen angelommen und find herausges gangen, ohne die Kämmerlein zu befehen,
55. | Der Graf von Hoia. Hammelmann oldenb. Chronik. 21. 22. Tenzel monatl. Unterr. 1609. S. 525. Praͤtorius Gluͤckstopf 489. 490. u. Waltheſch. l. EL Bräuner 8 Euriofit. 622 — 624.
Es ift einmal einem Grafen zur Hoia ein kleines Mönnlein in der Nacht erfchienen und wie ſich Der Graf entfeßte, hat es zu ihm gefagt, er follte fich nicht erſchrecken, e8 hätte ein Wort an ihm zu werben und zu bitten, cr wolle ihm das nicht abfchlagen. Der Graf antwortete, wenn es ihm zu thun möglich und ihm und den feinen unbefchwerlich wäre, fo wollte er es gern thun. Da fprach das Männlein: “es wollen Die folgende Nacht etliche zu bir auf dein Haus kom⸗ men und Ublager halten, denen wolleft du Küche. und Saal fo lange leihen und deinen Dienern gebieten, daß fie fich fehlafen legen und Feiner nad) ihrem Thun und Zreiben ſehe, auch Feiner darum. wiſſe, ohne bu allein. Man wird fich dafür dankbarlich erzeigen, du und dein Gefchlecht follens zu genießen haben, es foll auch in. dem ‚allergeringften weder. dir noch ben deinen . Leid gefchehen.” Solches Hat der .Graf eingewilliger. Alſo find fie folgende Nacht, gleish als mit einem reis figen Zug, die Brüde hinauf. ins Haus gezogen, alles fommt kleine Xeute, wie man die. Bergmänntein zu befchreiben pflegt. Sie haben’ in der Küche gekocht,
zugehauen und aufgegeben und hat ſich nicht anders
anſehen laſſn, ‚ als wenn eine große Mohlzeit ange⸗
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richtet wuͤrde. Darnach faſt gegen Morgen, wie fe wiederum ſcheiden wollen, iſt das kleine Maͤnnlein aber⸗ mal zum Grafen gekommen, und hat ihm neben Dank⸗ ſagung gereicht ein Schwert, ein Salamander⸗ Laken und einen güldenen Ring, in welchem ein rother Löwe oben eingemacht; mit Anzeigung, dieſe drei Stüde follte er und feine Nachfömmlinge wohl ” ‚verwahren und fo lange fie Diefelben bei einander hätten, würde es einig und wohl in der Grafichaft zuftehen; fobald fie aber von cinander Fommen würben, follte es ein Zeichen feyn, daß der Graffchaft nichts Gutes vorhanden wäre; und ift der rothe Loͤwe auch allzeit danach, mann einer vom Stamm erben Tolle, er⸗ blichen. Es ſind aber zu den Zeiten, da Graf Jobſt und ſeine Bruͤder unmuͤndig waren und Franz von Halle Statthalter im Land, die beiden Stuͤcke, als das Schwert und Salamander⸗Laken weggenommen, der Ring aber iſt bei der Herrſchaft geblieben, bis an ihr Ende. Wohin er. aber ſeit der 2. gefommen, weiß:
mau nicht. 17 TE 1 En = . 36. J XF "Zweige: ausgetieben. 2
X F Shin, Eepmenn, Erzoebuͤrs. Sdcanplatz ei 2. e 187. 188.
:. Bm: Erzgebürge wurden die. Zwerre durch Errich⸗ mais Der. Hoͤmmer und Pochwerke vertrieben. Sie bes: klagten ſich ifchwer darüber, äußerten jedoch ‚ fie wolls:
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In
. ‘ 38. " Beſchworung der Bergmännlein
Prätorius im ı Glüdsropf. ©. 177.
‚ Zu Nürnberg ift einer gewefen‘, mit. Namen. Pau Grau, der eine wunderbare Beſchwoͤrung gebraucht hat. In einen gewiſſen Plan hat er cin.neues Tiſch⸗ lein geſetzt, ein weißes Tuch darauf gedeckt, zwei Milch⸗ fehüßlein drauf geſetzt, ferner: zwei Honigſchuͤßlein, zwei Tellerchen und neun Meſſerchen. Weiter hat er eine ſchwarze Henne genommen und fie Über einer Kohl⸗ pfanne zerriffen, To daß das Blut in das Effen Bine eingetropft ifl. Hernach hat er davon ein. Stud gegen Morgen, das andere gegen Abend geworfen und feine Befchwörung begonnen. Wie dies gefchehen, ift er Hinter. einen grünen Baum gelaufen und hat gefehen, daß zwei Bergmännlein ſich aus der. Erde hervor ges Funden, zu Tiſch gefeßt, und bei dem Foftbaren Rauch⸗ werke, das auch Sorhanden gewefen, ‚gleichfam gegeffen; Tun bat er ihnen Tragen vorgelegt, worauf fie ges antwortet; ja, wenn er Das oft gethan, find die eis . ‚ nen Gefchöpfe fo vertraut geworden, daß fie auch zu ihm ind Haus zu Gaft gekommen. . Hat er nicht recht aufgewartet, fo find fie entweder nicht erfchienen: oder doch bald wieder verfchwunden. Er hat auch :endlich ihren König zu Wege gebracht, der dann. allein gefoms men in einem rothen fcharlachen Mäntlein, darunter er ein Buch gehabt, das er auf den Tiſch geworfen und feinem Banner erlaubt hat, fo viel und fo lange ır
| wollte
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wollte drinnen zu leſen. Davon. bat. ſich der Menſch
große Weisheit und Geheimniſſe eingebildet.
39 . Dis Bergmännlein beim Zur
Brixener Volksbuch.
Es zeigten alte Leute mit Wahrhaftigkeit an, daß vor etlichen Jahren zu Glaß im Dorf, eine Stunde von dem Wunderberg und eine Stunde von der Stadt Salzburg, Hochzeit gehalten wurde, zu welcher gegen Abend ein VBergmännlein aus dem Wunderberge ges
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fommen, Es ermahnte alle Säfte, in Ehren fröplich
und: luſtig zu ſeyn und verlangte, mit tanzen zu bürfen; das ihm auch nicht verweigert wurde. Alſo machte es mit einer und Der andern ehrbaren Jungs frau allzeit drei Tänze und zwar mit befönderer Zier⸗
“lichkeit, fo daß die Hochzeitgäft mit Berwunderung und '
Freude zufchauten. Nach dem Tanz bedankte es fich und ſchenkte einem jeden der Brautleute drei Geldſtuͤcke von einer unbekannten Geldmuͤnze, deren jedes man zu vier Kreuzer im Werthe hielt und ermahnte fie dabei, in Srieden und Eintracht zu haufen, chriftlich zu leben und bei einem frommen Wanbel ihre Kinder zum Gu⸗ ten zu erziehen. Diefe Münze follten fie zu ihrem
Geld Iegen ‚und ftets feiner gedenken, fo würden fie
felten in Noth kommen; fie follten aber dabei nicht hoffaͤhrtig werden * ſondern mit Ihrem Weberfuß ihren Nachbarn beiten N
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_ 50 —
Dieſes Bergmaͤnnlein blieb bei ihnen bis zur Nacht⸗ zeit und nahm von jedermann Trank und Speiß, die man ihm darreichte, aber nur etwas weniges. Als⸗ dann bedankte es ſich und begehrte einen Hochzeit⸗
| mann, ber e8 Uber. den Fluß Salzach gegen den Berg —zu ſchiffen follte Bei der Hochzeit war ein Schiffs mann, Namens Johann Staͤndl, der machte fich eils fertig auf und fie gingen. mit einander zur Ueberfahrt. Waͤhrend derfelben begehrte der Schiffmann feinen Lohn: das Bergmännlein gab ihn in Demuth drei Pfennige. Diefen fchlechten Lohn verfchmähte der Zährmann fehr, - ' aber das Männlein gab ihm zur Antwort, er follte ſich das nicht verdrießen laſſen, fondern die drei Pfennige wohl behalten, fo würde er an feiner Habfchaft nicht Mangel leiden, wo er anders dem Ucbermuth Einhalt thue. Zugleich "gab es dem Fährmann ein kleines Steinlein, mit den Worten: “wenn du dieſes an den Hals Hängft, fo wirft du in dem Waſſer nicht zu Gruns de gehen Tonnen” Und dieß bewährte fih noch in demſelben Jahre. Zuletzt ermahnte es ihn zu einem frommen und demuͤthigen Lebenswandel und ging ſchueũ
von dannen.
| 40 | Das Keller: Männlein,
Praͤtorius Weltbeſchr. I. 172. 173. und nochmals 319. 320.
Im Sahr 166% trug ſich zu Lügen folgendes zu: in einem Haus Tief ein Elein Männlein aus dem Kel⸗
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ler hervor und ſprengte vor dem Haus Waſſer aus ei⸗ ner Kelte oder goß fie aus. Lief darauf wieder ſtill⸗ ſchweigends nach dem Keller, aber die Magd, die zu⸗ gegen war, fuͤrchtete ſich, fiel auf ihre Knie und be⸗ tete einen Pſalm. Da fiel das Männlein zugleich: mit ihr nicder, betete fo lange als die Magd. Bald dars auf Fam Seuersbrunft im Städtlein aus und wurden mehrere neuerbaute Käufer in Afche gelegt, felbes Haus aber blieb unverlegt übrig. Auch foll nach ſolchem Ber gebniß das Männchen noch einmal erfchienen feyn und _ gefprengt haben, allein es erfolgte an ſelbigem— Dre nichts darauf.
22 J -
41. U
Die Ahnfrau von Ranzau. . Sehyn fried in medulla p. gr. Nr. 10. |
vol. Praͤtor. Weltbeſchr. I. 104. 105.
In dem hollſteiniſchen adlichen Geſchlecht der von Manzau gehet die Sage: eines mals ſey die Großmut⸗ ter des Haufes bei Narhtzeit von. der Seite ihres Ge⸗ mahls durch ein Fleines Männlein,-fo ein Laterna lein getragen, ermeckt worden. Das Männlein führte fie .aus dem..Schloß in einen hohlen. Berg zu einen: Freißenden Weib. Selbiger legte fie auf Begehren die rechte Hand auf Das Haupt, worauf dag Weibchen alsbald genas. Der Führer aber führte die Ahnfrau wieder zuruͤck ins Schloß und. gab ihr ein Städ Gold zur Gabe mit dem Bedeuten, daraus dreierlei machen | O2
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zu Taffen?. funfzig Rechenpfennige, einen Hering und eine Spille, nach der Zahl ihrer dreien Kinder, zweier Soͤhne und einer Tochter; — auch mit der Warnung: dieſe Sachen wohl zu verwahren, anſonſt ihr Geſchlecht in Abnahme fallen werde.
„Vollſtaͤndiger und genauer iſt dieſe Sage. in einer franzoͤ⸗ After Novellenſammlung enthalten, die zu Brüfel 17171. uns ger. dem Titel: l’amant oisif herausfam und ſteht daſelbſt in dee vorletzten Erzaͤhlung p. 405 — 411. la comtesse de Fa- lims perk-(? Faltenberg) ;"nouvelle alloniände, folgenbeB Inhalts:
Die neuvermaͤhlte Graͤfin , welche aus einem daͤ⸗ niſchen Geſchlecht abſtammte, ruhte an ihres Gemah⸗ les Seite, als ein Rauſchen geſchah: die Bettvorhaͤnge wurden aufgezogen "und fie ſah cin wunderbar ſchoͤnes Fraͤuchen, nur ellnbogengroß mit einem Licht vor ihr ſtehen. Dieſes Fraͤuchen hub an zu reden: “fürchte dich nicht, ich thue dir Fein Leid an, fondern bringe dir Gluͤck, wenn bu mir die. Hülfe leifteft, die mir Noth thut. Steh auf und folge mir, wohin ich dich leiten ‚werde, büte-dich. etwas: zu eſſen von dem, was bir ge⸗ boten wird, nimm auch kein ander Geſchenk an, außet das was ich dir reichen will und das kannſt du u ſi cher behalten.”
Hierauf ging die Gräfin mit und der Meg führte unter die Erde: Sie famen in ein Gemach, das flims merte; von Gold und Edelftein und war erfüllt mit | lauter kleinen Männern. und Weibern. - Nicht lange,
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ſo erſchien ihr Koͤnig und fuͤhrte die Graͤfin an ein Bett, wo die K doͤnigin in Gchurtsfchmerzen lag, mit dem Erfuchen ihr beizuftchn. , Die Graͤfin benahm fich aufs befte und Lie Königin wurde glüdlich eines Soͤhn⸗ leins entbunden. Da entfland ‚große. Sreude unter den Gäften, fie führten die Gräfin zu einem Tiſch voll der koͤſtlichſten Speifen .und drangen in fie zu eſſen. Als lein fie. yübrte, nichts an, eben fo wenig nahm fie von den Edelfteinen ‚die in goldnen Schalen fanden. Ends Lich wurde fie. von der erſten Fuͤhrerin wieder fortges führt und in ihre Bett zurüdgebracht.
Da fprach das Bergfräuchen: “du haft unferm Reich einen großen Dienft erwicfen, ber ſoll dir gelohnt wer: den. Hier haft du drei hölzerne Stäbe, die leg unter dein Kopffüffen und morgen früh werden fie in Gold verwandelt fiyn. Daraus laß machen: aus dem erfien einen Hering, aus dem zweiten Rechenpfens nige, aus dem dritten eine Spindel und offenbare Die-ganze Gefchichte niemanden auf der Welt, außer beinem: Gemahl. hr werdet zufammen drei Kinder zeugen,. die die drei Zweige eures Haufes feyn wers ten. Wer den Hering befommt, wird viel Kriegsglück Baben , ex und feine Nachfommen; wer Die Pfennige, wird mit feinen Kindern hohe Staatsämter befeiden ; wer die Kunfel, wird mit zahlreicher Nachlommen- ſchaft geſegnet fen.”
Nach diefen Worten entfernte fich die Bergfrau, die Gräfin fehlief ein und als fie aufwachte, erzählte - fie ihrem Gemahl die Begebenheit, wie einen Traum,
— 44 —4 Der Graf wottete ſi ie aus, allein als fie unter das Kopffiffen griff,; Tagen da. drei Goldflangen; beide er⸗ ftaunten und verfuhren genau damit, wie ihnen ge | heißen war.
| Die Weißagung-traf völlig ein und bie verfehiebes nen Ziveige des Haufes verwahrten forgfältig diefe
| Schaͤtze. Einige, die fie verloren, find verloſchen. Die
vorn Zweig der Pfennige erzählen: einmal: habe ber König von Dänemark einem unter ihnen einen folchen Pfennig abgefordert und in dem Augenblick wie ihn der König empfangen, habe der, fo ihn vorher ges tragen, in feinen Eingeweiden heftigen Schmerz ge⸗ ſpuͤrt. | Ä
42 U Herrmann von Roſenberg.
Unterred. vom Reich der Geifter I. 273.
Als Herrmann von Rofenberg fein Beilsger hielt, erfchienen die Nacht darauf viele Erdgeiſter, kaum zwei Spannen lang, hatten ihre Muſik bei ſich und fuchten um Erlaubnig nach, die Hochzeit eines ‚ihrer Brautpaare ebenfalls Hier begehen zu bürfen; fie gas | ben fich für ſtill und frievfih aus. Auf erhaltene Verwilligung begingen fie nun ihr Zeft.
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43- Die. ofenberger Zwerge.
Winfelmann Beſchr. des oldenb. Morns BI. 15. Happel (eines geborenen Heſſen) rei. cur. I. 525.
As Winkelmann im J. 1653. aus unferm Heffens lande nach Oldenburg reifte und über den Dfenberg fommend in dem Dorf Bümmerftett von der Nacht übereilt wurde, erzählte ihm ein hundertjaͤhriger Krug⸗ wirth, daß bei ſeines Großvaters Zeiten das Haus treff⸗ liche Nahrung gehabt, anjetzo waͤre es aber ſchlecht. Wenn der Großvater gebrauet, wären Erdmaͤnnlein vom Dfenberg gekommen, hätten das Bier ganz warm aus der Bütte abgehohlt und mit cinem Geld bezahlt, das
zwar unbekannt, aber von gutem Silber geweſen. Eins:
mal hätte ein altes Männlein im Sommer bei großer Wärme Bier hohlen wollen und vor Durft alſogleich getrunfen, aber zu viel, daß es davon eingejchlafen. Hernach beim Aufwachen, wie es fab, daß es füch fo verjpäter hatte, hub dag alte kleine Männlein an bit⸗ terlich zu weinen: “nun wird mich mein Großvater des langen Außenbleibens wegen ſchlagen.“ In Diefer North lief es auf und davon, vergab feinen Bierkrug mitzunehmen und kam feitdbem nimmer wieder. Den Binterloffenen Krug hätte fein (des Wirthes) Vater und cr felbft auf feine ausgefteuerte Tochter erhalten und fo lang der Krug im Haus gemefen, „die Wirth- haft vollauf Nahrung gehabt. Als er aber vor fur:
zem zerbrochen worden, wäre das Gluͤck gleichfam mit zerbrochen und alles Frebsgängig.
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44 Das Erömänntein und ber Sääfeiung
pratot. Weltbeſchr. 1. 122.
Im Jahr 1664. huͤtete unfern Dresden ein Junge die Heerde des Dorfs. Auf einmal fah er einen Stein neben ſich, ven, mäßiger Größe, ſich von feltft in bie Hoͤhe heben und etliche Spruͤnge thun. Verſtaunt trat er näher zu und beſah den Stein, endlich hob er ihn auf. Und indem cr ihn aufnahm, büpfte ein jung. Erömännchen aus der Erde, ftellte fich kurz bin vor den Schäferjungen und fprah: “ich war dahin ver⸗ bannt, du baft mich erlift und ih will Dir dienen; gib mir Arbeit, daß ich etwas zu thun habe” Bes
| flürzt ontwortete der Junge: “nun gut, du ſollſt mir Helfen Schafe hüten.” Das verrichtete das Männchen
forgfam bis der Abend Fam. Da fing es an und ſag⸗ te: "ich will mit dir gehen, wo du hingebfl.” Der Junge verfegte aber fogleih: “in mein Haus kann ich Dich nicht gut mitnehmen, ich habe einen Eticfvater und noch andre Gefchwifter mehr, der Vater würde mich übel fchlagen, wollte ich ihm noch jemand zubrins gen, der ihm das Haus Fleiner machte.” “Ta du haft mich nun einmal angenommen ſprach der Geift, willft
" Du mich felber nicht, mußt du mir anderswo Herberg
fchaffen.” Da wies ihn der Junge ins Nachbars Haus,
der feine Kinder hatte. Bei diefem kehrte nun das
Erdmaͤnnchen richtig tin und konnte «8 der Nachbar
nicht. wieder los werden.
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Der einfehrende Zwerg. wolksſage des berner Oberlands, ſ. Wyß Volksſagen Bern 18x5. SG.. 62— 79. vgl. 315. und Alpenrofen 1813. ©. aio - 227. ur Bom Dörflein Ralligen am Xhunerfee und von Schillingsdorf, einem durch Bergfall verfchütteten Ort des Grindelwaldthals, vermuthlich von andern Orten mehr, wird erzählt: bei Sturm und Regen fam ein wandernder Zwerg durch das Dörflein, ging von Hütte zu Hüfte und pochte regentriefend an bie Thuͤren der Leute, aber nies - mand erbarmte fich und wollte ihm Öffnen, ja fie hoͤhnten ihn noch aus dazu. Am Rand des Dorfes wohnten zwei fromme Armen, Dann und Frau, da fihlich das Zwerg⸗ Hein muͤd und matt an feinem Stab einher, klopfte drei⸗
mat befcheidentlich ans Fenfterchen, ver alte Hirt that |
ihm fogleich auf und bot gern and willig dem Gafte das . wenige dar, was fein Haus vermochte. Die alte Frau trug Brot auf, Milch und Kaͤs, ein Paar Tropfen Milch ſchluͤrfte das Zwerglein und aß Broſamen von Brot und Kaͤſe. “Ich bins eben nicht gewohnt, ſprach es, fo derbe Koſt zu fpeifen, aber ich danf euch von Herzen und Gott lohns; nun ich gerubt habe, will ich meinen Fuß weiter
fegen.” Ei bemahre, rief die Fran, in der Nadıt in”
das Wetter hinaus, nehmt dech mit einem Bettlein vorfieb.” Aber das Zwerglein fehüttelte und lächelte: “groben auf der Fluh hab ich allerhand zu ſchaffen und darf nicht Hänger ausbleiben, mörgen follt ihr mein
fchon gedenken.” Damit nahme Abfchled und die Alten -
legten ſich zur Ruhe, Der. anbrechende Tag -aber weckte
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fie mit Unwetter und Sturm, Bliße fuhren am rothen Himmel und Strüme Waſſers ergoffen ſich. Da riß oben am Soc der Zluh ein gewaltiger Fels los und
- rollte zum Dorf herunter, mitfommt Baͤumen, Stei: nen und Erde. Menſchen und Vieh, alles wag Athem hatte im Dorf, wurden begraben, fchon war Die Woge gedrungen bis an die Huͤtte. der beiden Alten; zitternd und bebend traten: fie vor ihre Thuͤre hinaus. Da ſahen ſie mitten im Strom ein großes Felſenſtuͤck nahen, oben drauf huͤpfte luſtig das Zwerglein, als wenn es ritte, ruderte mit einem maͤchtigen Fichtenſtamm und der Fels ſtaute das Waſſer und wehrte es von der Huͤtte ab, daß ſie unverletzt ſtand und die Hausleute außer Gefahr. Aber das Zwerglein ſchwoll immer groͤßer und hoͤher, ward zu einem ungeheuern Rieſen und zerfloß in Luft, waͤhrend jene auf gebogenen Knien beteten und, ‚Gott für ihre Eryettung danftn.
46. Zeitelmoos.
Beſchreibuns des Fichtelbergs. ep}. 1716. ©. 90. | Auf dem Fichtelberg, zwifchen Wunficdel und Weis Eenftadt, liegt ein großer Wald, Zeitelmoos genannt und Yaran ein großer Teich; in. diefer Gegend haufen viele- Zwerge und Berggeifter. Ein Mann ritt einmal bei ſpaͤ⸗ ter. Abendzeit duch den Wald und fah zwei Kinder bei einander figen, ermahnte fie auch, nach Haus zu gehen und nicht länger zu fäumen. Aber diefe fingen an überlaut zu lachen, Der Mann ritt fort und eine Etrede weiter traf
er biefelben Kinder wieder an, welche wieder achten.
— 59 — 323 120g, Das Moosweibchen.
pratori us eltbeſchr. I. 691. 692. aus dem Munde einer alten Fran‘ zu Saalfeld.
Ein Bauer aus ber Gegend von SEaalfeld mit Namen Hans Krepel hatte ums Jahr 1635. Holz auf Der Heide gehauen und zwar Nachmittags; da trat ein Flein Moosweibchen herzu und fagte zu ihm: “Vater, wenn ihr hernach aufhöret und Feierabend macht, haut doch beim Umfällen des letzten Baums ja drei Ereuze in den Stamm, es wird euch gut feyn.” Nach dieſen Worten ging es weg. Der Bauer, ein grober und
roher Kerl, dachte, zu was hilft mir die Quadelei und . |
was kehr ich mich. am ein ſolch Gefpenfte,. unterlich alfo. das Einhauen der drei Creuze und ging Abends nach Haus. Den folgenden Tag um die nämliche Zeit kehrte er wieder in den Wald, um weiter zu hauen; : trat :ihn wieder das Moosweibchen an und fprach: “ach ihr Dann, was habt ihr geftern die drei Creuze nicht eingehauen? es ſollte euch und mir geholfen haben, Denn ung jagt der wilde Jäger Nachmittags und Nachts ohn Unterlaß und tödtet und jaͤmmerlich, haben auch anbers einen Frieden vor ihm, wenn wir uns nicht auf. folche behauene Baumſtaͤmme fegen Fünnen,. davon darf er ung nicht ‚bringen, fondern wir find- ficher.” Der Bauer fprach:. * hoho, was ſollten dabei die Creu⸗ ze helfen; dir zu Gefallen mac) ich noch Feine dahin.” Hierauf aber fiel das Moosweibchen den Bauer an und
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drückte ihn dergeſtalt, daß er, obgleich flarf von Na: -
tur, krank und elend wurde. Seit der Zeit folgte er der empfangenen Lehre beſſer , unterließ das Creuzein⸗ hauen niemals: und es begegnete ihm nichts widerlis ches mehr.
er . Der wilde Jaͤger jagt die Moosleute.
Praͤtorius Weltbeſchr. l. 695. 694. aus mündlichen Sagen im \ ſealfeldiſchen.
Auf der Heide oder im Holz an dunkeln q Örtern, auch in unterirdifchen Löchern, haufen Männlein und MWeiblein und. liegen auf grimem Moos, auch find fie um und. um mit Moos bekleidet. Die Sache iſt fo
befannt, daß Handwerker und Drechsler fie nachbilden und feilbieten. Diefen Moosleuten ftellt aber fonders
‚lich der wilde. Sager nach, der in. der Gegend zum oͤf⸗
teen umgieht und man hört vielmal die Einwohner zu
einander: fprechen: nun der wilde Jäger hat ſich ja
nächften ‚wieder zujagt, daß es immer Tnifterte und .
knaſterte!
Einmal war ein Bauer aus Arntſchgereute nah bei Saalfeld aufs Gebirg gegangen zu holzen, da jag⸗ te der wilde Jaͤger, unſichtbar, aber ſo, daß er den Schall und das Hundegebell hoͤrte. Flugs gab dem Bauer ſein Vorwitz ein, er wolle mithelfen jagen, hub an zu ſchreien, wie Jaͤger thun, verrichtete daneben
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ſein Tagewerk und ging dann heim. Fruͤhmorgens den andern Tag als er in ſeinen Pferdeſtall gehen woll⸗ te, .da war vor der Thür ein Viertel eines grünen Moosweibchens aufgehängt, gleichfam als .ein Theil oder Lohn der Jagd. Erfchroden lief der Bauer nach MWirbach zum Edelmann von Watdorf und erzählte die Sache, der rieth ihm , um feiner Wohlfahrt. willen, ja das Fleiſch nicht. anzurähren, fonft würde ihn der Jäs ger hernach Drum anfechten, fondern follte «8 ja hans gen laſſen. Dieß that er denn auch und das Wilds bret kam eben fo unvermerft wieder fort, wie es bins gefommen war; auch blieb der Bauer ohne Anfechtung.
40% | .. Der Waflermann.
Praͤtorius Weltbeſchr. I. 480—482. aus mündlicher Sage. SGegen das Jahr 1630. erzählte in der Pfarrei zu Breulieb, eine halbe Meile von Saalfeld‘, in Gegen⸗ wurt des Priefters eine alte Wehmutter folgendes, was. ihrer Mutter, ebenfals Kinderfrau dafelbft, begegnet ' ſey. J on . , Diefe letzte wurde einer Nacht gerufen, ſchnell fich Anaugiehen und zu reiffenden rauen mitzukommen. Es wear finfter, doch machte fie fich auf und fand unten einen Mann wärten; zu dem fagte fier er moͤcht fe nur verziehen, bis fie fich eine Leuchte genommen, dann wollte fie nachfolgen; er aber drang auf Eile;
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ben Weg wuͤrde er ſchon ohne Licht zeigen und: ſie ſollten nicht irren. Ja er verband ihr noch dazu die Augen, daß die Frau erſchrak und ſchreien wollte, ale lein der Mann ſprach ihr Troſt ein: Leib werde ihr gar nicht widerfahren, fondern fie koͤnne furchtlos mits gehen. Alſo ‚gingen fie miteinander; die Fran merkte darauf, daß er mit einer Ruthe ind Wafler fchlug, und fie immer tiefer. hinunter gingen, bis fie in eine Stube kamen. In der Stube war niemand: alg Die Schwangere. . Der Gefährte that ihr nunmehr das Band von den Augen, führte fie vors Bett und ging, nach⸗ dem er fie feiner Frauen anbefohlen, ſelber hinaus. Hierauf Half fie das Kindlein zur Welt befürdern, brachte die Kindbetterin zu Bett, badete das Kindlein und verrichtete alle nothwendige Eachen dabei. Aus heimlicher Dankbarfeit warnungsweife hob die Woch⸗ nerin an zur Wehemutter zu ſprechen: “ich bin ſo⸗ wohl als ihr ein Chriftenmenfch und entführt wor⸗ den von einem Waflermann, der mich ausgetaufcht hat. . Wenn ich nun cin Kind zur Melt bringe, frißt er mirs ‚allemal den dritten Tag; kommet nur am dritter Tag zu eurem Teich, Da. werdet.ihr Waſſer in Blut verwandelt fehen. Wenn mein Mann jetzt hereinfommt und euch Geld bietet, fo nchmet ja nicht mehr. Geld von ihm, als ihr fonft zu. Eriegen pflegt, ſonſt dreht er euch den Hals um, nehmt euch ja in Acht”. „Indem Fam ver Mann, zornig und. big ausſehend, hinein, ſah um fich und befand, da alles huͤbſch aufgelaufen, lobete Darum. die Wehemutter. Her
nach warf er einen geoßen Haufen Geld auf den Tiſch, mit den Worten: “davon nehmt euch, fo viel ihr wollt.” Sie aber, geſcheidt, antwortete etlihemal: “ich gehre von euch nichts mehr, denn von andern, welches. dann ein geringes Geld geweſen, und gebt ihr mir bas, hab ich gnug dran; .ober ift euch auch das zu viel, vers lange ich gar nichts, außer daß ihr mich nach Haus bringet.” Er hub an: “das hieß Dich Gott fprechen,” Zahlte ihr fo viel Gelb und geleitete fie richtig nach Haus. Ar den Teich zu geben: wagte fich aber den Beftimmten Tag die Wehefrau nicht, aus Zurcht.
. .. Die. wilden Frauen im Lnterberge,
Brixener Volksbuch.
Die Groͤdicher Einwohner und Bauersleute zeigten an, daß zu dieſen Zeiten (um das Jahr 1753.) viel⸗ mals die wilden Frauen aus den Wunderberge zu. den Knaben und Maͤgdlein, die zunächft dem Loche inners halb Glanegg das Waidvich hüteten, berausgelonumen and ihnen Brot’ zu effen gegeben. :.
Mehrmals famen die wilden Frauen zu der die renſchneidung. Sie kamen früh Morgens herab und Abends, da die andern Leute: eiers Abend genommen, "gingen fie, ohne die Abend» Mahlzeit mitzueffen ‚ vice
derum in den-Wunderberg hinein. . Einftens geſchah auch naͤchſt diefem Berge ,:- daß
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ein Heiner Knab auf einem Pferde ſaß, das fein Bas ter zum Umackorn tingefpannt ‚hatte. : Da Pamen auch die wilden Frauen aus dem Berge. hervor: und wollten diefen Knaben. mit Gewalt hinweg nehmen. Der Bas ter’ aber; dem die Gcheimniffe und Begebenheiten dies ſes Berges ſchon bekannt weren, eilte den Frauen oh⸗ ne Furcht zu und nahm ihnen den Knaben ab, mit den- Worten: “was erfrecht ihr euch, fo oft hernuszu⸗ gthen und mir jeht fogar meinen Buben wegzuneh⸗ wen? was wollt ihr: mit ihm. machen?” : Die“ wis den Frauen antwortetens “cr wirb bei: uns beſſere Pflege Haben, und ihm beffer bei ung gehen, ole zu Haus; der Knabe wäre uns fehr lich, es wird ihm Fein Leid widerfohren” Allein der Vater ließ feinen Knaben: nicht aus'den Händen Und. RE. wilden. Frauen gingen bitterlich weinend von dannen.
Abermals Famen die wilden Frauen aus dem Wuns derberge nächft der Kugel Mühle oder: Kugelſtadt ges nannt, fo bei diefem. Berge ſchoͤn auf der Anhöhe Legt und nahmen einen Knaben mit fich fort, der "dag Waidvieh huͤtete. Diefen:Snaben, ben. jedermann wohl kannte, fahen die: Holzknechte erft überein Jahr in einem grünen Kleid auf einem Stock dieſes Bergs ſitzen. Den folgenden Tag nahmen ſie feine Eltern mit fih, Willens, ihn am Berge aufzuſuchen, aber fie gingen alle umſonſt, der Knabe. kam nicht ir Ä gum Vorſchein.
Mehrmals Hat .es: ſich begeben, daß eine wilbe Frau, aus, dem: Wonderberg gegen das · Dorf Anif ging, welches
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welches eine: gute halbe Stunde vom. Berg entlegen - iſt. Alldort machte fie fich in die Erbe Löcher und Lagerftätte. Sie hatte ein ungemein langes und fchds
ned Haar, das ihre beinahe bis zu den Zußfohlen hin⸗
abreichte. Ein Bauersmann aus dem Dorfe ſah dieſe Srau Öfter abs und zugehen und verliebte fich in ſie, hauptſaͤchlich wegen der Schoͤnheit ihrer Haare. Er
konnte ſich nicht erwehren zu ihr zu gehen; ; betrachtes \ te fie mit Wohlgefallen und-Teute ſich .endlich in feiner
Einfalt ohne Scheu zu ihr in ihre Lagerſtaͤtte. Cs
fagte eins zum andern nichts, viel weniger , daß fie ets
was ungebührliches getrieben. In der zweiten Nacht
ober fragte die wilde Frau den Bauern, ob er nicht
felbft eine Frau hätte? Der Bauer aber verläugnete ' feine Ehefrau und. fprach nein. Diefe aber mechte fich viel Gedanken, wo ihr Mann Abends. bingehe und Nachts fehlafen möge. Sie fpähete ihm daber nach und traf ihn auf dem Feld fchlafend bei der wilden Frau. „O behüte Gott, fprach fie zur wilden Frau, Deine fihönen Haare! was thut ihr da miteinander ?” Mit diefen Worten wich das Bauersweib von ihnen und der Bauer erfchraf fehr hierüber. Aber die wilde Srau hielt dem Bauern feine treulofe Verläugnung vor und fprach zu ihm: “„ haͤtte deine Frau boͤſen Haß und Äürger gegen mich zu erkennen gegeben, fo würs deft du jegt unglücklich feyn und nicht mehr von Dies fer Stelle kommen; aber weil deine Frau nicht boͤs war, fo liebe fie ‚fortan und haufe mit ihr getreu und unterfteh Dich nicht mehr daher zu kommen ‚denn es
E it
— 66 wi ü fteht gefchrieben ::“ein jeder lebe getreu mit feinem ges trauten Weibe”, obgleich die Kraft diefes Gebots einst - in große Abnahme kommen wird und damit aller zeite licher hlſtand der Eheleute. Nimm diefen Schuß voll Geld von mir, geb bin und fieh dich nicht mehr um.” 0
5Ir Tanz mit dem Waſſermänn.
Valvaſſor Ehre von Ctain. B. 11. u. B. 15. Cap. 19
Zu Laibach bat in dem gleich= benannten Fluß ein MWaffer s Geift gewohnt, den man den Nir oder Wafe fermann bieß. Er bat fich fowohl bei Nacht den Fis fhern und Schiffleuten als bei Tag andern gezeigt, Daß jedermann zu erzählen wußte, wie er aus dem Waſſer hervorgeftiegen fey und in menfchlicher Geftalt fih babe fehen laſſen. Im Jahr 1547. am erften Sonntag im Julius fam nach alter Sitte zu Laibach auf dem alten Markt bei dem Brunnen, der durch ei⸗ ne dabeiftehende ſchoͤne Linde luſtig befchattet war, die ganze Nachbarfchaft zufammen. Sie . verzehrten in freundlicher und nachbarliher Vertraulichkeit bei ins gendem Spiel ihre Mahl und huben darauf mit dem Zanze an. Nach einer Weil trat ein fchöngeftalter , wohlgefleideter Süngling herzu, glich als wollte er an dem Reigen Theil nehmen. Er grüßte die ganze Vers ſammlung höflich und bot jedem Anwefenden freundlich die Hand, welche aber ganz weich und eiskalt war
und bei der Berührung jedem ein feltfames Grauen erregte. Hernach zog er ein wohlaufgefchmüdtes und ſchoͤngebildetes, aber frifches und freches Mägdlein, son leichtfertigem Wandel, das Urjula Schäferin hie, zum Tanze auf, bie fich in feine Weife auch meifters lich zu fügen und in alle Iuftige Poſſen zu fchiden wußte. Nachdem fie eine Zeit lang miteinander wild. getanzt, fehweiften fie von dem Plaß, der den Reigen zu innfchränfen pflegte, immer weiter aus, von jenem Lindenbaum nach dem Gitticher Hofe zu, daran vors bei, bis zu der Laibach, wo er in Gegenwart vieler Schiffleute mit ihr Hineinfprang und beide vor ihren Augen verfchwanden.
Der Lindenbaum ſtand bis ins Jahr 1638. wo er Alters halben umgehauen werden mußte,
5% Der Waſſermann und der Bauer. | Mandlich ‚and Deutſchboͤhmen. |
Der Waſſermann ſchaut wie ein andrer Menſch, nur daß, wenn er den Mund bleckt, man ihm ſeine gruͤne Zaͤhne ſieht. Auch traͤgt er gruͤnen Hut. Er | zeigt fich den Mädchen, wenn fie am Teich vorüberges ben, mißt Band aus und wirfts ihnen zu. Einmal lebte er in guter Nachbarfchaft mit einem Bauer, der unweit des Sees wohnte, befuchte ihn manchmal und bat endlich, daß der Bauer ihn ebenz
falls unten in feinem Gehäus befuchen möchte. Der Bauer thaͤts und ging mit. Da war unten im Wafs fer alles wie in einem prächtigen Palaft auf Erben, Zimmer, Säle und Kammern voll mancherlei Reiche thum und 3ierrath. Der Waffermann führte den Gaft aller. Enden umher und wies ihm jeded, endlich ges langten fie in ein Feines Etübrhen, wo viel neue Töpfe umgekehrt, die Öffnung bodenwärts, ftanden. Der Bauer fragte: was das doch wäre? “Das find die Seelen der Ertrunfenen, die hebe ich unter den Toͤpfen auf und Halte fie damit feit, daß fie nicht entwifchen koͤnnen.“ Der Bauer fchwieg fill und Fam bernach wieder heraus ans Land. Das Ding mit den Seelen wurmte ihm aber lange Zeit und er paßte dem Waf- jermann auf, daß er einmal ausgegangen feyn würde, Als Das geſchah, Hatte. der Bauer den rechten Weg hinunter fich wohl gemerkt, flieg in das Waſſerhaus und fand auch jenes Stübchen glüdlich wieder, da war er ber, ftülpte alle Töpfe um, einen nach bem an⸗ dern, alebald fliegen die Seelen der ertrunfenen Mens fchen hinauf in die Höhe aus dem Wafler und wur: den wieder: erloſt.
53+ Der Waflermann an der Fleifcherbant, . Mündlih, aus Deutſchboͤhmen.
Der Waſſermann Fam auch wöchentlich in die Stadt zur Sleifcherbanf, ſich da einzufaufen, und wie wohl
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ſeine Kleidung etwas anders war, als der uͤbrigen Menſchen, ließ ihn doch jeder gewaͤhren und dachte ſich weiter nichts beſonders dabei. Allein er bezahlte immer nur mit alten durchlücherten Grofchen. Daran merkte ihn zulegt cin Fleiſcher und fprach: "wart, den. will.ich zeichnen, daß er nicht wieder fommt.” Set, wie ber Waffermann wiederfam und Fleiſch Faufen wolls _ te, erſahs der Metzger und rigte ihn fluge mit dem Meffer in den ausgeftredten Finger,“ ‚worin cr dag Geld. hinreichte, fo daß fein Blut floß. "Seit der Zeit. ift der Waſſermann ganz weggeblichen.
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54. Der Schwimmer.
Bräuners Curioſit. ©. 37.
ein Meiffen bat es fich zugetragen, daß ctliche Beckers: Knechte am Pfingft = Feft unter der Predigt hinaus gegangen find und oberhalb der Ziegel: Scheu: ne, gleich dem Baumgarten gegenüber, in der Elbe gebadet. Einer unter ihnen, der fich auf feine Fertig: keit im Schwimmen verlaffen, bat zu feinen Gefellen gejagt, wofern fie ihm einen Thaler auffegten, wollte er dreimal nach einander, unausgeruht, dies Waſſer bin und her befchmimmen. Den zwei andern Fam das unglaublich vor, und fie willigten ein. Nachdem ber verwegene Menſch es zweimal vollbracht und nun zum drittenmal nach dem Sieben Eichen Schloß zu bins
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fiber ſchwimmen wollte, da fprang ein großer Fiſch, “wie ein Lachs, vor ihm in die Höhe und ſchlug ihn mit ſich ins Waſſer hinab, alſo daß er ertrinken muß⸗ te Man hat ihn noch ſelbiges Tages geſucht und oberhalb der Brüce gefunden: am ganzen Leibe was ren gezwidte Maͤler, von Blut unterlaufen, zu ſehen und man konnte gar leicht die Narben erkennen, die ihm der Nix oder Waſſergeiſt gemacht.
58. Bruder Nickel. Cluver germ. antiq. lib. 3. c. 27.
Drätor. Weltbeſchr. l. 487. 488. vgl. Micraͤlius B.1. S. 16. Zoͤl lners Seife 259.
Auf der Inſel Ruͤgen liegt in einem dichten Wal⸗ de ein tiefer See, fiſchreich, aber trüb von Waſſer, und kann man nicht wohl darauf fifchen. Doc aber
unterſtandens vor langen Jahren stliche Zifcher und Hatten ihren Kahn ſchon ‚auf den Eee gebracht. Den andern Tag hohlten fie zu Haus ihre Nete, als fie wicberfehrten, war das Echiffel oder der Kahn vers ſchwunden; da ſchaute der eine Fifcher um und fah das Sahrzeug oben auf einem bohen Buchbaum ſtehen, Deswegen fchrie er: “wer Zeufel hat mir den Kahn auf den Baum gebracht?” Da antwortete aus der Nähe eine Stimme, aber man fah niemand, und fprach: das haben nicht alle Zeufel, fondern ich mit meinem , Druber Nickel eban®
no 56. Hiren: Brummen.
Kornmann mons Veneris Say. 43. P. 215; Vormi us mons danica lib. I. p. 17. 18. Hornung cista medica p. 191.
Nicht weit von Kirchhain in Heſſen liegt ein fehr ‚tiefer Sce, welcher der Nixen = Bronn heißt, und oftmals erfcheinen die Nixen, an deffen Geftad fich zu _ erfonnen. Die Mühle daran heißt gleichfalls die Nirens Mühle Auch zu Marburg foll 1615. in der Lahn bei‘ der Elifaberher Mühle ein Waſſernix gefehen worden ſeyn.
57. Magdeburger Nirxen.
Praͤtor. Weltbeſchr. I. 497. 498.
Zu Magdeburg an einer Stelle der Elbe ließ ſich
‚oft bie Nixe ſehen, zog die uͤberſchwimmenden Leute hinab und erſaͤufte ſie. Kurz vor der Verſtoͤrung der Stadt durch Tilly ſchwomm ein hurtiger Schwimmer um ein Stuͤck Geld hinüber, als er aber heruͤber wolls te und an den Ort gerieth, wurde er feltgchalten und Binuntergeriffen. Niemand: fonnte ihn retten und zus letzt ſchwomm fein Leichnam ans Ufer. Zumeilen fol ſich das Meerwunder am hellen Tag und bei fcheinens der Sonne zeigen, fich ans Ufer feßen, oder auf: die Aſte anftehbender Bäume und wie ſchoͤne Jungfrauen
Yange, golögelbe Haare. kaͤmmen. Wenn aber Leute nahen, hüpft es ins Wafler. Einmal, weil das Bruns nenwaſſer hart zu Eochen ift, das Elbwaſſer aber. weit .
Sahren ſchoͤpfte die Gräfin Verdacht und trachtete die, rechte Wahrheit zu erfahren. Eines Sommermorgens frühe fchlich fie ihm nach. und kam in die Sommer: Yaube. Da fah fie ihren Gemahl fchlafen in Armen eines wunderfchönen Srauenbilds, weil fie aber beide fo fünfte fehliefen, wollte fie fie nicht wecken, fondern nahm ihren Schkiier vom Haupt und breitete ihn über der Schlafenden Füße. Als die. fchöne Buhlerin ers wachte und des Schleterd innen ward, that fie einen Bellen. Schrei, hub an jämmerlich zu Elagen und fags te: “hinführo, mein Liebſter, fehen wir ung nimmermehr' wieder, nun muß ich ‚hundert Meilen weit weg und abgefondert von dir bleiben.” Damit verließ. fie den Grafen, verehrte ihm aber vorher noch obgemeldte drei Gaben für feine drei Töchter, die möchten fie niemals abhanden: kommen laffen.
Das: Haus Baffenftein hatte ange Zeit durch aus der Stadt Spinal (Epinal) einen Fruchtzins zu zie⸗ hen, wozu diefer Maaslöffel (cuilliere de la mesu- re) ſtets gebraucht wurde.
| -7Ir Der Kobold,
Anterredungen vom eich der Beifter I. 503. Praͤtorius Weltbefchr. 1. 317 — 320. Lurhers Tiſch⸗ Reden S. 103.
An einigen Orten Hat faſt jeder Bauer, Weib, Söhne und Toͤchter, seinen Kobold, der allerlei Haus⸗
5 73 —
aͤngſtlich, als es aber waͤhrend des Suchens zwoͤlf Uhr ſchlug, ſo liefen ſie beide in groͤſter Angſt fort, gera⸗ de nach dem See und ſtuͤrzten ſich hinein. Am ans. dern Tag war ber See blutroth und wird «8 an fel: bigem noch jedesmal im Jahr. Un den zurüdgeblies benen Handſchuhen waren oben Pleine Kronen zu fehen.
Es wird auch erzählt, daß in einer Nacht zwei Reiter vor das Haus einer Kinderfrau kamen, fie we: ten und fie mitgehen hießen. Als fie fich weigerte, brauchten fie Gewalt, banden fie aufs Pferd und jag⸗ ten mit ihr fort zum Dünges s See, wo fie ihrer Köniz gin in Kindes «Nöthen Beiltand leiften ſollte. Sie fah viel wunderfame Dinge, große Schäge und Reichthüs mer, mußte aber ſchwoͤren, feinem Menfchen je etwas davon zu ſagen. . Nachdem fie einen ganzen‘ Tag unten geblieben war, ward fie, reichlich beſchenkt, in der Nacht wieder heraufgebracht. Nach vielen Jahren .ers krankte fie und Eonnte nicht flerben, bis fie dem Pfars rer alles entdeckt hatte.
)
59 Mummel ; See,
Simpliciffimns B.5. Cap. 10.
Im Schwarzwald, nicht weit von Baden, liegt - ein See, auf einem hohen Berg, aber unergrändlich. Menn man ungerad, Erbfen, Steinlein, oder. mas ans ders , in ein Tuch bindet und hinein hängt, fo veräns
— 107 | dert es fich in gerad, und alfo, wenn man gerad hin⸗ ein hängt, in ungerad. Go man einen oder mehr Steine binunterwirft, trübt fich der beiterfte Himmel und ein Ungewitter entfteht, mit Schloßen und Sturms winden.
Da einft etliche Hirten ihr Vieh bei dem See ges hütet, fo ift ein brauner Stier. daraus gefliegen, fich zu den übrigen Rindern gefellend, alsbald aber ein Männlein nachgefommen , denfelben zurinkzutreiben , auch .da,er nicht geborchen wollen, Hat es ihn ver⸗ wuͤnſcht, bis er mitgegangen. |
Ein, Bauer ift zur Winterszeit über den hartge⸗ frorenen See mit feinen Ochfen und einigen Baums ſtaͤmmen ohne Schaden gefahren, fein nachlaufendes Hündlein aber ‚ertrunfen ‚ nachdem das Eis unter ihm gebrochen.
Ein Schü hat im Vorübergehn cin Waldindnn- lein darauf figen fehen, den Schoos voll Geld und damit fpielend; als er darauf Feuer geben wollen ‚.fo hat es fich niedergetaucht und bald gerufen: wenn er es gebeten, jo hätte es ihm leicht reich gemacht, fo aber er und feine Nachfommen in Armuth verbleiben müßten. "
Eines Males iſt ein Männlein auf fpäten Abend zu einem Bauern auf deſſen Hof gefommen, mit der Bitte um Nachtherberg. Der Bauer, in Ermangelung ‘ von Betten, bot ihm die Stubenbank oder den Heufchos ber an, allein es. bat fich aus, in der Hanfräpen zu Schlafen. “Meinethalben, hat der Bauer geantwortet, wenn Dir damit gedienet ift, magft Du wohl gar im
%
Weiher oder Brunnentrog fchlafen.” Auf diefe Verwil- '
Iigung bat es fich gleich zwifchen die Binfen und das -
Waſſer eingegraben, als ob e8 Heu wäre, fich darin zu waͤrmen. Fruͤhmorgens ift es herausgefommen, ganz mit trockenen Kleidern, und als der Bauer fein - Erftaunen über den wunderfamen Gaft bezeiget, hat es erwiedert: ja, es Fünne wohl ſeyn, daß feines gleichen nicht in etlich hundert Fahren hier übernachtet. Bon folchen. Reden ift e8 mit dem Bauer fo weit ins Ge⸗ fpräch Fommen, daß es folchem vertraut, es fey ein MWaffermännlein, welches fein Gemahel verloren und in dem Mummelfee fuchen wolle, mit der Bitte, ibm den Meg zu zeigen. Unterweges erzählte e8 noch viel wuns Derliche Sachen, wie c8 fihon in viel Seen fein Weib gefucht und nicht gefunden, "wie ed auch in folchen Seen befchaffen fey. Als fie zum Mummelfee gefom: men, hat es fich untergelaffen, doch zuvor den Bauer zu verweilen gebeten, fo lange, bis zu feiner Wieder: funft, oder bis es ihm ein Wahrzeichen fenden werde. Die er nun ungefähr ein Paar Stunden bei dem See aufgewartet, fo ift der Steden, den das Männlein gehabt, ſammt ein paar Handvoll Bluts mitten im See durh das Waffer heraufgefommen und etliche Schub Hoch in die Luft gefprungen, dabei der Bauer wohl abnehmen Fünnen, Daß foldhes Das verheißene - Wahrzeichen gewefen. Ein Herzog zu. Wirtemberg ließ e ein Floß bauen, und damit auf den See fahren, deſſen Tiefe zu. er⸗
gründen. Als aber die Meffer ſchon neun Zwirnneg
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⸗
76 u
hinuntergelaffen und immer noch feinen Boden gefuns den hatten, fo fing das Floß gegen die Natur des Holzes zu ſinken an, alfo daß fie von ihrem Vorhaben ablaffen und auf ihre Rettung bedacht feyn mußten.
Dom Floß find noch Stüde.am Ufer zu fehen.
60. | , Die Elbjungfer und das Saalweibtein. Moandlich aus Magdeburg.
desgl. Praͤtorius Weltbeſchr. I. 482. 483. aus S. afel und Hale. Braͤuner's Euriofitäten, aus Leipzig. ©. 33. 34.
Zu Magdeburg weiß man von der fchönen Elb⸗ jungfer, die zuweilen aus dem Fluß berauffam, um
‚an dem Sleifchermarft einzufaufen. Sie trug fich bürs
gerlich, aber fehr reinlich und fauber, hatte einen Korb
“in der Hand und war von fittfamer Geberde. Man fonnte fie in nichtd von andern Mädchen unterfcheiden, “außer wer genau acht gab und es wußte, der eine
Zipfel ihrer fchloßen= weißen Schürze war immer naß, zum Zeichen. ihrer Abfunft aus dem Fluß. Ein junger _ Sleifchergefell verliebte fich in fie umd ging ihr nach, bis er wußte, woher fie Fam und wohin fie zuruͤck⸗
kehrte, endlich flieg er mit ins Waffer hinab. Einem
Fiſcher, der den Geliebten beiftand und oben am Ufer
“wartete, hatte fie gefagt, wenn ein hölzerne Teller
mit einem Apfel aus dem Strom hervorkomme, ſeys
gut, fonft aber nicht. Bald aber fchoß ein rother Strahl
herauf, zum Beweis, daß-den Verwandten ber Elb⸗ \
N
jungfer ber Bräutigam mißfallen und fie ihn getödter. Es gibt aber hiervon auch abweichende andere Erzähs lungen, nach welchen die Braut hinabgeftiegen und der Süngling am Ufer figen geblieben war, um ihren Bes fiheid abzuwarten. Sie wollte unten bei, ihren Eltern um die Erlaubniß zur Heirath bitten, oder die Sache erft ihren Brüdern jagen; ſtatt aller Antwort erfchien oben ein Blutflecken; fie hatten fie felbft ermordet. —
Aus der Saale famen auch zuweilen. die Nirfraus en in die Stadt Saalfeld und Fauften Fleiſch auf der Bank. Man umterfchied ſie allein an den großen und gräßlichen Augen: und an dem triefenden Schweif ihrer Roͤcke unten. Sie follen vertaufchte Menfchenfinder feyn, ftatt deren die Niren ihre Wechfelbälge oben ges laffen haben. Zu Halle vor dem Thore liegt gleichs falls ein rund Waffer, der Nirteich genannt, aus dem die Weiber kommen in die Stadt, ihre Nothöurft zu kaufen, und ebenmäßig an ihren naffen Kleiderfäumen _ zu erfennen find. Sonſt haben fie Kleider, ‚ Sprache u Geld, wie wir andern auch.
Unweit Leipzig iſt ein Nirweiblein oft auf der Straße geſehen worden. Es iſt unter andern Bauers⸗ weibern auf den Wochenmarkt mit einem Tragkorbe gegangen,“ Lebensmittel einzukaufen. Eben fo ging es auch wieder zurück, redete aber mit niemanden ein einziges Wort; grüßte und dankte auch feinem auf der Straße, aber, wo «8 etwas einfaufte, wußte es fo ge⸗ nau, wie andere Weiber, zu Bingen und zu handeln. Einmal gingen ihr zweie auf dem Zuß nach und fas
hen wie ſie an einem Heinen. Waſſer ihren Tragkorb niederſetzte, der im Augenblick mit dem Weiblein ver⸗ ſchwunden war. In der Kleidung war zwiſchen ihr und andern kein Unterſchied, außer daß ihre Unterklei⸗
der zwei Haͤnde breit naß waren. |
61. Waflers Recht: : Sräun er’s Euriofitdten S. r. Schönfeld de spectris. Marburgi. 1685. p. 19. Wuͤndlich.
Bei Leipzig, wo die Eifter in bie Pleiffe rän, pflegt Im Sommer das junge Volk zu baden, aber das Waſſer bat da einen betrüglichen Lauf, zuweilen Uns ‚ tiefen, zuweilen Sondbänfe, befonders an einem Ort, welcher das Studentenbad genannt wird. Davon, wie von andern Fluͤſſen, ift gemeine Sage, daß es alle Jahr einen Menfchen haben müffe, wie auch faft jeden Sommer ein Menfch darin ertrinft und wird davon geglaubt, daß die Wafler: Nire einen hinunter ziehe.
Man erzählt, daß die Niren vorher auf dem Waſ⸗ ſer zu tanzen pflegen „wann einer ertrinken wird.
Kindern, die baden wollen und am Ufer ſtehen, rufen die Eltern in Heſſen warnend zu: “der Nöcen (Nix) mögte dich hineinzichen!” Folgenden Kinderreim
bat man; | MNir in der Grube, du biſt ein boͤſer Bube, waſch dir deine Beinchen mit rothen Ziegelſteinchen!
— 79 — | , 62, | j nl Das ertrunfene Kind,
Wilh. Meifter. II. sor. Nationalzeitung der Deutſchen. 1796. ©. 74.
Man pflegt vielerlei von den Waſſern zu erzaͤhlen und daß der See oder der Fluß alle Jahre ein unſchul⸗ diges Kind haben muͤſſe; aber er leide keinen todten Leichnam und werfe ihn fruͤh oder ſpaͤt ans Ufer aus, ja ſogar das letzte Knoͤchelchen, wenn es zu Grunde geſunken ſey, muͤſſe wieder hervor. Einmal war einer Mutter ihr Kind im See ertrunken, ſie rief Gott und ſeine Heiligen an, ihr nur wenigſtens die Gebeine zum Begraͤbniß zu goͤnnen. Der naͤchſte Sturm brachte den Schädel, der folgende den Rumpf ang Ufer, und nach⸗ dem alles beifammen- war, faßte die Mutter fänmntli- che Beinlein in ein Tuch und trug. fie zur Kirche, Aber, o Wunder! als fie in den Tempel trat, wurde . das Bündel immer fihwerer, und endlich, ale fie es auf die Stufen des Altars legte, fing das Kind zu Schreien an und machte fich zu jedermanns Erftaunen aus.dem Tuche los. Nur fehlte ein Knoͤchelchen des kleinen Fingers. an der rechten Hand, welches aber die Mutter nachher noch forgfältig auffuchte und fand. Dies Knoͤchelchen wurde in der Kirche unter andern Reliquien zum Gebächtniß aufgehoben. — Die Schif- fer und Fiſcherleute bei Cüftrin in: der Neumark reden ebenfalls von einem den. Oderſtrom beherrfchenden uns bekannten Wefen, das jährlich fein beflimmtes Opfer
fie gab ihm wenig Gehoͤr. Da fann er endlich auf fchlechte Mittel und als ihr Mann einmal an einen - weit entlegenen Ort verreift war, ranbte er ihr mit Gewalt, was fie ihm freiwillig verfagte. Sie mußte _ Das Unrecht verfchweigen, fo kang ihr Mann abweiend war, bei feiner Ruͤckkehr aber eroͤffnete ſie es ihm mit groͤßem Schmerz und wehmuͤthigen Gebärden Der Edelmemn glaubte, dieſer Schandflecken Eönne nur mit dem Blufe des Thäters abgewafchen werden, und Da er die Freiheit hatte, wie ihm belichte, in des Gra⸗ fen Gemach zu gehen, fo nahm er die Zeit wahr, wo Diefer noch mit feiner Gemahlin zur Ruhe Ing, ttad _ Hinein, hielt ihm die begangene That mit harten Wors - ten vor und als er merkte, daß jener fih aufmachen und zur Gegenwehr anſchicken mögte, fafte er fein - Schwert und erflach ihn im Bette an ber Seite der Gräfin. Diefe entrüftere fih aufs allerheftigfte, ſchalt den Thäter gewaltig und ba fie gerade ſchwangeres Leibes war, fprach fie draͤuend: “derjenige, ven ich , unter dem Gürtel trage, foll Diefen Mord an dir und den Deinigen rächen, daß die ganze Nachwelt daran ein Beifpiel nehmen wird.” Der Edelmann, als er vie Worte hörte, Tehrte wieder um und durchftach die Gris , fin wie ihren Herrn. [ Graf Hermann von Winzenburg war der letzte feis nes Stammes und demnach mit feinem und ber fehwans gern Gräfin Tod das Land ohne Herrn. Da trat Hüts chen in felbiger Morgenftunde‘, in welcher die That ges fihehen war, vor das Bett des fchlafenden Bijchofs
— 81 —
65. nn rn... Vor den Hirn hilft Doſten und Dorent.
Prit orius Weltbeſchr. l. 106 — 108. $31— 535. Aehnlich in v raͤuner's Euriofitdeen. 34 — 3%
Eine hallifche Wehmutter erzäßlte, daß folgendes ihrer Lehrmeiſterin begegnet: dieſe wurde Nachts zum. Thor, welches offen ſtand, von einem Manne hinaus om die Saale gefuͤhrt. Unterwegs bedraͤute ſie der Mann, kein Wort zu ſagen und ja nicht zu muckſen, ſonſt drehte er ihr bald den Hals um, uͤbrigens ſollte ſie nur getroſt ſeyn. Sie gedachte an Gott, der wuͤrde ſie be⸗ huͤten und ergab ſich drein, denn ſie ginge in ihrem Beruf. An der Saale nun that ſich das Waſſer auf und weiter hinunter auch dag Erdreich, fie fliegen alle. mälig hinab, da war ein fchbner Pallaſt, worin ein niedliches Weiblein lag. Der half. die .Wehmutter in- Kindsnoͤthen, unterdeffen -aing der Mann wicder bins aus. Nach glücklicher Verrichtung ihres Amts, redete mitleidend das Weibchen: “ach liebe Frau, nun jams mert mich, daß ihr hier bleiben müßt, bis an den jungften Tag, nehmt euch. wohl in Acht; mein Dann
wird euch jeßt eine ganze Mulde voll Ducaten vors Feen; nehmt. nicht mehr, als euch auch ‚andre Leute zu geben ‚pflegen für eure Mühwaltung. Weiter, wenn ihr zur Stube hinauskommt und. unterwegs feyd, greis fet flugs an die Erde, da werdet ihr Doften*) und
“®) Origanuni vulg. Wohlgemuth. 5
Dorant *) erfaffen, folches haltet feft und laſſets aus der Hand nicht fahren. Dann werdet ihr wieder auf freien Fuß Fommen und zu eurer Stelle gerathen.” Kaum hatte fie ausgerebet ‚ old der Nix, gelbfraus von Haar und bläulich von Augen, in die Stube trat; er hatte eine. große Mulde vol Gold und. jegte fie in dem ſchoͤnen hellen Zimmer der Wehfrau vor, fprechend x 'fich da, nimm fo viel du will.” Drauf nahm fie einen Goldguͤlden. Der Nix. verzog fein Geſicht und: machte graufame Augen, und fprach: ‚“bns haft du nicht von. bir felber, fondern mit eines Weibes ‚Kalbe gepflügt, die foll ſchon dafür leiden! und nun komm. und geh .mit mir”. Drauf war fie aufgeflanden und. er führte fie hinaus; da büdkte fie fih flugs und. griff- in ihre Hand Doften und Dorant. Der Führer: fagte dazu; »das heißt Dich Gott fprechen und das haſt - du auch von. meinem Weibe_geleent. Nun geh nur bin, wo du :herfommen bift.”. Hierauf war fie aus dem Fluß ans Ufer. gewefen, ging zur Stadt ein, dem. ren. Thore noch offen ſtanden, und erreichte gluͤcklich hr Haus.
2. Eine andere Hebamme, buͤrtig aus Eſchat bei Querfurt, erzaͤhlte nachſtehendes: in ihrer Heimath war der Ehmann ausgegangen und hatte feine Frau ale Kindbetterin zu Haus laffen muͤſſen. Um Mitternacht Fam der Nie. vors Haus, nahm die Sprache ihres Mannes an und rief zum Gartenfenfter hinein: fie
*) Marrubium vulg. Helftraut, Gotteshuͤlf.
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folle ſchnell herauskommen, er habe ihr efhwas fonders lichs zu weifen. Dies fchien der Frau winderlich und fie antwortete: -“Fomm du doch herein,‘ fen "mitten in der Nacht ſchickt fich für mich nicht. weißt ja wo ber Schlüffel liegt, draußen im Loch —* | der Hausthür.” “Das weiß: ich wohl, du mußt aber berausgehen” und Plagte fie fo lang mit Worten, daß fie ſich zulegt aufmachte und in den Garten trat. Das Gefpenft ‘ging aber vor ihr her und immer tiefer. bins ab; fie folgte nach, bis zu einem Wafler unweit des Hauſes fließend, mittlerweile fprach der Nix: heb auf dein Gewand |
| daß du nicht falfk in Doften und Dorant welche Kräuter eben viel im Garten wuchfen. Indem aber erblickte fie das Waſſer und fiel mit Fleiß ins Kraͤutich hinein, augenblicklich verfchwand der Wir und konnte ihr nichts‘ mehr ans noch ab =gehaben. Nach Mitternacht kehrte der Ehmann heim, fand Thür und‘ Stube offen, die Kindermutter nicht im Bett, Bub an - erbärmlich zu rufen, bis er. leife ihre Stimme im’ Gar⸗ ten vernahm und er fie aus dem Kraut wieder ins Zimmer brachte. Die Wehemütter halten deshalb gar viel auf diefe, Kräuter und legen fie Allenthalben in "Betten, Wiegen, Keller, tragen es an ſich und laffen andere es bei fich ſtecken. Die Teipziger Krautweiber -führen es häufig feil zu Markte. Ä
Einmal ſoll auch ein Weib um Mittag in den Kel⸗ ler ‚gegangen feyn,. Bier abzulafien, Da ng « ein "om fpenft drinnen an und ſprach:
5
— 84 — haͤtteſtu bei dir nicht Doſten wollt ich die das Bier helfen koſten. und man hört diefen Meim noch in andern Gefchiche ten. wiederkehren.
‚Des Nixes Beine.
Pratorius Weltbeſchr. I. 333.
Eine Wehmutter buͤrtig von Eſchaͤtz, eine halbe Meile von Querfurt, erzaͤhlte: zu Mitternacht ſey in Merſeburg ein Weib vor ein Balbiershaus gekomnien, der nahe am Waſſer gewohnet und haben dem Fenſter hineingeſchrien: die Wehemutter ſolle doch herausgehen, welches ſie anfaͤnglich nicht thun wollen. Endlich ſey der Balbier mitgegangen, habe ein Licht bei ſich ge⸗ habt und flugs nach des befuͤrchteten Nixes Beinen ge⸗ ſehen. Darauf es ſich niedergeduckt. Wie ſolches der Balbier gemerkt, da hat er es greulich ausgeſcholten und gehen heißen, darauf es verſchwunden.
67. u - Die Magd bei dem Ai, | | Praͤtorius Weltbeſchr. J. 498. 499.
Folgendes hat ſich auf einem Dorf bei Leipzig zu⸗ getragen: eine Dienftmagd' kam unter das Waſſer und diente drei Jahre lang bei dem Nix. Sie hatte es an einem guten Leben und allen Willen, ausgenommen ,
daß all ihr Effen: ungefalgen war. Dies nahm fie auch gur Urfache, wieder wegzuziehen. Allein fie fagte noch weiter: “nach diefer Zeit habe .ich nicht über ſieben Jahre zu leben, davon bleiben mir jeßo noch breie,? Sonft war fie immer traurig und fimpel, Prätorius hörte die Gefchichte im Jahr 1664.
68.
Die Frau von Alvensleben. Tenzel monatl. Untert. 1689. ©. gꝛ5. DHammelmann oldend. Chronik.
. Der vielfdörmige Hinzelmann. S. 313 —316.: Praͤtorius Weltbeſchr. I. ©. 95. 107-104. Mi. ‚Stüdstopf ©. 488. aus mündlichen Sagen und aus:
Chriak Edinus poematifhen Büchern, die er vom Gefchlecht der Alvensleben 1581. in 4to. herausgegeben.
Bor etlichen hundert Jahren lebte zu Calbe in dem Werder aus dem alvenslebifchen Gefchlecht eine betagte, gottesfürchtige, den Leuten gnädige und zu dienen bereitiame Edelfrau; fie fland vornämlich den DBürgersweibern bei in ſchweren Kindsnoͤthen und wur: de in folchen Fällen von jedermänniglich begehrt und hochgeehret. Nun ereignete fich aber folgendes: zu nächtlichen Zeiten Fam eine Magd vor das Schloß, klopfte an und.rief ängftlich: fig möge ihr doch nicht zuwider feyn laffen, wo möglich alfobald aufzuftehen und mit hinaus vor Die Stadt zu folgen, wo eine fhwangere Frau in Kindesnoth Tiege, weil die dußers fie Stunde und Gefahr da fey und ihre Frau ihrem
*
ss —
Leibe gar keinen Rath wiſſe. Die Adelfrau ſprach: «es iſt gleich mitten in der Nacht, alle Stadtthore find ge⸗ ſperrt, wie wollen wir hinausfommen ?” Die Magb antwortete: das Thor fen ſchon im voraus geöffnet, fie folle nur fortinachen, (doch fich hüten, wie einige . Sinzufegen, an dem Drt, wo fie ‚hingeführt. werden würde, nichts zu effen noch zu trinfen, auch das ihr angebotene nicht anzurühren). Darauf fland die adli⸗ che Frau aus dem Bett, zog fich an, - Fam herunter und ging mit der Magd fort, welche angeflopft hat⸗ te; das Thor fand fie aufgethan und wie fie. weiter ins Feld Famen, war da ein ſchoͤner Gang, der ‚mitten in einen Berg führte Der Berg ftand aufgefperrt ‚and. ob fie wohl fahb, das Ding wäre. unklar, befchloß fie doch unerfchrodden weiter zu geben, bis fie endlich vor ein kleines Weiblein gelangte, das auf dem Bette lag in großen Geburtswehen. Die adliche Frau aber reichte ihr Huͤlfe (nach einigen brauchte ſie nur die Hand ihr auf den Leib zu legen) und gluͤcklich wurde ein Kindlein zum Tageslicht geboren. Nach gefoͤrder⸗ ter Sache ſehnte fie fich wieder aus dem Berg heim⸗ zugehen, nahm von der Kindbetterin Abfchied (ohne etwas von den Speifen und Getränfen, die ihr gebos. ten waren, berührt zu haben) und die vorige Magd geſellte fich ihr aufs neue zu und brachte fie unverlegt nach dem Schloffe zurüd, Bor dem Thorweg aber fand dic Magd ftill, bedankte fich hoͤchlich in ihrer Grauen Namen und z0g einen güldenen Ring vom Finger herab, den verehrte fie der adlichen Frau mit
den Morten: “nehmer dies theure Pfand wohl in acht und laffet e8 nicht von euch noch von’ euerm Gefchlecht
Tommen; die von Alvensleben werben blühen, fo lange fie dieſen Ring befisen, kommt er ihnen dermaleins ab, fo muß der ‚ganze Stamm erlöfchen.” Hiermit _
verfchwand die Magd. Dieſer Ring foll noch heutigestages richtig und cis
gentlich bei dem Haufe verwahrt werden und zu guter
Sicherheit in Kübel Hinterlegt feyn. Andere. aber bes haͤupten, er fey bei der Theilung in zwei Linien mit
Fleiß entzwei getheilt worden. Noch andere: die eine.
Haͤlfte fey zerſchmolzen, feitbem gehe es dem einen
Stamm: übel, Die andere Hälfte liege bei dem andern
Stamme zu Zichtow. Auch wird erzählt: die huͤlfrei⸗ che Frau Mar ein Ehweib, als fie drauf den folgen- Den Morgen ihrem Ehherrn die Gefchichte erzählt ‚ die ihr Nachts begegnet, babe er ihre nicht wollen glau= ben, bis fie gefprochen: “ei wollt ihr mir nicht glau⸗ ben, fo belt nur die Schlüffel zu jener Stube vom
Tifche her, darinnen wird der Ring noch liegen” Es '
befand fich fo ganz richtig. Es ift ein wunderliches um die Gefchenke, die Menfchen von den Geiſtern em⸗ pfangen haben.
69. | Die Frau von Hahn und der Dir, Praͤtorins Weltbeſchr. I. 100. 101. Eine vornehme Frau von Adel aus dem Geſchlech⸗ te der von Hahn wurde einſtmal durch einer Waſſer⸗
v
nire Zofe abgerufen und genötbigt, mit unter den . Fluß zur Wehmutter zugehen. Das Waſſer theikte fih son einander und fie geriethen auf einem luftigen Weg ‚tief ins Erdreich hinein, wo fie einem kleinen Meib- lein in Kindesfchmerzen hülfreiche Hand leiftete. - Nache dem alles gläclich verrichtet und die Frau von Hahn wegfertig war, willens nach Haus zu eilen, Pam cin kleiner Waffermann herein, langte ihr ein Gefchirr voll Nfche und fagte: fie folle für ihre Mühe herausneb⸗ men, ſo viel ihr beliebe. Sie aber weigerte, fih und nabın nichts; da fprach der Nir: “das heißt‘ dich Gott ſprechen, fonft hätte ich dich wollen umbringen.” Dar⸗ auf ging fie fort und wurde von der vorigen Zofe ruͤcklings nach Haus gebracht. Wie fie beide da wa= ren, 309 die Magd drei Stüde Goldes hervor, verehrte fie der adlichen Frau und ermahnte: diefen Schatz wohl zu verwahren und nicht abhändig kom⸗ men zu laſſen, fonft werde ihr Haus ganz durch Ars mutb verderben, im andern Fall aber Hülle und Fülle in allen Sachen babın. Drauf ging tie Zofe weg und tie drei Stuͤcke wurden unter tie drei Söhne ausge⸗ tdeiltz noch beute bluͤhen zwei Stämme bes Hauſes, die ibren Schatz fergjam aufheben; das dritte Enid hingegen fell neulich von ciner Frau verwahrleſt wors ten ſeyn, trüben fic armielig in Prag verflarb md ipre Linie cine Endſchaft gmemmen But.
7. |
Das Steeihmaß, der King und Becher,
. Memoires du marechal de Bassompierre (t 1646.) Cologne 1666. VoLI. p4—6.
Im Herzogthum Lothringen, ale es noch Tange zu Deutfchland gehörte, berrfchte zwifchen Nanzig’und Suenftadt (Luneville) der letzte Graf von Orgemiler, Er hatte Feine Echwertmagen mehr und vertheilte auf dem Todbette feine Länder unter feine drei Toͤchter
und Schwiegerfihne. Die ältefle Tochter hatte Eis mons von Beftein, die müttlere Herr von Crouy unb Die jüngfte ein deutfcher Rheingraf geheurathet. Außer den Herrichaften theitte er noch feinen Erben drei Ges fchenfe aus, der älteften. Tochter einen Streichlöffel (Streichmaas), der mittleren einen Trinkbecher und der dritten. einen Kleinodring, mit der Vermahnung, daß fie und ihre Nachkoͤmmlinge diefe Stuͤcke forgfältig
aufheben follten,, fo. würden ihre Käufer beftändig gluͤck—
lich ſeyn.
Die Sage, wie der Graf dieſe Stuͤcke bekommen, erzählt der Marſchall von Baſſompierre (Baſſenſtein), Urenkel des Simons, ſelbſt: der Graf war vermaͤhlt, hatte aber noch eine geheime Liebſchaft mit einer wun⸗ derbaren ſchoͤnen Frau, die woͤchentlich alle Mondtage in ein Sommerhaus des Gartens zu ihm kam. Lan⸗ ge blieb diefer Handel feiner Gemahlin verborgen, wann
er fich entfernte , bildete er ihr ein, daß er des Nachte -
im Wald auf den Anfland ginge. . Aber nach -ein Paar
/
\ \ —— 90 PROBEN,
Jahren fchöpfte die Gräfin Verdacht und trachtete die rechte Wahrheit zu erfahren. Eines Sommermorgens frühe fchlich fie ihm nach und Fam in die Sommer: Taube. Da fah fie ihren Gemahl fchlafen in Armen eines wunderſchoͤnen Frauenbilds, weil fie aber beide fo fanfte fchliefen, wollte fie fie nicht meden, fondern nahm ihren Schleier vom Haupt und breitete ihn uͤber der Schlafenden Füße Als die. fehöne Buhlerin er⸗ wachte und Des Schleier innen ward, that fie einen hellen Schrei, hub an jämmerlich zu Elagen und fags ‚ tes “ hinfuͤhro, mein kiebfter, fehen wir ung nimmermehr wieder, nun muß ich ‚hundert Meilen weit weg und abgefondert von dir bleiben.” Damit verließ. fie den Grafen, verehrte ihm aber vorher noch obgemelöte drei Gaben für feine drei Töchter, die möchten fie niemals abhanden: fommen laffen.
Das. Haus Baffenftein hatte Iange Zeit durch aus der Stadt Spinal (Epinal) einen Fruchtzins zu zie⸗ hen, wozu diefer Maaslöffel (cuilliere de la mesu- re) ſtets gebraucht wurde.
-7Ir Der Kobold,
Anterredungen vom Reich der Beifter I. 503. Praͤtorius Weltbeſchr. L 31° —320. Eurher’s Tiſch⸗Reden S. 103.
An einigen Orten hat faſt jeder Bauer, Weib, Söhne und Toͤchter, einen Kobold, der allerlei Haus⸗
Arbeit vertichtet, in der nuche Waſſer traͤgt, Hol baut, Bier holt, Focht, im Stall die Pferde ftriegelt, den Stall mifter und dergleihen. Wo er ift, nimmt Das Vieh zu und alles gebeiht-und gelingt. Noch heu⸗ te. fagt man fprüchwörtlich von einer Magd, der die Arbeit recht rafch von der Hand geht: “fie bat ben Kobold.” Wer ihn aber erzürnt mag fich vorfehen.
Sie machen, eh ſie in die Haͤuſer einziehen wol⸗ len, erſt eine Probe. Bei Nachtzeit naͤmlich ſchleppen ſie Saͤge⸗ Spaͤne ins Haus, in die Milchgefaͤße aber bringen ſie Koth von unterſchiedenem Vieh. Wenn nun der Hausvater genau achtet, daß die Spaͤne nicht zerſtreut, der Koth in den Gefaͤßen gelaſſen und dar⸗ aus die Milch genoſſen wird, ſo bleibt der Kobold im Haus, ſo lange nur noch einer von den Hausbewoh⸗ nern am Leben iſt.
Hat die Koͤchin einen Kobold zu ihrem heimlichen Gehuͤlfen angenommen, fo muß fie taͤglich um eine gewiſſe Zeit und an einem beſondern Ort im Haus ihm ſein zubereitetes Schuͤſſelchen voll gutes Eſſen hinſetzen und ihren Weg wieder gehen. Thut ſie das, ſo kann ſie faullenzen, am Abend fruͤh zu Bette gehen und wird dennoch ihre Arbeit fruͤh Morgens beſchickt fin⸗ den. Vergißt ſie das einmal, ſo muß ſie in Zukunft nicht nur ihre Arbeit ſelbſt wieder thun, ſondern ſie hat nun auch eine ungluͤckliche Hand, indem ſie ſich im heißen Waſſer verbrennt, Toͤpfe und Geſchirr zer⸗ bricht, das Eſſen umſchuͤttet, alſo daß ſie von ihrer Herrſchaft nothwendig ausgeſcholten wird. Daruͤber
Sat: man den Robot öfters lachen und kihern ge⸗ hoͤrt. | | Verändert fich auch das Geſinde ‚ fo bleibt er doch, ‚ja die abziehende Magd' "muß ihn ihrer Nachfolgerin anempfehlen, damit diefe fein auch warte. Will biefe nicht, fo bat fie beftändiges Ungluͤck, bis ſie wieder abgeht.
Man glaubt, ſie ſeyen rechte Menſchen, in Geſtalt tleiner Kinder, mit einem bunten Roͤcklein. Darzu et⸗ liche ſetzen, daß ſie theils Meſſer im Ruͤcken haͤtten, theils noch anders und gar graͤulich geſtaltet waͤren, je nachdem ſie ſo und ſo, mit dieſem oder jenem Inſtru⸗ ment vorzeiten umgebracht waͤren, denn ſie halten ſie fuͤr die Seelen der vorweilen im Hauſe Ermordeten.
Zuweilen iſt die Magd luͤſtern, ihr Knechtchen, Kurd Chimgen oder Heinzchen, wie fie den Kobold nennen, zu fehen und wenn fie nicht nachläßt, nennt der Geift den Ort, wo fie ihn fehen folle, heißt fie aber zugleich einen Eimer Falt Waffer mitbringen. Da begibt ſichs dann, daß fie ihn etwa auf dem Boden auf einem Kißchen nadt liegen fieht, und ein großes Schlacht Meffer ihm im Rüden ſteckt. Manche ift fo fehr ers
fchroden, daß fie ohmmächtig niedergefallen, worauf
der Kobold alsbald aufiprang und fie mit dem Falten Waſſer über und über begoß, damit fie wieder zu fich jelbft Fam. Darnach ift ihr die sur vergangen, ben Kobold zu fehen.
| 7. Ä Der Bauer mit feinens Kobold,
Tenzel monatl. unterred. San. 1689. ©. 145.
Ein Bauer war feines Kobolds ganz überdruͤſſig geworden, weil: er ‚allerlei Unfug anrichtete, doch mog⸗ te er es anfangen, wie er immer wollte, fo konnte
er ihn nicht wieder los werden. Zulegt ward er Raths,
die. Scheune anzufteden, wo der Kobold feinen Sig hatte und ihn zu: verbrennen. Deswegen führte cr erſt all fein Stroh heraus und bei dem legten Karrn zuͤndete er die Scheune an, nachdem er den Geift wohl
verfperrt hatte. Wie fie nun fihon in voller Glut ſtand, fah fich der. Bauer von ungefähr. um, fiehe, da
ſaß der Kobold hinten auf dem Karrn und fprach: “eg war Zeit, baß wir herauskamen! es war Zeit, daß wir berausfamen!” Mußte alfo wieder umkehren und den Kobold behalten. |
Be Der Kobold in ber Muͤble.
Balvaſſor Ehre von Crain B. 3. Cap. 28. 1. 42041, Er
Aus mündlicher Erzählung.
Es. machten einmal zwei Studenten von Rinteln eine Sußreife. Sie gedachten in einem Dorfe zu übers
nachten, weil aber ein heftiger Regen fiel und die Finfternig fo ſehr überhand nahm, daß fie nicht weiter fonnten, gingen fie zu einer in der. Nähe liegenden
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um ſie hintereinander zu bringen. Doch wußte er es
immer ſo zu ſtellen, daß niemand am Leben oder an .
der Geſundheit Schaden litt. Auf dem fürftlichen Schloſ⸗ fe zu Ahlden wohnte zu der Zeit Dtto Afchen von’ Mandelslohe, Droſt und braunfchweigifcher Rath; dies ſem fpielte Hinzelmann auch zuweilen einen Poſſen. Als einmal Gäfte bei ihm waren, fliftete er einen Zank, fo daß fie zornig auffuhren und nach ihren Des gen greifen wollten. Seiner aber konnte den feinigen: finden und fie mußten es bei ein paar Quer= Hieben mit der dicken Fauſt bewenden laſſen. Diefes Streichs hat ſich Hinzelmann gar ſehr gefreut und mit vielem Lachen erzaͤhlt, daß er Urheber des Zanks geweſen, vorher aber alles toͤdliche Gewehr verſteckt und bei Seite gebracht. Er habe dann zugeſchaut, wie ihm fein Anſchlag ˖ ſo wohl gelungen wäre, daß fie ſich weid⸗ lich herum geſchmiſſen. |
. Zu einer Zeit war ein Edelmann zu Hubdemühlen ‚eingetroffen, welcher fich erbot, den Haus: Geift aus⸗ zutreiben. Als er ihn. nun in einem Gemach merkte, deffen Thuͤren und Fenſter überall feft gefchloffen was ren, ließ er erft diefe Kammer, fo wie das ganze Haus, mit bewaffneten Zeuten befeßen und ging darauf felbft, von einigen begleitet, mit gezogenem Degen hinein. Sie fahen nichts, fingen aber an linfs und rechts nach al- Ien Seiten zu bauen und zu flechen in der Meinung, : den Hinzelmann, wo er nur einen Leib habe, "Damit
gewißlich zu erreichen und zu toͤdten; indeſſen fühlten
fie nicht, daß ihre Slingen etwas anders, als bie
.-1- :74 Huͤtchen. Muͤndliche Ersählunge, Der vielförmige Hintzelmann 39 — so. Erafm. Franeifei HR. Proteus 792798. Praͤtor. Weltbeſchr. I. 324. 3a5. Joh. Weier de praestig. daemon. c.22, deutfche Ueberſ. 64 — 66. Happel relat. curios.'4. 246.
Stiftiſche Fehde, Leibnitz SS. RR. brunsvic. II, Tr. IT. 189.258 b. Bolka⸗Sagen. Eifinad. I. 127 — 170. IV. 109— 237. -
An dem Hofe des Bifchof Bernhard von Hildes⸗ heim hielt fich ein Geift auf, der fich vor jedermann in ‚einem Bauernleide unter dem Schein der Freund⸗ lichkeit und Zrömmigkeit fehen ließ: auf dem Haupt trug er einen kleinen Filz⸗-Hut, wovon man ihm den Namen Huͤtchen, auf Nicderfähliih Hödeken ge⸗ gehen hatte. Er. wollte die Leute gern überreden, daß es ihm viel mehr um ihren Bortheil, als ihren Scha⸗ Den zu thun wäre, .. daher warnte er bald_den einen vor Ungluͤck, bald war er dem andern in einem-Vors haben behilflich. Es fehlen, ale trüge er Luſt und Freude an der Menfchen Gemeinfchaft, redete mit je⸗ dermann, fragte und antwortete gar geiprächig und freundlich.
Zu dieſer Zeit wohnte auf dem Schloffe Winzen- burg ein Graf Namens Hermann, welcher Das Amt als eine eigene Graffchaft befaß. Einer feiner Diener hatte eine ſchoͤne Frau, auf die er ein lüfternes Auge warf amd die. er mit feiner Leidenfchaft verfolgte, aber
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fie gab ihm wenig Gehör. Da fann er endlich auf fehlechte Mittel und als ihr Mann einmal an einen weit entlegenen Ort verreift war, raubte er ihr mit Gewalt, was fie ihm freiwillig verfagte. Sie mußte . Das Unrecht verfchweigen, fo lang ihr Mann abweiend war, bei feiner Ruͤckkehr aber eröffnete fie cs ihm mit großem Schmerz und wehmuͤthigen Gebärden. Dee Edelmemn glaubte, dieſer Schandfleden koͤnne nur mit dem Blute des Thäters abgewafchen werben, und da er die Freiheit hatte, wie ihn belichte, in des: Gra⸗ fen Gemach zu gehen, fo nahm er die Zeit wahr, wo Diefer noch mit feiner Gemahlin zur Ruhe lag, trat hinein, hielt ihm die begangene That mit harten Wor⸗ ten vor und als er merkte, daß jener fih aufmachen und zur Gegenmwehr anfchiden mögte, faſte er fein Schwert und erflach ihn im Bette an ber Geite dee Gräfin. Diefe entrüftete fih aufs allerheftigfte, fchalt den Thäter gewaltig und da fie gerade ſchwangeres Leibes war, fprach fie dräuend: “derjenige, den ich unter dem Gürtel trage, foll Diefen Mord an dir und den Deinigen rächen, daB die ganze Nachwelt daran ein Beifpiel nehmen wird.” Der Edelmann, als er vie Worte hörte, Tehrte wieder um und durchflach die Grde fin wie ihren Herrn.
Graf Hermann von Winzenburg war der letzte feis nes Stanimes und Demnach mit feinem und ber ſchwan⸗ gern Gräfin Tod das Land ohne Herrn. Da trat Hüts chen in felbiger Morgenſtunde, in welcher die That ge⸗ ſchehen war, vor das Bett des ſchlafenden Biſchofs
Bernhard, weckte ihn und fprach: “fteh auf, Glatz⸗ Fopf, und führe dein Volk zufammen! die Graffchaft Winzenburg ift durch die Ermordung ihres Heren le⸗ dig und verlaffen, du Fannft fie mit leichter Mühe anfer beine Bothmäßigkeit bringen.” Der Bifchof ftand auf, brachte fein Krieges Volf eilig zufanimen, und befegte und überzog damit die Grafichaft, fo daß er fie, mit Einwilligung des Kaiſers, auf ewig dem Stift Hildesheim einverleibte,
Die mündliche Sage erzaͤhlt noch eine andere E wahrfcheinlich frühere Gefchichte. Ein Graf von Wins zenburg hatte zwei Söhne, die in Unfrieden lebten; um einen Streit wegen der Erbfchaft abzuwenden, war- mit dem Bifchof zu Hildesheim feftgemacht, daß derjenige mit ber Graffchaft belehnt werden folle, wel⸗ cher zuerft nach des Vaters Tod fich darum bei dem Bischof melden würde. Als nun der Graf ftarb, ſetz⸗ te fich der:ältfte Sohn gleich auf fein Pferd und ritt fort zum Bifchof, der jüngfte aber hatte Fein Pferd und wußte nicht, wie er fich helfen follte. Da trat Hätchen zu ihm und fprah: “ich will bir beiftehen, fchreib einen Brief an den Biſchof und melde dich dars in um Belehnung, er foll eher dort feyn, als bein Bruber auf feinem jagenden Pferd.” Da fihrich er ihm den Brief und Huͤtchen nahm und trug ihn auf einem Wege, der Über Gebürge und Wälder gerabauss ging, nach Hildesheim, und war in einer halben Stuns de fchon ba, lange eh der ältefte herbeigeeilt Fam und gewann alſo dem jüngften das Land, Diefer Pfad iſt
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fchwer zu finden und beißt noch immer Huͤtchens Renns Pfad, | nn Huͤtchen erfchien an dem Hofe des Bifchof gar oft und Hat ihn, ungefragt, vor mancherlei Gefahr : gewarnt. Großen Herrn offenbarte es die Zukunft... Bisweilen zeigte es ſich, wenn es fprach, bisweilen : rebete es unfichtbar. Es hatte den großen Hut abe immer fo tief in den Kopf gedruͤckt, daß man nicmals fein Geficht fehen Eonnte Die: Wächter der Stadt. bat es fleißig in Acht genommen, daß fie nicht ſchlie⸗ fen, fondern hurtig wachen mußten. Niemand fügte es etwas Leid zu, es wäre denn am erften beichimpft worden; wer feiner aber fpottete, dem vergaß es ſol⸗ ches nicht, fondern bewies ihm wiederum einen Schimpf. Gemeinlih ging es den Köchen und Köcinnen zur Hand, ſchwatzte auch vielmal mit ihnen in der Küche. Eine Mulde im Keller war feine Schlafftätte und es. hatte ein Loch, wo es in die Erde gefrochen iſt. Als: man nun feiner gar gewohnt worden und fich niemand weiter vor ihm gefürchtet hat, begann .ein Küchenjuns ge es zu fpotten und hoͤhnen, mit Läfterworten zu bus deln und fo oft er nur vermogte, mit Dred aus der Küche auf es loszuwerfen oder es mit Spüls Waffer. zu begießen. - Das verdroß Hütchen fehr, weshalb «6 den Küchenmeifter bat, den Sungen abzuftrafen, bamir er folche Büberei unterwegen ließe, oder er felbft muͤß⸗ te die Schmach an ihm rächen. Der Küchenmeifter : lachte ihn .aus und fprach: “bift du ein Geift and fürchteft dich vor dem Fleinen Knaben!” Darauf aufs
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wortete Huͤtchen: “weil du auf meine Bitten ben Bu⸗ ben nicht abftrafen willft, will ich nach wenig Tagen Dir zeigen, wie ich mich vor ihm fürchte,” und ging Damit im Zorn weg. Nicht lange darauf faß der Jun⸗ ge nach dem Abendeffen allein in der Küche und war vor Müdigkeit eingefchlafen; da Fam ber Geift, erwuͤrg⸗ te ihn und zerhadte ihn in kleine Stuͤcke. Dann warf er felbige vollends in einen großen Keffel und fehte ihn ans Zeuer. Als der Küchenmeifter Fam und in dem Keſſel Menfchens Blieder Eochen ſah, auch aus den ‘übrigen Umftänden merkte, daß der Geift ein fremdes Gericht zurichten wolle, fing er an, ihn greulich zu -fchelten und zu fluchen. Hütchen, daruͤber noch hefti⸗ ger erbittert, Fam und zerdruͤckte über alle Braten, bie für den Bifchof und deſſen Hofleute am Spieße zum "euer gebracht waren, abfcheuliche Kroͤten ‚ fo daß fie von Gift und Blut träufelten. Und weil ihn ver Koch deßwegen wiederum fchmähete und fehändes te, ftieß er ihn, als er einftens aus dem Thore gehen wollte, von der Bruͤcke, die ziemlich hoch wer, in ben Graben. Weil man auch in Sorgen fland, er mögte des Bifchofs Hof und andere Häufer anzuͤnden, mußten alle Hüter auf den Mauern, fowohl der Stadt, als des Schloſſes, fleißig wachen. Aus dieſer und andern Urfachen fuchte der Bifchof Bernharb feiner 108 zu wers ‘den und zwang ihn endlich auch durth Veſchworung zu weichen.
Sonſt beging der Geiſt noch unterfepiebliche ‚ aben= theuerliche Streiche, welche doch felten jemand fchades
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ten. In Hildesheim war ein Mann, der ein leichtfer⸗ tiges Weib hatte, als er nun verreiſen wollte, ſprach er zu Huͤtchen: “mein guter Geſell, gib ein wenig Ach⸗ tung auf mein Weib, dieweil ich aus bin, und ſiehe zu, daß alles recht zugeht.” Huͤtchen that. es und wie. Das Weib, nach der Ubreife des Mannes, ihre Buhler kommen ließ und fich mit ihnen luſtig machen wollte, stellte fih der Geiſt allzeit ins Mittel, derjagte fie durch Schredgeftalten oder wenn einer ſich ing Bett gelegt, warf er unfichtbarer Weife ihn fo unfauber her⸗ aus, Daß ihm die Rippen Trachten. So. ging es ci= nem nach dem andern, wie fie das leichtfertige Weib in bie Kammer führte, fo daß Feiner ihr nahen durfte. Endlich, als der Mann wieder nach Haufe kam, lief ähm der ehrbare Hüter voller Freuden entgegen und fprah: "Deine Wiederfunft ift mir trefflich lieb, Damit ich der Unruhe und Mühe, die du mir aufgeladen haft, einmal abfomme” Der Mann fragte: “wer bift du denn?” Er antwortete: “ich bin Hütchen, dem bu bei Deiner Abreife dein Weib in feine Hut anbefohlen. Dir zu gefallen habe ich fie diesmal gehütet und vor dem _ Ehebruch bewahret, wiewohl mit großer und unabläffie ger Mühe. Allein ich bitte, du wolleft fie meiner Hut sicht mehr untergeben, denn ich will lieber der Schweis ne in ganz Sachfen als eines einigen folchen Weibes _ Hut auf mich nehmen und Gewaͤhrſchaft vor fie lei⸗ ften, fo vielerlei Xift und Raͤnke hat fie erdacht, mich zu hintergehen.
Zu einer Zeit befand ſich zu Huldet heim ein Geiſt⸗
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— 103 — licher, welcher ſehr wenig "gelernt hatte. Dieſen traf‘ die Reihe, daß er zu einer Kirchenverſammlung von ber übrigen Geiſtlichkeit ſollte verſchickt werden, aber er fuͤrchtete ſich, daß er in einer ſo anſehnlichen Ver⸗ ſammlung durch ſeine Unwiſſenheit Schimpf einlegen moͤgte. Huͤtchen half ihm aus der Noth und gab ihm einen. Ring, der von Lorbeer staub und andern Dingen zuſammen geflochten war und machte dadurch dieſen Sefanbten dermaßen gelehrt und auf eine gewiffe Zelt beredt, dag fich auf der Kirchenverfammlung jedermann uͤber ihn verwunderte und ihn zu den beruͤhmteſten Red⸗
nen zählte.
- Einem armen Nagelfchmiede zu Hildesheim. ließ Huͤtchen ein Stuͤck Eiſen zuruͤck, woraus goldene Muͤ⸗ gel geſchmiedet werden konnten und deſſen Tochter ala ne Rolle Spiken, ‚von der man inmer abmeffen lonn; u ohne daß ſie ſich verminderte. 4 —*
rs. 2.
.Uus dem Bude: der vielfdrmige Hinzelmann :oder umftändliche and merkwürdige Erzählung von einem GBeift, der ſich auf dem Haufe Hudemuͤhlen und hernach zu Eſtrup im Lande kuͤneburz unter viel⸗ faltigen Geſtalten und verwunderlicher Veränderung — ſehen laſſen
: 5m 3709 S. in 12. Von dem Pfarrer Zeldmann zu Eickelohe zuerſt Re abgefaßt. F F m“ Auf dem alten. Schloffe Hubemäßlen, Ins ; im -Bhe . neburgifchen nicht weit von der Aller. Kege-unb von
m nur noch Mauern fichen, hat firh lange Zeit ein
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wunderlicher Haus⸗Geiſt aufgehalten. Zuerſt ließ er ſich im Jahr 1584 hoͤren, indem er durch bloßes Pol⸗ tern und Laͤrmen ſich zu erkennen gab. Darnach fing er an bei hellem Tag mit dem Geſinde zu reden; wel⸗ ebes ſich vor der Stimme, die fich hören ließ ,. ohne daß jemand zu fehen war, erſchreckte, nach und nad aber daran gewoͤhnte und nicht mehr: darauf achtete. Endlich. ward er ganz muthig und hub an vor dem Haus s Herrn ſelbſt zu reden und führte Mittags . und Abends während der Mahlzeit mit den Anwefenden, fremden und einheimifchen, allerhand Gefpräche. Als fih nun die Furcht. verlor, ward er gar freundlich und zutraulich, fang, lachte und trieb allerlei Kurzweil fo lang ihn niemand boͤs machte; dabei war fine Stim⸗ mie zart, wie Die eines Knaben ober einer Jungfrau. Als er gefragt wurde, woher er fey und was er an diefem Ort zu fchaffen. habe, fagte:er, daß er au dem böhmifchen Gebürg gefommen wäre und im Boͤh⸗ mer= Walde feine Gefellfchaft hätte, die wolle ihn nicht leiden; Daher fey er nun gezwungen, fih fo lang zu entfernen und bei guten Leuten Zuflucht zu fuchen, bis feine "Sachen wieder beſſer ftänden. Eein Name fey. Hinzelmann, doch werde er "auch Lüring ges nonnt; er habe eine Frau, die heiße Hille Bingels. Wann die Zeit gekommen, wolle er ſich in feiner wab⸗ ren Geftalt fehen laſſen, jetzt aber wäre es ihm nit aelegen: Uebrigens waͤre er ein guter und ebrlicher Geſelle, wie: einer.
Der Haus⸗Herr, als er ſah, daß ſich der Geũ
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je mehr und. mehr zu ihm that, rwpfand ein Grauen . amd: wußte nicht, wie er ihn las werben follte, Auf Anrathen feinen Freunde entfchloß er fich endlich, fein Schloß: auf eine Zeit zu verlaffen und nad) Hannover zu ziehen. . Auf dem: Weg bemerkte man eine weiße Geber, die neben dem Wagen herflog, wußte aber:nicht;, was fie zu bedeuten habe. Als der Edelmann zu Han nover. angelangt war, vermißte er eine goldene Kette von Werth, die er um ten Hals getragen hatte, und wauf Verdacht auf das Gchinde des Haug: Wirthe; die ter aber: nahm fich feiner Leute: an und verlangte Ge: nugthuung für bie chrenrührige Anflage. Der. Edel: mann,, der nichts beweiſen Tonnte, faß unmuthig in feinem Zimmer: und- überlegte, wie er ſich aus dieſem verdrießlichen Handel zichen koͤnnte, als er auf ein⸗ mal. neben ſich Hinzelmanns. Stimme hörte, der zu ihm ‚Ahrachz.. warum bift du fo traurig? iſt Dir riwas widerwaͤrtiges begegnet, ſo entdecke mir’s, ich weiß bir. vielleicht: Huͤlfe. Soll ich auf etwas ra⸗ then, ſo ſage ich, du biſt wegen einer verlorenen Ket⸗ te. verdrießlich. “Ras machſt bu Hier? antwortete Der erfchrockene Edelmann, ‚warum bift bu mir gefolgt? weißt du. von der Kette?”: Hinzelmann fagte: *freis Aich bin ich dir gefolgt und habe dir auf der Reiſe Geſellſchaft geleiftet und. war allzeit. gegenwärtig. - Haft du mich nicht gefehen? ich war die weiße Feder, die ‚neben deinem Wagen flog, Wo die Kette ift, will. ich Die fagen: fuch nur unter tem Haupt «Kiffen in deinem Bett, "da wird ſie liegen.“ Als ſie fih da gefunden
Sn
m O6 . hatte, ward dem Edelmann der Geiſt noch ängftlicher und laͤſtiger und. er "redete ihm heftig’ anı, “waram' cr ihn durch die Kette mit dem Hauswirth in Streit ges bracht , - da er doch feinetwegen ſchon tie Heimat verlaffen. Hinzelmann antwortete: “was weichſt bu
vor mir ? ich Fann dir ja allenthalben leichtlich folgen
und feyn, wo bu bift! Es iſt beffer,. dag du in bein Eigenthum zuruüͤckkehrſt und meinetwegen nicht: baraus entweichft. Du fiehft wohl, wenn ich wollte, : fönnte ich das deinige all hinwegnehmen, aber darauf. fteht mein Sinn nicht.” Der Edelmann. befann ſich darauf und. faßte den Entſchluß zurückzugehen und dem Geift, im Vertrauen auf Gott, keinen Fuß breit zu weichen. —Zu Hudemuͤhlen zeigte ſich Ainzelmann nun gar zuthätig und fleißig :in allerhand Arbeit. In der Kuͤ⸗ she handthierte .er:. Nachts und wenn die Köchin Abends nach. der . Mahlzeit Schäffel und Zeller unahgewaſchen durch. einander in einen. Haufen hinfehte;.fo waren fte ‚Morgens wohl geſaͤubert, glänzend. wie Spiegel, in: gus ter: Ordnung hingeſtellt. Daher ſie fish auf ihn vers Laffen und gleich Abends nach der Mahlzeit: ohne Sor⸗ gen zu Ruhe legen konnte. ‚Auch verlor fich niemals etwas in der Kuͤche, ober war ja etwas. verlegt, fo
wußte es Hinzelmann gleich in der. verborgnen Ede,
wo es fledte, wieder zu ‚finden und gab:.es feinem Herren in Die Kindes: Hatte man fremde Gäfte zu ers
‚warten, fo ließ .fich: ber Geift fonderlich hoͤren und: fein
Arbeiten: dauerte: Die: ganze Nacht: da ſcheuerte er Die
Keſſel, wufch die Schüffeln , fäuberte Eimer und Zuber.
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Die Köchin war ihm dafür dankbar, that nicht nur, was er begehrte, . fondern bereitete ihm freiwillig feine füße Milch.. zum: Fruͤhſtuͤckk. Auch übernahm der Geift Die Aufficht über die andern Knechte und Mägde, gab Achtung, was ihre Verrichtung. war, und bei der Ar⸗ keit ermahnte er fie mit guten Worten fleißig zu feyn. Wenn fich aber jemand daran nicht kehrte, ergriff er auch wohl den Stod .und gab ihm damit die Lehre, Die Migde warnte. cr oft vor den Unmillen ihrer Frau - mb erinnerte fie an irgend eine Arbeit, die. fie um anfangen follten. Eben fo geichäfftig zeigte fich der Seiſt auch im ‚Stalle: er wartete der. Pferde, ftriegel- te. fie, fleißig, daß fie glatt anzufehen waren wie ein Hal, auch nahmen fie fichtbarlih zu, wie in. Temer Zeit, alfo daß fich, jedermann darüber verwunderte. Seine Kammer war im oberfien Stockwerk zur rechten Seite und fein Hausgeraͤthe beſtand aus drei Stuͤcken. Erſtlich aus emem Seſſel ober Lehnſtuhl, den er ſelbſt von Stroh in allerhand Farben gar kunſt⸗ reich geflochten, voll zierlicher Figuren und Kreuze, die nicht ohne Verwunderung anzuſehen waren. Zweitens aus einem kleinen runden Tiſch, der auf ſein vielfaͤlti⸗ ges Bitten verfertigt und dahin gefetzt war. Drittens aus einer zubereiteten Bettſtatt, die er gleichfalls ver langt hatte. Man hat nie cin Merkmal gefunden, daß ein Menfch darin geruht, nur fand man ein kleines Gruͤblein, als ob cine Katze da gelegen. Auch mußte ihm das Gefinde,. befonders die Köchin, täglich eine Schuͤſſel voll. füger Milch mit Broden von Weißbrot -
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zubereiten und auf ſein Tiſchlein ſtellen, welche her⸗ nach rein ausgegeſſen war. Zuweilen fand er fich an der Tafel des Hausherren ein, we ihm an. einer be⸗ ſonderen Stelle Stuhl und Teller geſetzt werden mußte. Wer vorlegte, gab ihm die Speiſe auf ſeinen Teller und ward das vergeſſen, ſo gerieth der Haus ⸗Geiſt in Zorn. Das vorgelegte verſchwand und ein gefuͤll⸗ tes Glas Wein war eine Weile weg und wurde dann Iger wieder an feine Stelle geſetzt. Doch fand man Die Speifen hernach unter den Baͤnken oder in einem Winkel des Zimmers liegen.
In der Geſellſchaft junger Leute war Hinzelmann luſtig, ſang und machte Reime, einer ber gewdhnlich— ſten war:
Ortgieß laͤßt du mick hier gan, Gluͤcke fall du bau; Wultu mid aver verdrieyen
VUngluͤt warft du kriegen. i wiewohl. er auch Die Xieder und Sprüche anberer wie⸗ derholte zur Kurzweil oder um ſie damit aufzuziehen. AUS der, Pfarrer Feldmann einmal auf Hudemuͤhlen zu Gaſt geladen war und vor die Thüre Fam, hörte er oben im Saal jemand fingen, jauchzen und viel We⸗ . jens treiben, weshalb er dachte, es wären Abends vor⸗ her Fremde. angelommen, bie oben ihre Zimmer hätten und ſich alſo luſtig bezeigten.. Er fagte darum zu dem SHoftneier, . der auf dem Platz fand und Ho ‚gehackt Hatte: “Johann, was Habt ihr droben - vor ‚Söfte?” Der Hofmeier antwortete: “niemand: ftems
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des, es iſt unfer Hinzelmann, der fich fo luſtig ſtellt, es wird fonft fein lebendiger Menfch im Saal ſeyn ;w. Als der Pfarrer mm in den Saal binaufftieg, fang. ihm. Hinzelmann entgegen: “mien Dubme (Daumen), mien Duhme, mien Ellboeg find twey!”
Der Pfarrer verwunderte ſich uͤber dieſen ungewoͤhnli⸗ chen. Geſang und ſprach zu Hinzelmann: “was ſoll das fuͤr eine Muſik ſeyn, damit du nun aufgezogen kommſt?“ “Ei, antwortete der Geiſt, das Liedlein hab ich von euch gelernt, denn ihr habt es oft geſun⸗ gen und ich hab es noch vor etlichen Tagen, als ihr an einem gewiſſen Ort zur Kindtauf waret, von euch gehört.” '
Hinzelmann net gern, ohne aber jemand Scha⸗ den dabei zu thun. Knechte und Arbeits= Leute, wenn fie Abends beim, Trank faßen, brachte er in Handge⸗ meng und fah ihnen dann mit Luft zu. Wenn ihnen der Kopf ein wenig warm geworden war und eg ließ einer. etwa unter den Zijch etwas fallen und buͤckte fich darnach, fo gab er ihm rückwärts. eine gute Ohr⸗ feige, feinen Nachbar aber zwidte er ins Bein. De- geriethen die beiden an einander, crft mit Worten, dann mit, Werfen und nun mifchten ſich die andern hinein, fo Daß jeder feine Schläge austheilte und er⸗ hielt und am andern Morgen die blauen Augen und gefchwollenen Gefichter als Wahrzeichen überall zu fehen waren. Daran ergögte fich Hinzelmann von- Herzen und erzählte hernach, wie er es angefangen,
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um ſie hintereinander zu bringen. Doch wußte er ı8
- . immer fo zu flellen, baß niemand am Leben sder an .
der Geſundheit Schaden litt. Auf dem fürftlichen Schlofs fe zu Ahlden wohnte zu der Zeit Otto Aſchen von’ Mandelslohe, Droft und braunfchweigifcher Rath; die=
- . fem fpielte Hinzelmann auch zuweilen einen Poſſen.
Als einmal Gäfte bei ihm waren, fliftete er einen Zank, fo daß fie zornig auffuhren und nach ihren Des gen greifen wollten. Keiner aber Fonnte den ſeinigen - finden und fie mußten es bei ein paar Quer: Hieben mit der dicken Fauſt bewenden laſſen. Diefes Streichs hat ſich Hinzelmann gar ſehr gefreut und mit vielem Lachen erzaͤhlt, daß er Urheber des Zanks geweſen, vorher aber alles toͤdliche Gewehr verſteckt und bei Seite gebracht. Er babe dann zugeſchaut, wie ihm fein Anſchlag ˖ ſo wohl gelungen waͤre ‚daß fie ſich weid⸗ lich herum geſchmiſſen.
Zu einer Zeit war ein Edelmann zu Hudemuͤhlen eingetroffen, welcher ſich erbot, den Haus: Geift aus⸗ zutreiben. Als er ihn nun in einem Gemach merkte, deſſen Thuͤren und Fenſter uͤberall feſt geſchloſſen wa⸗ ren, ließ er erſt dieſe Kammer, ſo wie das ganze Haus, mit bewaffneten Leuten beſetzen und ging darauf ſelbſt, von einigen begleitet, mit gezogenem Degen hinein. Sie ſahen nichts, fingen aber an links und rechts nach al⸗ len Seiten zu hauen und zu ſtechen in der Meinung, . den Hinzelmann, wo er nur einen Leib habe, "damit gewißlich zu erreichen und zu toͤdten; indeflen fühlten fie nicht, Daß ihre Klingen etwas anders, als bie |
Die leere Luft durchſchnitten. Wie ſie glaubten, ihre Ar⸗ beit vollbracht zu haben und muͤd von dem vielen Fech⸗ - ten hinausgehen wollten, ſahen fie, als fie die Thuͤre des Gemachs öffneten , eine Geftalt gleich einem ſchwar⸗ zen Marder binausfpringen und hörten die Worte: “eil- ei! wie fein habt ihr mich doch ertappt!” Hernach bat fih Hinzelmann über dieſe Beleidigung bitterlich befchwert. und gefagt: er würde leicht Gelegenheit has ben fich zu rächen, wenn er nicht den beiden Fräulein: im Haufe Verdruß erfparen wollte Als diefer Edel⸗ mann nicht lang barauf in eine leere Kammer- des Hauſes ging, erblidte er auf einer wuͤſten Bettitatt eine zus ſammengeringelte große Schlange liegen, die fogleich verſchwand, aber er hörte die Worte des Geiſtes: “bald hätteft du mich erwifcht!»
Ein anderer Edelmann hatte viel von Hingelmann erzählen gehört und war begierig, felbft etwas von ibm zu erfahren. We er nun nach Hudemuͤhlen fam, warb fein Wunfch erfüllt und der Geift ließ fi in dem Zims mer aus einem Winkel bei einem großen Schrank hoͤ⸗ zen, wo etliche leere Wein- Krüge mit langen Hälfen Hingefeßt waren. Weil nun die Stimme zart und fein war und ein wenig heifer, gleich als fpräche fie aus ei= nem hohlen Gefäße, fo meinte der. Edelmann, er ſitze vielleicht in einem diefer Krüge, lief hinzu, faßte ſie und wollte fie zuftopfen, um auf dieſe Weife den Geift zu erhafchen. Als er damit umging, fing Hinzelmann an überlaut zu lachen und fprach: “hätte ich nicht vor⸗ Yängft von andern Leuten gehört, daß du cin Narr
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waͤrſt, fo fünnte ichs nun felbft mit anfchen ,. weil bu meinst, ich fäße in den leeren Krügen und deckſt fie mit der Hand zu, als hätteft du mich gefangen. Ich “achte dich nicht der Mühe werth, fonft wollt ich. dich ‚fihon ‚wigigen, daß bu eine Zeit lang meiner gedenken . follteft. Aber ein wenig gebabet wirft du doch bald werten” Damit fchwieg er und ließ ſich nicht: wicher hören, fo lange der Edelmann da war; ob dieſer hers nach wirklich ins Wafler gefallen, wird nicht gemeldet Pi doch iſts zu vermuthen.
Es kam auch ein Teufels Banner, ihn auszuja⸗ gen. Als dieſer mit feinen Zauber⸗-Worten die Wer fchwörung anhub, war Hinzelmann zuerft ftill und lie nichts von ſich hören, aber wie jener nun bie kraͤftig⸗ ften Sprüche gegen ihn ablefen wollte, riß er ihm das Buch aus den Händen, zerftüdekte es, daß die Bläts ter in dem Zimmer herum flögen, padte den Banner danu felbft und druͤckte und fragte ihn, daß er voll: Angſt fortlief. Auch hieruͤber beklagte er ſich und fprach: “ich bin ein Chrift, wie ein anderer Menfch
- . und hoffe felig zu werden.” Als er gefragt wurbe,
ob er die Kobolde und Polters@eifter Fenne, antwor⸗ tete er: was gehen mich diefe an? dag find Teufels?⸗ Gefpenfter, zu ‚welchen ich nicht - gehöre. Won mir bat fich niemand Böfes, vielmehr alles Gute zu vers fehen. Laßt mich. unangefochten, fo werdet ihr überall Gluͤck fpüren: das Vieh wird gedeihen, die Güter in Aufnahme kommen und alles wohl von Statten ger. ben.” |
Laſter
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.. Kafter und, Untugenden waren ihm zuwider: einen von, den. Haus Genofjen ftrafte er wegen feiner Karg⸗ Beit oft mit harten Worten und fagte den übrigen, da @ ihn um feines Geiges willen gar nicht leiden koͤnn⸗ te: . Einem andern verwies er feine Hofſahrt, die cr von Herzen hafſe. Als einmal zu ihm gefagt würde, wenn er ein guter Chrift feyn ‚wolle, ſo müßte ce Bott anrufen und bie Gebäte der. Chriften fprechen, fing er an das Vater unfer zu fagen und ſprach es bis zur ſechſten Bitte, die Worte “erlüfe uns von dem Boͤſen,“ mürmelte er nur leiſe. Er fagte auch den chriſtlichen Glauben her, aber zerriſſen und ſtammelnd. Denn als er zu den Worten gelangte: “ich glaube eis ne Vergebung der Sünden, Auferftehung des Fleiſches und ein ewiges Leben,” brachte er fie mit .heiferer und anbeutlicher Stimme hervor, alfo daß man ihn nicht zecht hören und verſtehen konnte. Der Prediger zu Eickelohe, weiland Hr. Marquard Feldmann, berichtet, - Ho: fein Vater um die Zeit Der Pfingften auf Hude⸗ mühlen zu Gaft gebeten worden; da habe Hinzelmann den fchönen Gefang: “nun bitten wir. den beiligen Geift”.wie eine. Jungfrau oder ein junger Knabe mit fehr Hoher und nicht unangenehmer Stimme bis ganz zu Ende gefungen, Ga, nicht allein dieſen, fondern viele andere geiftliche Gefänge, habe er auf Verlangen ‚angeftimmt ,. befonderd wenn ihn biejenigen darum be= . grüßt, die er für feine Freunde gehalten und mit wele ‚hen ex vertraulich. geweſen. Darum ward ber Geiſt gewaltig boͤs, wenn man 2
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ibm nicht ehrlich und -nicht als einen Ehriften behan⸗ delte. Einmal reifte ein Edelmann aus dem Geflecht von Mandelsloh nach Hudemuͤhlen. Er ſtand wegen ſeiner Gelehrſamkeit in großem Anſehen, war Domherr bei dem Stift Verden und Geſandter bei dem Kurfuͤrſt von Brandenburg und dem Koͤnige von Daͤnemark. Als er nun von dem KHaus=Geift hoͤrte, und daß er als ein Chrift wollte angefehen feyn, fprach er, er koͤnnte nicht: glauben, daß es gut mit ihm ftehe, er muͤſſe ‚ihn vielmehr fir den böfen Feind und den Teufel hals ten, denn Menſchen folder Art und Geftalt Habe Gott nicht erfchaffen, die Engel aber lebten Gott ihren Herrn und fehirmten und fchüßfeh Die Menſchen; bas "mit flimme. das Poltern und Toben und die aben⸗ theuerlichen - Händel des Geiſtes nicht überein. Hinzel⸗ ‘mann, der während feiner Anweſenheit fich noch nicht. hatte hören laſſen, machte ein Geräufch und ſprach:
ypas fagft du, Barthold? (alſo hieß der Edelmann) bin ich der boͤſe Feind? Ich rathe Dir, fage nicht zu viel, oder ich werde bir ein anderes zeigen unb bir weifen, daß du ein andermal ein befferes Urtheil von mir fällen follft.” Der Herr. entfegte fich, als er, oh⸗ ne jemand zu fehen, .eine Stimme fprechen hoͤrte, brach die Rede ab und wollte nichts mehr von ‚ihm hören, fondern ihn in feinen Würben laſſen. Zu einer . “andern Zeit Fam ein Edelmann, welcher bei Tiſch, als er den Stuhl und den Teller fuͤr Hinzelmann ſah, ihm nicht zutrinken wollte. Daruͤber beſchwerte fich der Geiſt und ſprach: “ich hin ein ſo ehrlicher und-guter
ell als dieſer: warum trinkt er mich vorüber?” auf antwortete ber Edelmann:: * weiche von. bins und trinke mit deinen Höllifchen Geſellen, hier haft zichts zu fihaflen!” Ale Hinzelmann das hörte, b.er fo .heftig erbittert, daß er ihn bei dem Schnalls nen padte, Damit cr nach. damaliger Sitte feinen ztel unter. dem-Halfe zugefchnallt hatte, nieder zur : 309g und alfo wuͤrgte und druͤckte, daß allen efenden angit wurde, er moͤgte ihn umbringen jener, nachdem der Geiſt von ihm abgelaffen, fich nach einigen Etunden wieder erholen konnte, Wie⸗ m reifte einmal ein guter Freund des Hausherren Hudemuͤhlen vorbei, trug aber Bedenken wegen des s⸗Geiſtes, "von deſſen Schalfheit ihm vieles war ilt worden, einzulehren und fehickte feinen Diener, zu melden, daß er nicht einfprechen. koͤnne. Der 8= Herr ließ ihn inftändig bitten, bei ihm die Mitz aMahlzeit zu nehmen, aber der Fremde entfchuls ſich Höflich damit, daß er fih nicht aufhalten te; doch fette er hinzu, es errege ihm zu großen ecken, mit einem Teufels -Gefpenft an einem Tifch Ben, zu eſſen und zu trinfen. Bei diefer Untere 19 draußen hätte fih Hinzelmann auch eingefuns - denn man hörte, nachdem fich der Fremde alfo igert, die Worte: “warte, mein guter Gefelle, die fol dir ſchon bezahlt werden!” Als nun der nde fortfuhr und auf die Brüde Fam, welche die Meiffe zeht,: fliegen die Pferde mit den vor⸗ Züßen in die Höhe, verwicelten fih ins Geſchirr, 92
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daß wenig fehlte, ſo waͤre er mit Roß und Wagen ins Waſſer geſtuͤrzt. „Wie alles wieder zurecht gebracht wat und der. Wagen einen Schuß weit gefahren, wurs de er zwifchen Eickelohe und Hudemuͤhlen auf ebener Erde’in dem Sand umgefehrt, doch ohne Daß die dars in Sigenden weiteren Schaden nahmen. . Mie Hinzelmann gern in Geſellſchaft und unter Leuten war, fo hielt er fich doch am liebften bei den
Frauen auf und war mit ihnen gar freundlich und
umgaͤnglich. Auf Hudemühlen waren zwei Fraͤulein, Anna und Katharine, welchen er beſonders zugethan war, ihnen klagte er ſein Leid, wenn er war erzuͤrnt worden und fuͤhrte ſonſt allerhand Geſpraͤche mit ih⸗ nen. MWenn:fie uͤber Land reiſten, wollte er fie nicht verlaffen und begleitete fie in Geftalt einer weißen Fe⸗ der allenthalben. Legten fie fih Nachts fchlafen, fo ruhte er unten zu ihren Füßen auf dem Deckbett und man ſah am Morgen eine kleine Grube, als ob ein Hündlein da gelegen hätte, Beide Fräulein verheiras theten ſich nicht, denn Hinzelmann ſchreckte alle Freier ob. Manchmal fam es fo weit, daß eben die Verlos bung follte gehalten werden,